Innovation : TRIZ: Warum eine Innovationsmethode aus den 50ern wieder hochaktuell ist

Auch Genrich Altschuller konnte sich, wie viele andere Erfinder unter Stalin, seines Lebens nicht allzu sicher sein. Patentanalysen und Überlegungen über die Grundzüge des Erfindens brachten Altschuller 1949 ins Gefangenenlager Workuta. Nach Stalins Tod konnte der Russe seine Methode für systematisches Erfinden publizieren - sie machte den Ausnahmetüftler weltbekannt. In Vergessenheit geriet seine Innovationsmethode nie ganz, heute erlebt sie ein Revival. Aber kann eine Problemlösungstheorie aus den 50ern zum Handlungsleitfaden heutiger F&E-Abteilungen werden?

Großkonzerne wie Osram, Philips oder GE haben heute jedenfalls die Heritage des Russen aufgegriffen. Jetzt tun es auch immer mehr KMU, wie Trainer und TRIZ-Spezialist Jürgen Jantschgi erzählt: "Die Methodik ist am Vormarsch", sagt er. Einen ganzen Tag geblockt etwa hat man der Methode beim Innovationskongress in Villach im November, bei dem etwa Firmenvertreter von Philips, GE, Conti oder Wittenstein sowie internationale Experten vertreten sein werden.

Das bessere Design thinking?

Im Kern geht es bei Altschullers Methode darum, Innovationen radikal zu denken und auch umzusetzen. Damit können heute viele mit - neue Innovationsmethoden erobern die Labors. Im Unterschied zu Design Thinking aber orientiert sich TRIZ stärker an den guten alten Ingenieurstugenden, "an Funktionsanalysen, Bearbeitung von Widersprüchen, sowie an Umsetzbarkeit und Zuverlässigkeit von Lösungsideen", sagt Jantschgi. Anders formuliert: Die eine Methode mache die andere nicht obsolet. "Kreativität ist lernbar", gilt als einer der wesentlichen Eckpfeiler von TRIZ. Altschullers 40 Innovationsprinzipien sollen Inspirationsquelle sein.

Produktzentrismus

Jantschgis Eindruck: Bei vielen Mittelständlern hänge TRIZ noch an Einzelpersonen oder kleinen Teams, meist Mitarbeitern der Entwicklung, Konstruktion, seltener der Produktion. Ein weiterer spannender Gesichtspunkt von TRIZ: Stärker das Produkt statt des Kunden als Ausgangspunkt für radikale Optimierung heranzuziehen. Nicht für jede Weiterentwicklung brauche man den Kunden. "Auch das Produkt hat eine Stimme", sagt Jantschgi.