​Logistik : Teile von DB Schenker sollen verkauft werden

Der Chef der Deutschen Bahn, Rüdiger Grube, beharrt auf einem Teilverkauf der Auslandsverkehrstochter DB Arriva und der Spedition DB Schenker. Mittelfristig sollten Dritte bei den erfolgreichen und international aktiven Töchtern einsteigen, sagte Grube bei einem Empfang der Bahn vergangene Woche. "Die Betonung liegt auf Beteiligung", sagte Grube, der nicht von einem Verkauf sprechen wollte. "Wir werden bei beiden Gesellschaften in jedem Fall die Mehrheit behalten."

Offene Fragen im Verkehrsministerium

Der Bund sieht bei dem Vorhaben noch offene Fragen. Eine für 8. Februar geplante Sondersitzung des Aufsichtsrats dazu wurde deshalb in der vergangenen Woche abgesagt. "Wir haben uns entschlossen, dass wir das nicht übers Knie brechen", sagte Grube. "Wir gehen nicht in eine Aufsichtsratssitzung, wenn wir nicht wissen, was rauskommt", sagte Grube. In dem Gremium stehen vor allem Regierungsvertreter seinen Plänen skeptisch gegenüber.

Ursprünglich hatte ein Beschluss schon im vergangenen Jahr fallen sollen. Doch wegen Skepsis im Verkehrsministerium sowie Widerstands in der SPD war auch dieser Zeitplan bereits aufgegeben worden. Der Bahn-Vorstand will aber an dem Vorhaben festhalten. Das Thema werde nun in einer der nächsten Aufsichtsratssitzungen behandelt. Das Kontrollgremium tagt im März wieder.

Grube rechtfertigte die geplante Teilprivatisierung mit anstehenden Ausgaben. "Wir werden in den kommenden fünf Jahren in der Mittelfristplanung rund 20 Mrd. Euro Eigenmittel investieren."

Die Kapitalbeteiligung an Arriva und DB Schenker soll helfen, dabei die Verschuldung des bundeseigenen Konzerns zu begrenzen. Nach bisher unbestätigten Medienberichten ist ein Erlös von insgesamt rund 4,5 Mrd. Euro möglich. Das Thema solle nun auf die Tagesordnung einer der nächsten Aufsichtsratsitzungen, sagte Grube.

Im Jahr 2015 hat Konzernkreisen zufolge die Bahn nach vielen Jahren erstmals wieder einen Verlust eingefahren. Die Verschuldung wird zudem in den nächsten Jahren ein Rekordniveau von über 20 Mrd. Euro erreichen. Der Konzern steht von vielen Seiten unter Druck: Im Schienengüterverkehr verliert der einstige Monopolist ständig Marktanteile und fährt Verluste ein.

Mehrere Tausend Arbeitsplätze sollen weg

Daher sollen mehrere Tausend Stellen abgebaut werden. Im Fernverkehr macht die wachsende Zahl von günstigen Fernbussen dem Unternehmen zu schaffen. Zudem fahren die Züge so unpünktlich wie lange nicht mehr. Grube räumte ein, auch der Service und die technische Zuverlässigkeit ließen zu wünschen übrig. Hier soll das Jahr 2016 eine Wende bringen. Im zweiten Halbjahr werde es beispielsweise auch in der zweiten Klasse kostenloses WLAN geben.

Die Deutsche Bahn will im Frühjahr gemeinsam mit dem Paketdienst GLS in das Paketgeschäft einsteigen. Der Start werde in Deutschland erfolgen, erklärte Grube, "und dann nach und nach in Europa". GLS hat seinen Hauptsitz in den Niederlanden und ist eine Auslandstochter der britischen Royal Mail.

Die Bahn will mit ihrer Logistiktochter DB Schenker, dem größten europäischen Verkehrsunternehmen im Schienengüterverkehr, Pakete und Speditionsgüter transportieren, die Zustellung vor Ort übernimmt GLS. Das Angebot reiche vom Paket über Stückgut bis hin zu kompletten Ladungen, sagte Grube. Die Bahn wolle mit der Zusammenarbeit die Position ihrer Logistiktochter im stark wachsenden Internethandel stärken.

Der Schienengüterverkehr der Bahn soll im vergangenen Jahr einen dreistelligen Millionenverlust eingefahren haben. Die genaue Höhe hat die Bahn noch nicht beziffert. Wegen des schlechten Geschäfts plant die Bahn nach Angaben von Grube wertberichtigende Sonderabschreibungen in Höhe von 1,3 Mrd. Euro für das Geschäftsjahr 2015. (APA/dpa/Reuters/AFP)