Maschinenbau : Voith kürzt Papiermaschinensparte – Standort St. Pölten wackelt

Der deutsche Maschinenbaukonzern Voith will sich nach Zeitungsinformationen von seiner Industriedienste-Sparte trennen. Massive Kürzungen und Werksschließungen stehen laut "Frankfurter Allgemeiner Zeitung" (FAZ, Montag) in der Papiermaschinensparte an. Davon sei auch der Standort St. Pölten betroffen. Heute tagt der Voith-Aufsichtsrat, am Nachmittag sind Pressekonferenzen - auch in St. Pölten.

Aufträge fehlen seit drei Jahren

Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" schreibt, will der Voith-Vorstand ausgerechnet an die Wurzeln des Unternehmens, den Bau von Papiermaschinen, abermals Hand anlegen, um Voith wieder zu früherer Ertragskraft zu bringen. Seit drei Jahren habe Voith keinen einzigen Auftrag für eine der gewaltigen Anlagen zur Herstellung von grafischen Papieren mehr bekommen, rund 250 Millionen Euro Umsatz haben dem Konzern im vergangenen Jahr in der Sparte Papier im Neuanlagengeschäft zum Erreichen der eigenen Ziele gefehlt. Magere 9 Millionen Euro Betriebsgewinn wurden mit den Papiermaschinen noch erwirtschaftet.

Voith werde kräftig Personal abbauen müssen im Papiermaschinengeschäft, aber auch in der Verwaltung des gesamten Konzerns, hatte Vorstandschef Hubert Lienhard im Dezember vergangenen Jahres zur Bilanzvorlage bereits angedeutet. "Wir sind mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr nicht zufrieden, aber wir wissen sehr genau, wo wir ansetzen müssen", sagte er damals. Und jetzt ist es wohl so weit.

1.000 Beschäftigte müssen gehen

Am Wochenende tagte die Gesellschafterversammlung, in der die Nachfahren des langjährigen Patriarchen Hanns Voith in vier Familienstämmen vertreten sind, in der Konzernzentrale. Am heutigen Montag folgt eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung.

Wie es aus dem Umfeld des Konzerns heißt, holt Lienhard sich dort den Segen für ein neues Sparprogramm, das der Betriebsrat und die IG Metall in Deutschland als Aufkündigung des Betriebsfriedens empfinden. Vor zwei Jahren hatte der Vorstand beschlossen, knapp 1.000 Stellen in der Papiermaschinenherstellung zu streichen. Nun sollen offenbar nochmals rund 1.000 Beschäftigte gehen müssen.

Das heißt der FAZ nach auch: die Produktion dieser Anlagen an den Standorten Krefeld, Ravensburg, St. Pölten und Neuwied wird geschlossen, am Stammsitz in Heidenheim werde sie reduziert. Insbesondere in Krefeld gehen damit die Lichter von Voith wohl gänzlich aus, an den anderen Standorten stellt das Unternehmen dagegen auch anderes her, etwa Wasserkraftwerke oder Antriebstechnik.

Großes Werk in China von Kürzungen fast ausgeschlossen

Papier für Verpackungszwecke wird zur Zeit vermehrt auf einfacheren Maschinen hergestellt, die in China gefertigt werden. Dort hat auch Voith ein großes Werk errichtet, das von den Kürzungen nun fast ausgeschlossen ist.

Nach Informationen der "Heidenheimer Zeitung" will Voith die gesamte Sparte Industrial Services verkaufen. Die nach Mitarbeitern größte Sparte des Technologiekonzerns beschäftigt gut 18.000 der insgesamt knapp 39.000 Beschäftigten bei Voith weltweit.

Mit den Industriedienstleistungen wie Wartungs- und Montagearbeiten für die Autoindustrie, für Energie- und Chemieunternehmen sowie Ingenieurdienste für den Flugzeug- und Schienenfahrzeugbau erwirtschaftete die Firma im vergangenen Geschäftsjahr gut ein Fünftel ihres Umsatzes oder 1,17 Mrd. Euro. Das Betriebsergebnis war auf 20 Mio. Euro gesunken. Das Unternehmen war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, hat aber für 14.00 Uhr eine Pressekonferenz angekündigt. Um 16 Uhr gibt es in Österreich eine Pressekonferenz zum Voith-Standort St. Pölten. (APA)

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