Stromwirtschaft : Verbund: Warten auf die Salzburger 380-kV-Leitung

Verbund-Generaldirektor Wolfgang Anzengruber erhofft sich für die Salzburger 380-kV-Leitung "in den nächsten Wochen eine positive Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts". Dies sagte der Chef des größten heimischen Stromkonzerns auf der Verbund-Hauptversammlung in Wien.

Zu den Rahmenbedingungen für den Verbund verwies Anzengruber auf die zuletzt wieder etwas besseren Stromgroßhandelspreise, von denen der Verbund 2018/19 auch in den Ergebnissen profitieren werden könne. "Das ist ein erstes Licht am Horizont", so der Verbund-Chef. Auch die CO2-Preise hätten sich etwas erholt - von früher 5 Euro pro Tonne in Richtung 13, 14 Euro/t.

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Höhere Absatzpreise

Finanzvorstand Peter Kollmann sagte, bereits 2019 werde der Verbund wieder höhere Absatzpreise haben - nach einem weiteren leichten Rückgang des Absatzpreises von 31 auf 30 Euro je MWh im Vorjahr (nachdem die Preise 2014 noch bei 39 Euro gelegen waren). "Ich glaube, die Talsohle ist erreicht, und wir können in den nächsten Jahren mit höheren Strompreisen rechnen", so Kollmann zu den Aktionären des zu 51 Prozent im Eigentum der Republik Österreich stehenden Konzerns.

Heuer im ersten Quartal sei die Wasserführung um 17 Prozent über dem langjährigen Schnitt gelegen, so Kollmann, das sei "ein gewisses Potenzial für das Jahr 2018". Ein Jahr davor lag die Wasserführung bei 0,92 - also um acht Prozent unter dem Langfrist-Wert; im Gesamtjahr 2017 waren es 0,99 gewesen.

Mellach wichtig für die Stabilisierung der Netze

Ein großes Gaskraftwerk wie Mellach in der Steiermark mit 840 MW installierter Leistung für die Grundversorgung zu betreiben sei schwierig, die Anlage sei aber wichtig für die Netzstabilisierung, so Anzengruber. Die Engpassleistung von Mellach sei 2017 vermehrt abgerufen worden. Das Kraftwerk stelle damit "ein bedeutendes Feuerwehrauto für die österreichische Stromversorgung" dar.

Die Ursache dafür, dass 2017 schon an 300 Tagen im Jahr zur Netzstabilisierung in die heimische Stromversorgung eingegriffen werden musste, liege "an der Übertragungsnetzschwäche in Deutschland". Die mit 1. Oktober kommende künstliche Auftrennung der deutsch-österreichischen Stromhandelszone, die in Österreich zu einem leichten Anstieg der Stromgroßhandelspreise führt, kritisierte der Verbund-Chef erneut. Es handle sich um "eine schmerzhafte Entscheidung", die "für den Wirtschaftsstandort Österreich nicht gut" sei.

Ziele bei Erneuerbaren "mehr als ambitioniert"

Das mit der neuen heimischen Klima- und Energiestrategie geplante Ziel, dass die Stromversorgung in Österreich im Jahr 2030 bilanziell zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien bewerkstelligt werden soll, bezeichnete Anzengruber als "mehr als ambitioniert".

Dies bedeute, dass das Volumen der Erneuerbaren bis dahin nochmals um etwa 50 Prozent ausgeweitet werden müsse. Auch bei der geplanten Reduktion der Treibhausgasemissionen - um 36 Prozent bis 2030 - bestehe noch "ein erheblicher Aufwand", denn heute liege man im Vergleich zum Jahr 2005 erst bei minus 14 Prozent. Erreichen könne man die Strategieziele nur, wenn auch die Sektoren Mobilität/Verkehr und Wärme/Kälte integriert würden, so Anzengruber.

Hauptversammlung geht weiter

In der HV sind 524 Aktionäre vertreten, die 87,55 Prozent des Grundkapitals repräsentieren, so AR-Chef Gerhard Roiss.

Im weiteren Verlauf der HV soll eine Aufsichtsratsposition neu besetzt werden: Zugewählt werden soll in den Verbund-AR als Vertreter des nö. Versorgers EVN dessen Vorstandssprecher Stefan Szyszkowitz anstelle des früheren EVN-Chefs Peter Layr.

Personalentscheidungen möglich

Im Anschluss an die HV könnte bei der konstituierenden Sitzung des Verbund-AR die erwartete Neuausschreibung sämtlicher Vorstandsposten beschlossen werden. Die Verträge aller vier Vorstände - Wolfgang Anzengruber, Peter Kollmann, Hannes Sereinig und Günther Rabensteiner - laufen Ende 2018 aus, wobei Vizevorstandschef Sereinig und Rabensteiner in den Ruhestand gehen.

Vorstandschef Anzengruber und CFO Kollmann könnten nach dem Ausschreibungsverfahren wiederbestellt werden. Die Vorstandsmandate könnten teils kürzer als fünf Jahre laufen; Anzengruber wird im September 62 Jahre alt. Wie groß der künftige Vorstand sein soll - vier oder weniger Mitglieder -, ist noch offen. Gewisse Chancen auf einen Vorstandsposten waren in Medienberichten etwa auch FPÖ-Energiesprecher Axel Kassegger oder Arnold Schiefer (ÖBB) zugesprochen worden. (apa/red)