Bahn : Verkauf der DB-Tocher Arriva verzögert sich wegen Brexit

Das Brexit-Votum der Briten schiebt den geplanten Verkauf der internationalen Töchter der Deutschen Bahn (DB) nach Angaben aus dem Aufsichtsrat weiter hinaus. Das Gremium habe sich entgegen früheren Plänen nicht mehr vertieft mit dem Thema befasst, sagten Aufsichtsräte. Es sei auch unklar, ob dies dann in der Dezember-Sitzung nachgeholt werde.

Eigentlich sollte dort sogar nach Wunsch des DB-Vorstandes zumindest ein Börsengang der europäischen Personenverkehrstochter Arriva beschlossen werden, die ihren Sitz in Großbritannien hat. Ein Börsengang in London, wo das Unternehmen früher schon mal gelistet war, galt daher als naheliegend. Das Votum für einen Austritt aus der EU zusammen mit schlechteren Geschäftszahlen von Arriva mache dies derzeit aber nicht sinnvoll, sagte ein Aufsichtsrat.

Die Pläne zum Verkauf von Minderheitsanteilen von je bis zu 40 Prozent von Arriva und der internationalen Logistik-Tochter Schenker gibt es schon über einem Jahr. Die hoch verschuldete Bahn will so die Kreditaufnahme begrenzen und Geld für Investitionen gewinnen. Die Bahn hatte sich Einnahmen von rund 4,5 Mrd. Euro erhofft.

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Zuvor hat auch die SPD Vorbehalte gegen einen Börsengang der Bahn-Tochter Arriva angemeldet. "Ich bin skeptisch, ob Bahnchef Rüdiger Grube angesichts des Brexits gut beraten ist, mit Arriva jetzt an die Londoner Börse zu gehen", sagte SPD-Fraktionsvize Sören Bartol dem Magazin "Der Spiegel". Er glaube nicht, dass sich damit aktuell die Einnahmen erzielen ließen, die der bundeseigene Konzern zur Finanzierung seiner Wachstumsstrategie brauche.

Grube will Minderheitsanteile der weltweit tätigen Logistiktochter Schenker und der Tochter Arriva verkaufen, die den Personenverkehr im Ausland bündelt. Die Bahn stellt sich nach dem Brexit-Votum auf mögliche Nachteile in Großbritannien ein. Grube hatte Ende Juli aber betont: "Wir werden nichts Unvernünftiges tun. Wir werden keine Werte vernichten." Ende des Jahres will der Vorstand dem Aufsichtsrat ein Konzept für eine Teilprivatisierung der beiden Töchter vorlegen. (reuters/dpa/apa/red)