Energieversorger : Verbund zählt erstmals mehr als 500.000 Endkunden

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Der Verbund hat sein Ziel erreicht und versorgt bereits eine halbe Million Haushalts- und Kleinkunden mit Strom und Gas. Die 500.000-Kunden-Grenze sei mit Jahresende tatsächlich geknackt worden, sagte Verbund-Vizevorstandschef Michael Strugl im Interview mit der APA. Das sei angesichts des Umbaus der Vertriebsorganisation ein ehrgeiziges Ziel gewesen..

"Nachdem wir das bei laufenden Motor vornehmen mussten, ist es besonders erfreulich, dass das Ziel, die 500.000-Schallmauer zu durchbrechen, gelungen ist", sagte Strugl. Der Marktanteil bei Haushaltskunden betrage 8 Prozent. Bei den Industrie- und Geschäftskunden liege der Marktanteil bei einem Fünftel. "Beim Kundenstock sind wir unter den ersten Fünf."

Eine immer größere Rolle spielen die Kunden im Zuge der Dezentralisierung der Stromproduktion als Erzeuger - also somit als "Prosumer". Verbund will auch hier punkten. Wenn es wie erwartet zu einer Dezentralisierung des gesamten Sektors komme, wenn von Energiegemeinschaften die Rede sei, müssten bei Verbund auch Haushaltskunden in diesem Geschäftsmodell Platz haben. Diese Kundenschnittstelle werde wichtiger. Wenn Endkunden nicht nur Stromabnehmer seien, sondern auch am Energiemarkt in einem größeren Umfang teilnehmen werden - indem sie etwa mit einer Photovoltaik-Anlage am Dach Strom produzieren oder es lokale Energiegemeinschaften als Marktteilnehmer gebe -, "dann wäre es strategisch falsch, sich von diesen Kunden zurückziehen".

Bei der Photovoltaik im Privathausbereich habe die Verbund-Beteiligung Solavolta rund 5.500 Kundenanlagen. Die Steigerungsraten seien in den vergangenen Jahren zweistellig gewesen. Strugl sieht im Bereich Sonnenenergie noch viel Potenzial und verweist dabei auf das "Eine Million Photovoltaik-Dächer-Programm" der Regierung. "Da entsteht ein großer Markt und auf dem wollen wir erfolgreich sein." Er geht davon aus, dass der Ausbau weiter beschleunigt wird, nicht nur bei Privathaushalten, sondern auch mit größeren Anlagen etwa auf Industriegebäuden, Dächern von Gewerbebetrieben oder auch auf Freiflächen "und das ist etwas, was wir uns auch genau anschauen"..

Verbund und OMV errichten aktuell die zum jetzigen Zeitpunkt größte Photovoltaik-Anlage in Österreich auf OMV-Freiflächen in Niederösterreich. Das ist aber nicht die einzige Anlage für Industriekunden. Es gebe auch andere Unternehmen, die mit Verbund auf ihren Flächen solche PV-Anlagen errichten, weil das beim Eigenverbrauch schon jetzt ein wirtschaftlicher Vorteil sei - indem man sich auch Netzgebühren oder Abgaben erspare.

Wenn der Verbund über alle Wertschöpfungsstufen integriert bleibe, müssten diese noch profitabler werden. "Der Vertrieb war schon profitabel, aber wir haben uns die Latte höher gelegt und wollen hier einen noch größeren Ergebnisbeitrag für den Konzern liefern sowohl was den Haushalts- als auch den Industrie- und Businesskunden betrifft."

Strugl geht davon aus, dass die Flexibilitäten von Großkunden im Stromsystem (Demand-Side-Management ) eine immer größere Rolle spielen werden, je mehr volatile Erzeugungen in den Markt kommen, um diese auszugleichen. Verbund habe hier sehr frühzeitig begonnen und verfüge über einen eigenen Power-Pool, in dem vor allem Industriekunden ihre Flexiblitäten zur Verfügung stellen und am Energiemarkt und vor allem am Regelenergiemarkt teilnehmen können. "Das ist eine Entwicklung, die, davon gehe ich aus, auch stärker werden wird", erwartet Strugl.

Preiserhöhungen für Haushaltskunden sind derzeit nicht vorgesehen. "Derzeit aktuell ist jetzt keine Preiserhöhung in der Pipeline", sagte Strugl. Gearbeitet wird beim Verbund jedoch an einer Anpassung der Preiserhöhungklauseln, die möglichst rasch erfolgen soll, um Rechtssicherheit zu haben. Der Oberste Gerichtshof (OGH) hatte nach einem jahrelangen Rechtsstreit zwischen Verein für Konsumenteninformation (VKI) und dem nö. Versorger EVN im Herbst eine Preisanpassungsklausel der EVN Energievertrieb GmbH & Co KG für unzulässig erklärt, was kürzlich zu einer außergerichtlichen Einigung zwischen VKI und EVN führte, der gemäß Kunden Geld zurück erhalten sollen. Das Thema derartiger Klauseln "betrifft im Prinzip die ganze Branche", sagt auch Strugl. (apa/red)