Proteste : "Unterstützen Forderungen mit Nachdruck" - Wolfgang Eder

Angesichts der Überproduktion bei gleichzeitigen Billigimporten bangt die europäische Stahlbranche um Tausende Arbeitsplätze. Arbeitnehmer und Konzernmanager ziehen bei der heutigen Großdemonstration in Brüssel, die vom europäischen Stahlverband Eurofer angestoßen wurde, an einem Strang.

Der Demonstrationszug in Brüssel, an dem rund 5.000 Beschäftigte in der Stahlbranche teilnehmen, ist vom Hauptgebäude der Europäischen Kommission zum Gebäude des Europäischen Rates gezogen. Von der Voestalpine sind eigens hunderte Beschäftigte angereist. Auch Voestalpine-Chef Wolfgang Eder unterstützt die Proteste.

Voestalpine weit weniger betroffen als die Konkurrenz

"Auch wenn wir dank unserer Innovationsstärke und der Fokussierung auf den Hochtechnologiebereich nicht so stark von der aktuellen Krise der Stahlindustrie betroffen sind wie viele unserer europäischen Konkurrenten, unterstützen auch wir mit allem Nachdruck die Forderungen der Eurofer", sagte Voestalpine-Chef Wolfgang Eder, der auch Präsident des Weltstahlverbandes ist, zur APA.

Man dürfe aber nicht übersehen, dass auch die europäische Stahlindustrie ihre Hausaufgaben, nämlich den Abbau von Überkapazitäten, noch zu erledigen habe, betonte Voestalpine-Sprecher Peter Felsbach.

Große Teile der Stahlindustrie könnten in 15 Jahren verschwinden

Der Linzer Stahlkonzern weise im Übrigen seit Jahren in regelmäßigen Abständen auf die kontinuierliche Verschlechterung der Rahmenbedingungen in Europa für die Stahlbranche und generell die energieintensive Industrie hin. Wenn seitens der Politik nicht rasch Initiativen zur Sicherung der industriellen Zukunft gesetzt würden, seien weitere zig-Tausende Arbeitsplätze in Europa massiv gefährdet, hieß es aus der Voestalpine. "Wenn es so weitergeht, wie bisher, werden große Teile der Stahlindustrie in den nächsten 15 Jahren verschwunden sein."

Kritik übte die Voestalpine einmal mehr an der von der EU geplanten Verschärfung des CO2-Zertifikatehandels, der Tausende Jobs kosten würde. Auf Dauer blieben dann wohl keine 50 Prozent der heutigen rund 360.000 Arbeitsplätze in der Stahlindustrie übrig.

Proteste auch gegen einen möglichen MES-Status für China

Auf Protest stößt auch ein Plan der EU, China den "Marktwirtschaftsstatus" (MES) zuzugestehen. Damit würde man das Land als "gleichberechtigten Partner" in direkte Konkurrenz mit den heutigen europäischen Marktwirtschaften treten lassen, erklärte der Voestalpine-Sprecher. Das wiederum würde das Einheben von Strafzöllen erschweren. (apa/red)