Personalia : Verbund-Aufsichtsratschef Roiss tritt im April zurück

Gerhard Roiss Personalia Verbund OMV
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Gerhard Roiss, der Aufsichtsratsvorsitzende des zu 51 Prozent der Republik gehörenden börsennotierten Stromkonzerns Verbund, hat seinen Rücktritt eingereicht. Die Demission per Ende April wurde am Mittwochabend vom Verbund-Konzern bestätigt. Davor hatte Roiss den Finanzminister informiert.

Wie der Verbund in einer Pflichtmitteilung erklärte, hat der Vorsitzende des Aufsichtsrats mitgeteilt, dass er mit Ablauf der Hauptversammlung 2019 nicht mehr als Mitglied des Aufsichtsrats der Verbund AG zur Verfügung stehen wird. Er ist dabei nicht der einzige, der zurücktritt: Auch Aufsichtsratsmitglied Michael Süß geht.

Reform der ÖBAG

Die Jahreshauptversammlung ist am 30. April. Das Aufsichtsratsmandat von Roiss wäre bis 2020 gelaufen. Als Hintergrund des Abgangs war zunehmender staatlicher Einfluss auf Staatsbeteiligungen im Zusammenhang mit der Reform der Staatsholding ÖBAG ausgemacht worden. Mit der Reform wird nun auch der Verbund der Staatsholding unterstellt.

Roiss, der bis 2015 Chef des heimischen Öl- und Gaskonzerns OMV war, wurde 2017 zum Verbund-AR-Vorsitzenden gewählt. Im Vorfeld hatte die "Presse" über die anstehende Personalentscheidung berichtet. Roiss' Rücktritt steht der Zeitung zufolge im engen Zusammenhang mit der Reform der Staatsholding ÖBIB, die nun ÖBAG heißt und eine AG ist. Löger will dem Bund bekanntlich wieder mehr Einfluss auf das Beteiligungsmanagment der staatseigenen Unternehmen geben.

Mit der Reform der Staatsholding ÖBAG wird auch eine Zunahme des staatlichen Einflusses erwartet. Roiss hatte schon als OMV-Chef stets seine Unabhängigkeit von politischen Parteien betont - bemerkenswert für einen Konzern, bei dem die Republik Österreich Kernaktionär ist.

Die Aussicht darauf, dass der Staat künftig stärker Einfluss nehmen könnte, hatte im Herbst 2018 bereits den damaligen OMV-AR-Chef Peter Löscher dazu bewogen, seinen Rückzug von dieser Funktion anzukündigen.

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Roiss: Ein Manager ohne Parteibuch

Roiss besitzt kein Parteibuch und hat die ihm manchmal nachgesagt Nähe zur FPÖ stets vehement bestritten. Tatsächlich machte er einen guten Teil seiner Karriere im Windschatten von Wolfgang Ruttenstorfer, dem er 1997 in den OMV-Vorstand nachfolgte, also sich Ruttenstorfer bis 2000 eine Auszeit von der OMV nahm und für die SPÖ als Staatssekretär ins Finanzministerium ging. Roiss übernahm damals die Verantwortung für den Bereich Kunststoffe und Chemie.

Am 1. April 2011, nur einen Tag vor seinem 59. Geburtstag und nach gut zwei Jahrzehnten Zugehörigkeit zur OMV, übernahm Gerhard Roiss die Führung des teilstaatlichen Öl- und Gaskonzerns - damit ermöglichte Ruttenstorfer zum zweiten Mal durch seinen Abgang Roiss einen Karrieresprung.

Ein Vierteljahrhundert bei der OMV

Nach einem Vierteljahrhundert ging die OMV-Karriere von Gerhard Roiss vorzeitig zu Ende. Nachdem er 2013 noch einen neuen Vertrag erhalten hatte, mehrten sich seit 2014 Berichte über Kontroversen in der OMV-Führung.

Im Oktober kündigte dann der Aufsichtsrat unter Rudolf Kemler an, dass Roiss zum 30. Juni 2015 mit einer Abfertigung von knapp 3 Mio. Euro ausscheiden werde. Nach Ansicht etlicher Kommentatoren war er Opfer einer politischen Intrige geworden. Die Regelung seiner Nachfolge an der OMV-Spitze erfolgte erst im März 2015, als Rainer Seele zum neuen Vorstandschef nominiert wurde und diesen Job am 30. Juni 2015 antrat.

Bereits im April 2015 übernahm Roiss ein Mandat im Verwaltungsrat des Schweizer Industriekonzerns Sulzer. Im April 2017 wurde er Vorsitzender des Verbund-Aufsichtsrates.

Mitbegründer des Linz-Marathons

Der Linzer Gerhard Roiss (66) ist verheiratet und Vater dreier Kinder. Eines seiner Hobbys ist das Laufen - 2002 war er Mitgründer des Linz-Marathons. Roiss ist Ehrensenator der Universität Linz und der Stanford University. (APA/red)