Anlagenbau : Verkauf von GE Jenbacher: Finanzfirma Advent bekommt den Zuschlag

In wenigen Tagen wird der amerikanische Industrieriese General Electric den Verkauf seiner Gasmotorentochter GE Jenbacher finalisieren. Der Abschluss stehe kurz bevor, berichten Eingeweihte.

Einem Bericht des "Wall Street Journal" wird der Investmentfonds Advent International die Gasmotorensparte übernehmen. Advent habe demnach rund drei Milliarden Dollar (2,6 Mrd. Euro) geboten und damit das Industrieunternehmen Cummins überboten.

B&C ist ausgestiegen

Zuletzt hat sich auch die mächtige heimische B&C Industrieholding aus dem Bieterrennen zurückgezogen. B&C hat zusammen mit der Finanzfirma KKR für die Tiroler mitgeboten. Mehr dazu: Verkauf von GE Jenbacher wohl in wenigen Tagen - B&C steigt aus

Der milliardenschwere Verkauf umfasst Jenbacher in Tirol und das Unternehmen Waukesha in den USA. Jenbacher produziert Gasmotoren und Blockheizkraftwerke. Für das Unternehmen arbeiten am Standort in Tirol rund 1.600 Menschen. Waukesha Engines im US-Bundesstaat Wisconsin baut große Gasmotoren.

Kein Dementi in Tirol

In Tirol wollten Firmensprecher diese Meldung "weder bestätigen noch dementieren". Auch diese Antwort kann man als ein Signal verstehen. Wenn eine solche Meldung üblicherweise völlig falsch ist, dann wird sie dementiert. Genau das macht GE Jenbacher jetzt offenbar nicht.

"Wir sind in der Endphase des Ausschreibungsverfahrens und unterliegen einer Vertraulichkeitsvereinbarung", sagt Konzernsprecherin Kerstin Lienbacher gegenüber der Austria Presseagentur. "Mitte des Jahres" wolle man das Ergebnis der Ausschreibung präsentieren, so Lienbacher.

GE hatte zuletzt im Energiegeschäft mit Umsatz- und Gewinnrückgängen zu kämpfen. Konzernchef John Flannery hatte bereits im November des vergangenen Jahres angekündigt, dass sich das Unternehmen von Aktivitäten im Volumen von insgesamt mindestens 20 Mrd. Dollar trennen werde. (red, apa)

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Von den Jenbacher Werken zu GE: Eckdaten zum Unternehmen

Die Firma GE Jenbacher in Tirol ist eine Tochter des US-Industriegiganten General Electric (GE) und einer der führenden Hersteller von Gasmotoren und Blockheizkraftwerken. GE Jenbacher ging aus den ehemaligen Jenbacher Werken hervor, die Dieselmotoren und Lokomotiven produzierten. Im Jahr 2003 erfolgte schließlich die Übernahme durch GE. Jetzt steht das Unternehmen offenbar vor dem Verkauf.

Die Produktpalette umfasst hoch effiziente, treibstoffflexible Industrie-Gasmotoren, die mit einer Leistung von je 100 kW bis 10 MW Strom und Leistung für zahlreiche Branchen weltweit erzeugen. Über 15.500 Gasmotoren von GE Jenbacher sind laut Angaben des Unternehmens in mehr als 100 Ländern in Betrieb.

So errichtete das Unternehmen beispielsweise für eine Guinness-Brauerei in Nigeria zwei speziell auf die Bedürfnisse der Lebensmittel- und Getränkeindustrie zugeschnittene Blockheizkraftwerke mit jeweils 3,3-MW-Erdgasmotoren. Neben Strom erzeugen dabei die Heizkraftwerke mithilfe der Motoren-Abwärme auch Dampf, der ebenfalls im Brauereiprozess genutzt werden kann.

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Jenbacher Gasmotoren werden weltweit unter anderem in Biogas-Projekten eingesetzt. So auch in der ersten Biogas-Kraft-Wärme-Kopplung-Anlage der Ukraine, die 2010 entstand. Auch die 2010 errichtete Konzernzentrale der Deutschen Börse in Eschborn bei Frankfurt wird mit Gasmotoren von GE Jenbacher mit Energie versorgt. In den Wintermonaten wird die Finanzzentrale damit beheizt, im Sommer gekühlt. (APA/red)