Maschinenbau : Thyssenkrupp baut Aufzugsparte stark aus - in den USA

Der Mischkonzern Thyssenkrupp will in den USA sein florierendes Aufzugsgeschäft vorantreiben und in Atlanta für einen dreistelligen Millionenbetrag einen neuen Hauptsitz für das Amerikageschäft hochziehen. "Wir wollen unsere Marktposition im amerikanischen Markt weiter ausbauen", sagte der Chef von Thyssenkrupp Elevator, Andreas Schierenbeck, der Nachrichtenagentur Reuters.

"Wir sehen keine Indikationen dafür, dass sich der Boom abschwächt. Der Markt läuft sehr, sehr gut." Das Aufzugsunternehmen erziele in Amerika etwa 30 bis 40 Prozent seines Umsatzes und auch einen Großteil des operativen Gewinns (Ebitda).

Sparte ist der wichtigste Gewinnbringer von Thyssenkrupp

Die Aufzugsparte ist der wichtigste Gewinnbringer des derzeit von einer Führungskrise und einem Streit mit Investoren erschütterten Konzerns. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte sie mit einem bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 922 Mio. Euro fast die Hälfte des Konzerngewinns von 1,9 Mrd. Euro gestemmt.

Aggressive Finanzfirmen fordern einen Verkauf der Sparte - lieber heute als morgen. Dies haben aber sowohl der zurückgetretene Vorstandschef Heinrich Hiesinger als auch sein Nachfolger Guido Kerkhoff abgelehnt.

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Riesiger Testturm in Atlanta

"Wir haben eine lange Tradition im amerikanischen Markt", berichtet der 52-jährige Manager, der die Sparte seit 2013 führt. Der Konzern habe in den 80er Jahren den Marktführer Dover übernommen und sei heute selbst die Nummer Eins. Thyssenkrupp Elevator Americas beschäftigt in den USA, Kanada, Mittel- und Südamerika mehr als 20.000 Mitarbeiter.

Mehr als 900 Mitarbeiter sollen in dem neuen Gebäudekomplex in Atlanta arbeiten können. "Wir investieren 150 bis 250 Millionen US-Dollar (bis zu 213 Mio. Euro, Anm.) in die gesamte Anlage samt Testturm, Headquarter und Innovation-Center." Der Testturm des Konzerns wäre der dritte dieser Art neben einer Anlage in Rottweil in Baden-Württemberg und einer in China. Der Komplex soll Anfang 2022 fertiggestellt sein.

Der neue Standort im US-Bundesstaat Georgia ist damit auch ein Symbol für die Bedeutung des Marktes für den Konzern. "Der Haupttreiber für das Geschäft ist die Urbanisierung, durch die die großen Städte immer größer werden und der Platz immer geringer. Man baut immer höher auf kleinerer Grundfläche." Hier spiele die Platzersparnis eine entscheidende Rolle, wobei Thyssenkrupp mit einem System punkten könne, durch das der Flächenbedarf der Aufzüge um die Hälfte verringert werde.

Die Branche, zu der Konkurrenten wie Otis, Kone, Schindler und Mitsubishi Electric gehören, hat vor allem das lukrative Wartungsgeschäft im Blick. Und der amerikanische Markt sei ein Servicemarkt, betont Schierenbeck. "Sicher gibt es neue, prominente Installationsprojekte. Ein großer Gewinnanteil kommt aber aus dem Service."

Ein Abschwung sei nicht in Sicht. Der Hersteller spüre bis jetzt keine negativen Auswirkungen der Wirtschaftspolitik von US-Präsident Donald Trump. "Wir kaufen lokal ein, produzieren lokal, installieren lokal, der Service ist lokal - das ist alles ein sehr stabiles Geschäft. Der Immobilienmarkt in den USA ist sehr gut, überall wird gebaut." (reuters/apa/red)