Transportlogistik : Verlässt Kühne+Nagel die Schweiz?

Der Transportunternehmer Klaus-Michael Kühne erwägt, wegen der Einwanderungspolitik der Schweiz einen Teil seines Logistikkonzerns Kühne+Nagel von dort weg zu verlagern. "Die Schweiz ist unberechenbar geworden", sagte der dort lebende Mehrheitsaktionär des Konzerns der Zeitung "Welt am Sonntag". Kühne+Nagel hat seinen Hauptsitz in Schindellegi im Kanton Schwyz.

Keine Insel

Das Land könne keine Insel sein. Sein Unternehmen brauche Spitzenmanager aus vielen Ländern. "Sollte es tatsächlich zu Einschränkungen in der Zuwanderung kommen, müssen wir einen Teil unserer Hauptverwaltung irgendwo anders ansiedeln", sagte Kühne. Er hoffe, dass die Schweiz und die Europäische Union noch einen Kompromiss fänden, mit dem alle Seiten gut leben könnten.

Die Schweizer hatten im Februar in einer Volksabstimmung eine Beschränkung der Einwanderung beschlossen. Wenn die von der rechtskonservativen, EU-feindlichen SVP (Schweizerische Volkspartei) eingereichte Initiative spätestens in drei Jahren umgesetzt wird, werden EU-Bürger nicht mehr ohne weiteres in die Schweiz umziehen können. Die Einzelheiten müssen allerdings noch ausgearbeitet werden. Schon unmittelbar nach dem Votum hatte die Schweizer Wirtschaft vor gravierenden Folgen gewarnt.

Viele Manager aus dem Ausland

Am Hauptsitz von Kühne+Nagel sind neben Schweizern auch viele Manager aus dem Ausland beschäftigt. Der Konzern mit weltweit 63.000 Beschäftigten machte 2013 einen Umsatz von 20,9 Millionen Schweizer Franken.

Als Hapag-Lloyd-Großaktionär hält Klaus-Michael Kühne unterdessen nach einem weiteren Partner für Deutschlands größte Container-Reederei Ausschau. Auch nach der Fusion mit der chilenischen CSAV bleibe der Abstand von Hapag-Lloyd zu den Konkurrenten Maersk, MSC und CMA CGM sehr groß, sagte Kühne der "Welt am Sonntag". "Deshalb sollte später noch ein weiterer Partner hinzukommen", fügte er hinzu.

"Mein Wunschpartner NOL aus Singapur wollte das bislang nicht sein." Aber das könne als nächster Schritt noch kommen, sagte Kühne. Denn Singapur wäre als Knotenpunkt in Asien die perfekte Ergänzung zu Hamburg. "Wer in der Schifffahrt zu den Gewinnern gehören will, muss in großen Einheiten denken."

Fusion der Riesen

Hapag-Lloyd und die Compania Sud Americana de Vapores (CSAV) hatten am Mittwoch den Zusammenschluss besiegelt. Durch die Fusion entsteht die viertgrößte Linienreederei der Welt mit rund 200 Schiffen und einem Jahresumsatz von etwa neun Milliarden Euro. Firmensitz soll Hamburg bleiben, die Zentrale für Lateinamerika soll in Chile angesiedelt werden. Hinter CSAV steht maßgeblich die Holding Quinenco der chilenischen Familie Luksic. Sorgen vor einem Umzug der Reederei müsse sich Hamburg nicht machen. "Die Stadt, die Kühne Holding und die Luksics wollen eine stabile Mehrheit in der neuen Reederei bilden und sie langfristig in Hamburg halten", sagte Kühne.

Überkapazitäten

Die Fusion von Hapag-Lloyd und CSAV ist vor allem eine Reaktion auf die seit inzwischen sechs Jahren anhaltende Krise der von Überkapazitäten geprägten Containerschifffahrt. Immer mehr Reedereien schließen sich zusammen, um ihre Kapazitäten zu bündeln und so die Kosten zu senken. Im Sommer soll das Bündnis der dänischen Maersk Linie mit der in der Schweiz ansässigen Mediterranean Shipping (MSC) und der französischen CMA CGM an den Start gehen. Diese sogenannte P3 Allianz könnte dann mehr als ein Drittel des Marktes kontrollieren. "Ich wundere mich, dass die Kartellbehörden in den USA und Europa das so einfach durchwinken", sagte Kühne dazu. Die Verbindung der drei Reedereien werde den Wettbewerb einschränken, auf den Strecken von Asien nach Europa werde es keinen großen Preiskampf mehr geben. (APA/Reuters)