Standort Vorarlberg : Vorarlberger Wirtschaft: Geschlossene Grenzen als riesiges Problem

Alpla Vorarlberg Standort Vorarlberg Kunststoffindustrie Verpackungsindustrie Plastik
© Alpla/Texplast

Die Grenzschließungen hinterlassen in der Vorarlberger Wirtschaft deutliche Spuren über alle Branchen hinweg. Theresia Fröwis, Obfrau der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Vorarlberg, bezifferte den dadurch resultierenden Umsatzverlust mit 300 Mio. Euro im Jahr. Elmar Herburger, Spartenobmann Tourismus, appellierte an die Politik, Grenzübertritte in der Region wieder möglich zu machen.

"Aufgrund der starken Verflechtungen innerhalb Vorarlbergs, aber auch wegen der intensiven internationalen Ausrichtung, betrifft die Krise die gesamte Wirtschaft, die Betroffenheit der einzelnen Wirtschaftszweige ist zum aktuellen Zeitpunkt unterschiedlich. Laut Prognosen ist in den kommenden Monaten mit einer der schwersten Rezessionen der vergangenen Jahrzehnte zu rechnen. Wie schwer sie tatsächlich sein wird, hängt stark davon ab, wie rasch es uns gelingt, die gesamte Wirtschaft wieder hochzufahren", betonte Wirtschaftskammer-Direktor Christoph Jenny.

Ein Standort im Vierländer-Eck

Im Vierländer-Eck Österreich-Deutschland-Schweiz-Liechtenstein eingebettet, wirken sich in Vorarlberg die Grenzschließungen durch den Wegfall von Einkäufern aus der Schweiz sowie Touristen aus dem nahen Umfeld besonders drastisch aus. "Solange die Grenzen geschlossen sind, fehlen 300 Mio. Euro Umsatz", sagte Fröwis, die die Öffnung des Personenverkehrs in die Schweiz "als wichtigen nächsten Schritt" bezeichnete. Herburger wollte es ermöglicht sehen, dass Personen aus den Nachbarregionen unter besonderen Vorkehrungen bald wieder nach Vorarlberg einreisen können. "Wenn für Personen aus Wien oder Niederösterreich unter Schutzmaßnahmen Urlaub in Vorarlberg erlaubt ist, warum sollte das jemandem aus Zürich dann nicht möglich sein?", fragte er.

JETZT NEU - Corona Economy:

Der neue Nachrichten-Echtzeit-Dienst von INDUSTRIEMAGAZIN. Registrieren Sie sich hier >>

Die Sparte Transport/Verkehr mit Obmann Gerhard Berkmann berichtete, dass das Ferienreisegeschäft von Bus-Unternehmen aufgrund der geschlossenen Grenzen komplett zusammengebrochen sei und diese Firmen "Unterstützung von allen Seiten" bräuchten. In der Güterbeförderung führten die Grenzschließungen zu Wartezeiten von bis zu 20 Stunden an den Grenzübergängen. "Da hätten die Politiker schneller handeln müssen", sagte Berkmann. Für die Industrie stellte Obmann Georg Comploj fest: "Die Lieferketten sind zum Teil unterbrochen, und wir hängen von unseren Exportmärkten wie Deutschland, der Schweiz und Italien ab. Wir müssen warten, bis wir sie wieder bedienen können."

Unterschiedliche Situation in den einzelnen Branchen

Grundsätzlich zeichneten die verschiedenen Spartenobleute ein differenziertes Bild von den diversen Branchen. Während manche durch die Coronavirus-Krise einen Schub erfuhren - wie etwa der Lebensmittelhandel oder die IT-Spezialisten - bedeutete sie für viele Geschäftszweige aber auch einen Totalausfall. Als Beispiele dafür nannten die Obleute unter anderen den Tourismus, den Schuh-und Modehandel, Frisöre, Unternehmensberater, Werbeagenturen, Tankstellenbetreiber oder Taxiunternehmen. Für die Banken- und Versicherungssparte erklärte Wilfried Hopfner, dass man bisher rund 6.000 Kunden Stundungen ermöglicht und 500 Mio. Euro an Neu- und Überbrückungskrediten ausgegeben habe.

Gelobt wurden die Unterstützungs- und Förderprogramme des Bundes und des Landes. Es sei das größte Anliegen, Arbeitsplätze zu erhalten, wurde unisono betont. Es brauche nun ein Zusammenstehen von Gesellschaft und Wirtschaft, dann werde man aus dieser schwierigen Situation wieder herauskommen, sagte Jenny. (apa/red)

INDUSTRIEMAGAZIN-Service zum Thema Corona:

So sieht das Corona-Hilfspaket der EU aus >>

COVID-19: Die wichtigsten Infos zu Kurzarbeit, Versicherungsschutz & Co. >>

Corona-Economy: Push-Informationen in Echtzeit >>