Stahlindustrie : Voestalpine startet ein neues Sparprogramm

Angesichts der lahmenden Weltwirtschaft und des Verfalls der Rohstoffpreise, welche die börsennotierte Voestalpine laut Konzernchef Wolfgang Eder "1:1 an die Kunden durchstellen" musste, schraubt der Stahlkonzern seine strategischen Umsatzziele für 2020 von ursprünglich 20 auf 15 Mrd. Euro kräftig nach unten und schnürt ein weiteres Sparpaket. "Da wird noch etwas Zusätzliches kommen", so Eder in einer Telefonkonferenz. Details dazu folgen erst im Jänner.

"Rasches und kurzfristiges Programm"

"Wir werden ein möglichst rasch und kurzfristig wirksam werdendes Kostenoptimierungsprogramm auf das bestehende draufsetzen", sagte der voestalpine-Chef. Darauf habe sich der Vorstand in den vergangenen Wochen verständigt. "Wir waren wahrscheinlich 2012 - wie viele andere - zu optimistisch, als wir glaubten, die Krise sei überwunden", so der Konzernchef.

Das bestehende Programm, das seit 2014 läuft, sieht Einsparungen von 900 Mio. Euro bis 2016/17 vor. Zwischen 2009 und 2012 hatte der Konzern bereits 600 Mio. Euro eingespart. Über den Jahreswechsel werden nun alle Divisionen erneut auf Einsparpotenziale durchgecheckt.

Zeitgleich mit Einsparungen investiert der Konzern, etwa in eine riesige neue Brikettieranlage für den Standort in Texas. Die neue Brikettieranlage wird dort auf die größte Direktreduktionsanlage der Welt abgestimmt. Ziel ist die Herstellung von heiß brikettiertem Eisenschwamm HBI - der zur Hälfte direkt für Linz und Donawitz bestimmt ist.

Konkrete Einschnitte von Arbeitsplätzen nicht geplant

Auf die Frage, ob auch Arbeitsplätze gefährdet seien, meinte Eder: "Wir haben keine konkreten Abbaupläne - wir werden da und dort an Standorten positiv oder negativ anpassen, also erhöhen und reduzieren." Aktuell beschäftige die Voest weltweit rund 48.400 Mitarbeiter. "Bis 2020 werden wir die 50.000er-Grenze allein aufgrund weiterer Akquisitionen überschreiten."

Zum angepeilten Volumen des Sparprogramms, das derzeit zusätzlich ausgearbeitet wird, wollte Eder auch noch nichts Konkretes sagen, nur soviel: "Wir können (auf die 900 Mio. Euro, Anm.) noch etwas draufsetzen, aber das wird natürlich deutlich geringer ausfallen und wir werden darauf schauen, dass es kurzfristig realisierbar ist." Die 900 Mio. Euro bei einem Jahresumsatz von 11 Mrd. Euro könne man nicht jedes Jahr machen.

Von den 900 Mio. Euro an Einsparungen entfallen 420 Mio. Euro auf den Stahlbereich. Mitte November - im dritten Jahr des laufenden Sparprogramms - war früheren Angaben zufolge die Hälfte davon bereits realisiert. Der Rest soll im kommenden Jahr folgen.

Vorerst keine Reaktionen auf die Pariser Weltklimakonferenz

Im Vorfeld der Weltklimakonferenz in Paris hat Eder als Präsident des Weltstahlverbands mehrmals vor einseitigen Verpflichtungen der Stahlindustrie Europas gewarnt. In dieser Schlüsselindustrie wäre eine Abhängigkeit von Importen aus dem Ausland ein schwerer Fehler.

Jetzt sagt Eder, dass die jüngsten Absichtserklärungen in Paris vorerst keinerlei Auswirkungen auf die Standortstrategie der Voestalpine hätten - auch was Österreich betrifft. "Wir gehen davon aus, die Kapazitäten, wie sie heute sind, auch in Zukunft weiterführen zu können", sagte der Konzernchef. "Wenn wir weltweit einigermaßen gleiche Verhältnisse haben, dann ist das für die Standorte eine positive Nachricht." In Paris sei "eine ambitionierte Absichtserklärung" unterzeichnet worden, die in den nächsten zwei Jahren erst "mit rechtlich verbindlichen Leben" erfüllt werden müsse.

Im Frühjahr 2017 wisse man mehr. "Wir arbeiten wie bisher an den Langfristkonzepten weiter", so Eder. "Das Gute ist, dass wir erst in etwa zwei bis drei Jahren unsere Entscheidung zu den Standorten treffen müssen." Dann will die Voestalpine über den weiteren Verbleib von zwei der drei Hochöfen in Linz und der zwei Hochöfen in Donawitz in der Steiermark entscheiden, die dann allmählich das Ende ihrer Lebensdauer erreichen.

Ermittlungen wegen Kartellverdachts in Deutschland

In Deutschland ermitteln derzeit wie hier berichtet Beamte des deutschen Bundeskartellamts gegen mehrere Unternehmen der Edelstahlbranche, darunter auch die Voestalpine. Dabei geht es um einen Verdacht auf Verstöße gegen das Kartellrecht. Zuletzt durchsuchten die Beamten mehrere Unternehmen, Verbandsbüros und Privatwohnungen. Die Voestalpine teilte dazu im November mit, man nehme das Verfahren sehr ernst, arbeite mit der Behörde zusammen und erwarte keine "erheblichen Bußgelder". (apa/red)