Strategie : VW: Der Streit um sogenannten "Zukunftspakt" wird härter

Im Streit über den Umbau der schwächelnden Marke Volkswagen sind die Fronten zwischen Betriebsrat und Management offenkundig verhärtet. Ein erstes Gespräch über die Umsetzung des "Zukunftspakts" sei zu Beginn dieser Woche ergebnislos vertagt worden, erklärte ein Sprecher des Betriebsrats.

Mitarbeiter: Konzernchef Müller solle sich stärker einbringen

Die Arbeitnehmervertretung drängt nun darauf, dass sich Konzernchef Matthias Müller stärker in die Verhandlungen einschaltet. "Wir würden es begrüßen, wenn der Konzern die Umsetzung des Zukunftspaktes und die Einhaltung der Vereinbarungen stärker an sich zieht", sagte ein Sprecher des Konzernbetriebsrats.

Ein VW-Sprecher erklärte, die Gespräche seien vertagt worden, wollte aber zu Details nicht Stellung nehmen. Konzernchef Müller kritisierte in einem Brief an die Mitarbeiter scharf, dass interne Konflikte öffentlich über die Medien ausgetragen würden. So entstehe der "fatale und falsche Eindruck, dass es bei VW nur noch gegeneinander und nicht miteinander geht", schrieb Müller in dem Brief, der Reuters vorlag. Müller versprach, der Konzernvorstand und er persönlich wollten alles für eine konstruktive Lösung tun.

Betriebsrat: Management hält sich nicht an Vereinbarungen

Der Betriebsrat hatte VW-Markenchef Herbert Diess vergangene Woche vorgeworfen, den im November beschlossenen Pakt nicht einzuhalten. Mit dem nach monatelangem Ringen vereinbarten Plan soll bis 2020 das Personal an den deutschen Standorten um ein Fünftel oder rund 23.000 Stellen abgebaut werden. Das soll über Altersteilzeit und Rente der Beschäftigten, aber ohne betriebsbedingte Kündigungen erreicht werden. Die Kosten sollen dadurch um 3,7 Mrd. Euro sinken, die zuletzt niedrige operative Rendite auf vier Prozent verdoppelt werden.

Der Streit dreht sich jetzt vor allem darum, wie viele Leiharbeitnehmer bald nicht mehr weiterbeschäftigt werden. Diess wolle möglichst schnell möglichst viele befristete Beschäftigte aus dem Unternehmen drängen, um schon im ersten Quartal Erfolge beim Stellenabbau vorweisen zu können, kritisierte der Betriebsrat. Auch gebe es einen Einstellungsstopp.

Markenchef Diess verteidigt Sparkurs

Diess verteidigte vergangene Woche seinen Sparkurs. Die wirtschaftliche Lage lasse wenig Spielraum. "Die Übernahme von Leiharbeitern in größerem Umfang würde nochmals den Abbau-Druck auf die Stammbelegschaft erhöhen", warnte er. Nach einem Bericht des "Handelsblatt" sollen dennoch etwa 2.000 Leiharbeitnehmer eingestellt werden.

Bei der für Montag anberaumten Krisensitzung sollte ein Kompromiss geschlossen werden. Der frühere BMW-Manager Diess hat den Ruf eines harten Kostendrückers und war schon oft mit Betriebsratschef Bernd Osterloh aneinandergeraten. Müller musste bereits im vergangenen Jahr eingreifen, um die Betriebsparteien auf einen Nenner zu bringen.

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VW startet mitten im Abgasskandal einen Umbau

Der Krach erschüttert Volkswagen mitten in der milliardenteuren Aufarbeitung des Dieselskandals. Auch nach Abschluss der Vergleichsverhandlungen mit US-Behörden und Schadensersatzklägern kommt Europas größter Autokonzern nicht aus den Schlagzeilen. So schied die eigens zur Aufklärung des Skandals angeheuerte Juristin Christine Hohmann-Dennhardt nach nur einem Jahr wieder aus dem Vorstand aus.

Der frühere Firmenpatriarch Ferdinand Piech soll in Zeugenaussagen erklärt haben, Aufsichtsratsmitglieder wie Osterloh und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil seien schon ein halbes Jahr vor dem Auffliegen der Abgasmanipulation von ihm über die Angelegenheit unterrichtet worden. Die Aufsichtsräte wiesen das zurück, VW prüft rechtliche Schritte gegen Ex-Aufsichtsratschef Piech. (reuters/apa/red)