Zulieferindustrie : Umbau bei Continental: Der Belegschaft droht ein Kahlschlag

Der Umschwung Richtung E-Mobilität kostet beim deutschen Autozulieferer Continental tausende Jobs. Bei bis zu 20.000 Arbeitsplätzen werde es in den nächsten zehn Jahren "Veränderungen" geben, teilte Conti am Mittwoch nach einer zweitägigen Aufsichtsratssitzung mit. Diese reichten von Stellenabbau über Umschichtungen innerhalb des Konzerns bis hin zu einem Verkauf von Geschäftsteilen.

Auswirkungen in Österreich noch unklar

Auch betriebsbedingte Kündigungen schließt der nach Bosch und Denso im Autogeschäft weltweit drittgrößte Zulieferer nicht aus. Ob Stellen bei Continental in Österreich betroffen sind, war vorerst unklar. An der Börse wurde der Umbau begrüßt, mit dem sich Conti auf Wachstumsfelder konzentrieren will. Die Aktie drehte in einem schwachen Umfeld ins Plus.

Weltweit pumpen die Autobauer derzeit Milliarden in neue Antriebe, die strengen Klimaschutz-Auflagen gerade in Europa setzen sie immer stärker unter Druck. Zudem nimmt die öffentliche Kritik am "Klima-Killer" Auto zu, wie sich unlängst auf der Automobilmesse in Frankfurt zeigte.

Diesem Trend können sich die Zulieferer nicht entziehen. Auch sie müssen ihre Strategie anpassen. Bei Conti sind von den Veränderungen nun etwa ein Zehntel der weltweit 244.000 Arbeitsplätze betroffen. Vorstandschef Elmar Degenhart verteidigte die Pläne: Mit dem Programm gehe Conti die sich abzeichnende Krise in der Autoindustrie offensiv an, erklärte er.

Zwei Werke in Übersee müssen bereits schließen

Bereits bis Ende 2023 sollen weltweit rund 15.000 Arbeitsplätze umgeschichtet beziehungsweise abgebaut werden, davon etwa 5.000 in Deutschland. Die Kosten sollen von dem Zeitpunkt an jährlich um eine halbe Milliarde Euro sinken, erklärte Conti. Insgesamt lässt sich der Konzern den Umbau gut eine Milliarde Euro kosten, der größte Teil davon soll zwischen 2019 und 2022 verdaut werden.

Beschlossen ist bereits, dass ein Werk in den USA mit 650 Mitarbeitern und ein Standort in Malaysia mit 270 Beschäftigten dichtgemacht werden. Über weitere Projekte werde noch verhandelt. So soll die Produktion von hydraulischen Komponenten für Benzin- und Dieselmotoren in mehreren Werken eingestellt werden beziehungsweise auslaufen. Darunter sind zwei Standorte in Deutschland und einer in Italien. In den USA sollen in Kürze Gespräche über die Schließung eines weiteren Werks beginnen.

Die Höhe des Stellenabbaus bezifferte der Konzern nicht. Dies hänge vom Ausgang der Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretungen an den einzelnen Standorten ab, sagte ein Sprecher.

Aktuell:

Continental könnte neun Werke schließen >>

Continental schließt Kündigungen "als letztes Mittel" nicht aus >>

Der Konzern hatte bereits vor gut einem Jahr den Umbau zu einer Holding mit drei Säulen bekannt gegeben: der Rubber-Gruppe, der Sparte Automotive mit dem Zuliefergeschäft und das Antriebsgeschäft. Die Antriebssparte mit weltweit gut 40.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von zuletzt 7,7 Milliarden Euro wurde zu Jahresanfang herausgelöst und soll künftig "Vitesco Technologies" heißen. In ihr ist die Technik für Verbrennungsmotoren und die für elektrische Antriebe vereint. Damit wollen die Niedersachsen den Umschwung vom Diesel- und Benzinmotor hin zu Elektroautos ohne Blessuren überstehen, denn dieser Wandel geht mit einem Rückgang von Beschäftigung für Verbrenner und unsicheren Gewinnaussichten für Stromautos einher. Wegen der unsicheren Konjunktur erwägt das Management neben einem Teilbörsengang inzwischen auch einen Spin-Off der Sparte. (reuters/apa/red)