DIW zur Situation in Russland : Wahrscheinlichkeit einer Staatspleite stark gestiegen

DIW-Präsident Marcel Fratzscher sieht die Wahrscheinlichkeit einer Staatspleite Russlands bei rund 33 Prozent. Dies signalisierten an den Finanzmärkten die Absicherungspapiere (CDS) gegen den Ausfall russischer Staatsanleihen, sagte der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) am Mittwoch in Berlin.

"Ich halte das für eine realistische Wahrscheinlichkeit, dass wir hier irgendwo bei einem Drittel liegen." Von einer Pleite wären auch die Eurozone, Deutschland und viele Schwellenländer betroffen. "Zu glauben, dass Russland isoliert bleiben könnte, wird sich wohl als eine Illusion herausstellen".

Ölpreis plus Rubelverfall

Russland leidet unter einem Verfall des Ölpreises und einer Talfahrt des Rubel. Die Zentralbank des Landes hatte sich mit einer drastischen Zinserhöhung gegen die Turbulenzen und eine massive Kapitalflucht gestemmt.

Fratzscher bezeichnete die Situation für Russland als extrem schwierig. Er gehe davon aus, dass die russische Regierung letztlich doch versuchen werde, sogenannte Kapitalverkehrskontrollen einzuführen, um die Flucht von Investoren-Geldern zu stoppen.

Okkupation in der Ukraine

Wichtig sei vor allem, den Ukraine-Konflikt so schnell wie möglich politisch beizulegen. "Nur dann, wenn die Sanktionen wieder aufgehoben werden und ausländisches Kapital und Kapital von russischen Investoren wieder ins Land reinkommt, wird sich die Lage wieder stabilisieren können."

Der Westen wirft Russland vor, die Rebellen in der Ost-Ukraine zu unterstützen und damit zur Destabilisierung des Landes beizutragen. Die USA und die Europäische Union haben deshalb eine Reihe von Sanktionen gegen Russland verhängt.

Seit Beginn des Konflikts im April wurden mehr als 4300 Menschen getötet. Seit Dienstag vergangener Woche ist eine neue Waffenruhe in Kraft, die sich jedoch erneut als brüchig erweist. (reuters/apa)