Energiewirtschaft : "Technologischer Vorreiter": 125 Jahre Transformatorenwerk in Weiz

An einem sonnigen Tag im Mai stand die oststeirische Industriestadt Weiz unter Strom: Siemens AG feierte das 125-jährige Bestehen seines Standortes. In Weiz mit 12.000 Einwohnern ist das Transformatorenwerk mit 1.200 Beschäftigten der größte Arbeitgeber.

Für den Weizer Bürgermeister Erich Eggenreich ist das Werk ein wichtiges Standbein der Industriestadt: "Wir sind froh, dass wir euch da haben", so Eggenreich im Rahmen des Festaktes im Hochspannungslaboratorium. Auch für die gesamte Region sei das Werk in der Nähe von Herstellern wie Magna und Andritz Hydro ein "Technologietreiber", so Beatrix Natter, die bei Siemens konzernweit die Sparte Transformatoren leitet.

"Wir sind eine Manufaktur"

Das Weizer Werk, gegründet 1892 als Franz Pichler Werke, wurde 2005 von der VA Tech an die Siemens AG verkauft und auf einem Gelände mit der Andritz Hydro situiert. Der Standort mit seiner Forschungsabteilung gilt laut Natter, Leiterin der globalen Business Unit Transformatoren, als "ein technologisches Vorreiterwerk".

Wie mehrfach berichtet hat das Werk zuletzt 24 Transformatoren für Ägypten gefertigt. Aus der Steiermark kommt damit maßgebliche Technologie für den größten Auftrag, den Siemens jemals in seiner langen Unternehmensgeschichte umgesetzt hat.

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In Weiz würden große Serien an baugleichen Transformatoren nicht gebaut, sagt Werksleiter Stefan Pieper: "Wir sind eine Manufaktur. Vieles, was hier gemacht wird, wie etwa das Wickeln der Kupferdrähte, geschieht in Handarbeit durch Spezialisten."

Eine breite Kundenpalette

Die Kundenpalette ist breit gestreut, obwohl Weiz im Großen und Ganzen für den europäischen Raum zuständig ist. In den Fertigungshallen wird an Transformatoren für Kunden in Dubai, im Irak, in Vietnam und den USA gearbeitet, aber auch für den schottischen Offshore-Windpark "Beatrice" oder für die Austrian Power Grid (APG).

Zum Produktionsportfolio gehören u. a. "Plug and Plays" - mobile Notfalltransformatoren zum raschen Einsatz etwa nach Naturkatastrophen, die für die Consolidated Edison Company in New York bereitstehen - sowie beschusssichere Trafos, ebenfalls für den US-Bedarf. "Es hat in den USA einmal einen solchen Zwischenfall gegeben, Infrastruktur zählt ja zu den am meisten gefährdeten Dingen, deshalb haben wir das auf Kundenwunsch entwickelt", sagte Werksleiter Pieper zur APA.

80 Prozent Weltmarktanteil im Bereich Offshore

Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben einen Weltmarktanteil von rund 80 Prozent bei Verteiltransformatoren für Offshore-Windparks. Rund 80 Prozent der gesamten Produktion gehen in den weltweiten Export in über 70 Länder auf allen fünf Kontinenten. Das Werk erwirtschaftete zuletzt einen Umsatz von rund 400 Mio. Euro jährlich.

Von den etwa 1.200 Beschäftigten sind laut Werksleiter Pieper rund 200 Leiharbeiter. Etwa 200 Beschäftigte sind weiblich. In einer eigenen Lehrlingswerkstatt werden rund 60 junge Menschen ausgebildet, jährlich werden 15 übernommen. Zuletzt wurden im Dreischichtbetrieb pro Jahr im Schnitt rund 150 Großtrafos und etwa 4.000 kleinere Verteiltransformatoren hergestellt. (apa/red)