Energiewirtschaft : Verbund erwartet ein gutes Jahr
Der führende heimische Stromkonzern Verbund hat nach einem gut verlaufenen dritten Quartal seine Jahresergebnisprognose für 2016 nochmals leicht erhöht. Nun wird für das Gesamtjahr ein Nettogewinn von rund 385 Mio. Euro erwartet, seit Ende August lautete die Prognose auf 370 Mio. Euro. Für das EBITDA stellte der Verbund nun rund 980 Mio. Euro in Aussicht, nach 960 Mio. Euro zuletzt.
Bis zum dritten Quartal konnte der Verbund die Analystenprognosen leicht übertreffen. Beim operativen Gewinn vor Abschreibungen (EBITDA) erzielte man in den neun Monaten mit 809,7 Mio. Euro ein Plus von 11,5 Prozent im Jahresabstand, das operative Ergebnis (EBIT) stieg um 20,7 Prozent auf 466,4 Mio. Euro, und das Konzernergebnis wuchs um 48,7 Prozent auf 339,9 Mio. Euro.
Bereinigt um Einmaleffekte legte das Konzernergebnis um 12,7 Prozent auf 276,4 Mio. Euro zu, das EBITDA um 2,8 Prozent auf 698,4 Mio. Euro. Der Umsatz blieb mit 2,123 Mrd. Euro (+0,8 Prozent) fast unverändert.
Einigung mit Econgas - niedrige Strompreise
Ergebnisverbessernd wirkten neben einer besseren Wasserführung die Bereinigung offener Themen zwischen Verbund und der OMV-Tochter EconGas im Zusammenhang mit Mellach-Gaslieferungen, Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsmaßnahmen sowie höhere bereinigte Beiträge aus dem regulierten Netzbereich.
Negativ zu Buche schlug dagegen der weiter gesunkene Strom-Absatzpreis auf zuletzt durchschnittlich 30,6 Euro je Megawattstunde (MWh) nach noch 35 Euro/MWh zu Ende 2015.
Weniger kalorischer und Windstrom
Von der gesamten Stromaufbringung des Verbund-Konzerns von 45.072 GWh (+8,1 Prozent) in den ersten neun Monaten entfielen 25.089 GWh (+0,5 Prozent) auf die Eigenerzeugung. Dabei stieg die Stromproduktion aus Wasserkraft samt Bezugsrechten um 4,6 Prozent auf 23.798 GWh.
Flüsse führen mehr Wasser
Die Wasserführung lag heuer bis September mit einem Erzeugungskoeffizienten von 1,01 um 7 Prozent über dem Niveau der ersten drei Quartale 2015 und um ein Prozent über dem langjährigen Durchschnitt, erklärte der Verbund.
Die Stromerzeugung aus Wind/Sonne sank - wegen geringeren Windaufkommens in Rumänien und Betriebseinschränkungen in Deutschland - um 11,7 Prozent auf 585 GWh, und jene aus Wärmekraft schrumpfte um 54,8 Prozent auf 707 GWh, vor allem wegen der vorjährigen Stilllegung des Kraftwerks Dürnrohr (um 667 GWh weniger Erzeugung im Jahresabstand).
Die Gas-Kombi-Anlage Mellach erzeugte wegen geringeren Einsatzes für das Engpassmanagement um 80 GWh weniger Strom, und das benachbarte Kohlekraftwerk Mellach hatte eine um 111 GWh geringere Erzeugung.
Verbund verkauft mehr Strom
Der Stromabsatz (ohne Eigenbedarf) wuchs um 9,6 Prozent auf 42.533 GWh. Dabei kletterte die Abgabe an Endkunden um 27,2 Prozent auf 8.448 GWh. Im Privatkundenbereich belief sich der Kundenstock Ende September auf rund 374.000 Strom- und Gaskunden. Der Stromabsatz an Weiterverteiler erhöhte sich im Jahresabstand wegen höherer Nachfrage in Österreich und Frankreich um 7,6 Prozent auf 19.710 GWh und jener an Händler um 3,8 Prozent auf 14.375 GWh.
Die Stromerlöse des Verbund wuchsen bis September um 42,7 Mio. auf 1,719 Mrd. Euro, wobei die Absatzpreise im Schnitt marktbedingt sanken - Termin- und Spotmarktpreise für 2016 waren rückläufig. Die Netzerlöse sanken bis September um 46,7 Mio. auf 287,0 Mio. Euro. Die sonstigen Erlöse stiegen um 20,4 Mio. auf 116,5 Mio. Euro - primär wegen höherer Erlöse aus Gaslieferungen für Dritte.
Die sonstigen betrieblichen Erträge wuchsen um 107,7 Mio. auf 154,8 Mio. Euro. Die Bereinigung offener Mellach-Themen zwischen Verbund und EconGas brachten dem Verbund 118,0 Mio. Euro Ertrag, gegenläufig wirkte der Wegfall des 2015 erzielten Windpark-Veräußerungsgewinns in Bulgarien.
Die Aufwendungen für den Bezug von Strom, Netzdienstleistungen, Gas und Zertifikaten stiegen um 82,7 Mio. auf 1,028 Mrd. Euro. Die Brennstoff-Aufwendungen sanken wegen geringerer thermischer Erzeugung um 29,7 Mio. auf 57,4 Mio. Euro.
Konzern zahlt weniger Geld für Mitarbeiter
Der Personalaufwand sank um 2,7 Mio. auf 233,7 Mio. Euro. Der durchschnittliche betriebswirtschaftliche Personalstand lag heuer in den ersten drei Quartal mit 2.934 um 5,5 Prozent unter dem entsprechenden Vorjahreswert (3.107).
Die Wertminderungen blieben in den neun Monaten mit 90,3 Mio. Euro (nach 63,6 Mio. Euro im gleichen Vorjahreszeitraum) praktisch unverändert gegenüber jenen des ersten Halbjahres (90,4 Mio. Euro). Wie schon damals erklärt wurde, resultierten die Wertminderungen im wesentlichen aus dem Rumänien-Windpark (57,2 Mio. Euro), den Laufwasserkraftwerken Gössendorf und Kalsdorf (16,5 Mio. Euro) und dem Gas-Kombikraftwerk Mellach (15,5 Mio. Euro).
Für sein steirisches Gaskraftwerk Mellach prüft der Verbund ja "alle Optionen" und hofft, dazu bis Jahresende eine Richtungsentscheidung treffen zu können. Der Bogen reicht von Stilllegen, Einmotten, Verkauf von Komponenten bis zum kompletten Verkauf. In den Bau wurden rund 550 Mio. Euro investiert, das Kraftwerk wurde bis auf 17 Mio. Euro abgeschrieben.
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Das Eigenkapital des Verbund erhöhte sich bis September gegenüber Ende 2015 leicht um 2,0 Prozent auf 5,545 Mrd. Euro. Die Nettoverschuldung verringerte sich in diesen neun Monaten um 10,6 Prozent auf 3,295 Mrd. Euro, und der Nettoverschuldungsgrad verbesserte sich auf 59,4 (67,8) Prozent. (apa/red)