Industriekonjunktur : Überraschend gute Stimmung in der deutschen Wirtschaft

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© Peter Martens

Die deutschen Firmenchefs lassen sich weder von US-Präsident Donald Trump noch vom ungewissen Wahlausgang in mehreren europäischen Ländern verunsichern. Der Ifo-Geschäftsklimaindex kletterte im Februar überraschend um 1,1 auf 111,0 Punkte, wie das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung zu seiner Umfrage unter 7.000 Managern mitteilte.

Höchster Wert seit drei Jahren

Einen höheren Wert gab es zuletzt vor drei Jahren. Ökonomen hatten einen leichten Rückgang erwartet, nachdem der wichtigste deutsche Frühindikator im Jänner gefallen war. "Nach verhaltenem Jahresauftakt befindet sich die deutsche Wirtschaft wieder auf gutem Kurs", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Die Firmenchefs bewerteten ihre Geschäftslage so gut wie seit August 2011 nicht mehr. Auch die Aussichten für die kommenden sechs Monate schätzten sie positiver ein. Besonders in der exportabhängigen Industrie verbesserte sich die Stimmung. "Die Nachfrage und der Auftragsbestand zogen merklich an", erklärte Fuest.

Zuvor hatte Trump mit der Drohung von hohen Importzöllen für Verunsicherung gesorgt. "Offensichtlich lassen sich die deutschen Unternehmen ihre Laune nicht verderben, so lange nicht klar ist, was genau Trump unternehmen wird", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. "Vielleicht schwingt auch die Hoffnung mit, dass er sich nur an kleinen Ländern wie Mexiko austobt und sich nicht mit der EU oder China anlegen wird, die zurückschlagen könnten."

Auch im Großhandel verbesserte sich das Geschäftsklima, während es sich im Einzelhandel und im Baugewerbe eintrübte. An der Börse herrscht ebenfalls Zuversicht: Der deutsche Leitindex DAX überwand erstmals seit knapp zwei Jahren die Marke von 12.000 Punkten. Ermutigende Firmenbilanzen und der gestiegene Ifo-Index sorgten dabei für Kauflaune.

Die Angst der Firmenchefs vor den Parlamentswahlen

Das Risiko von Rückschlägen bleibt allerdings groß. Neben Trump könnten die anstehenden Wahlen in Frankreich und den Niederlanden für Verunsicherung sorgen. Dort können die Rechtspopulisten und Euro-Gegner Marine Le Pen und Geert Wilders mit deutlichen Stimmengewinnen rechnen. "Die fragile politische Lage in Europa könnte auch eine Eigendynamik entwickeln, die zu einer erheblichen Belastung für unser Wachstum wird", warnte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner.

Ökonomen und auch die Bundesbank trauen der deutschen Wirtschaft im laufenden ersten Quartal ein beschleunigtes Wachstum zu, da sich die Weltkonjunktur zuletzt belebt hat. Ende 2016 war das Bruttoinlandsprodukt hierzulande um 0,4 Prozent gestiegen, nun könnten bis zu 0,6 Prozent herausspringen, sind sich Experten sicher. "Es mehren sich die Anzeichen, dass das Jahr 2017 für die deutsche Wirtschaft mit einem sehr starken Quartal beginnt", sagte der Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg, Uwe Burkert. (reuters/apa/red)