Studie : "System Bahn" trägt 2 Prozent zum BIP bei

Den "ökonomischen Fußabdruck des Systems Bahn" hat die Industriellenvereinigung (IV) in einer Studie untersuchen lassen. Dabei wurden Bahnunternehmen (ausgenommen kommunaler Nahverkehr) und Bahnindustrie als "System Bahn" zusammengefasst und nach ihrer Bedeutung für Arbeitsmarkt, Investitionen, Wertschöpfung und Wirtschaftswachstum durchleuchtet. Das heute Montag in der IV in Wien vom Ökonomen Christian Helmenstein präsentierte Ergebnis: Zusammen mit den Bahninvestitionen werden dadurch jährlich 2,0 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) generiert. Das System Bahn sei ein Schlüsselsektor der österreichischen Wirtschaft: Es erzeugt mit 54.000 Beschäftigten einen Umsatz von 8,4 Milliarden Euro, das entsprach rund 1,4 Prozent der gesamten österreichischen Wirtschaftsleistung des Jahres 2011. Dazu kommen noch 0,6 Prozent jährlicher BIP-Beitrag durch die Infrastrukturinvestitionen 2013 bis 2020. Insgesamt werden also 2 Prozent der österreichischen Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt - BIP) durch Bahn, Bahnindustrie und Infrastrukturinvestitionen generiert.Nachfrageimpulse & Arbeitsplätze Die Investitionen in die Eisenbahninfrastruktur steigern die Produktivität des Faktors Arbeit und senken die Kosten importierter Vorleistungen, erläuterte Helmenstein. Pro 68.300 Euro, die investiert werden, entstehe ein zusätzlicher Arbeitsplatz woanders, also nicht bei der Bahn. Die Investitionen in die Bahninfrastruktur setzen Nachfrageimpulse, sie schaffen bzw. sichern 24.000 Arbeitsplätze jährlich bis 2020. Dabei partizipieren die Klein- und Mittelunternehmen überdurchschnittlich, so der Ökonom."Patentweltmeister" Die österreichische Bahnindustrie brauche die ÖBB als "Referenzmarkt" für ihre Produkte und Technologien. Mit einem Exportanteil von 71 Prozent, 8.100 Beschäftigten und 2,6 Milliarden Euro Umsatz (2011) gehören die Bahnindustrie- bzw. -Technologie-Unternehmen wie etwa voestalpine, Frequentis, Siemens etc. zu den weltweit wichtigsten Playern: Österreich ist fünftgrößter Exporteur weltweit im Bereich Schienenfahrzeuge und bahnbezogenen Ausrüstungen. Bedingt durch die Marktöffnung wurden die Patentanmeldungen gesteigert, die Erfindungen wurden dadurch abgesichert. Österreichs Bahnindustrie sei "Patentweltmeister", gerechnet pro Kopf der Bevölkerung.Hier geht´s weiter

Bei der Ausbildung haben sich die ÖBB in den letzten Jahren mit einer steigenden Lehrlingszahl von der gesamtwirtschaftlich eher stagnierenden Entwicklung abgekoppelt. Auch in der Bahnindustrie gibt es mit 3,8 Prozent Anteil mehr Lehrlinge als in der Gesamtwirtschaft mit 3,1 Prozent. Für Studienautor Helmenstein, der die Untersuchung als Leiter des Economica Instituts durchführte, zeigt die Ausbildungskapazität die Bedeutung für die gesamte Volkswirtschaft."Privatisierungsfähig" machenDie Industrie setze sich für eine Entlastung des Faktors Arbeit ein, um Investitionen in Bildung, Forschung und Infrastruktur finanzieren zu können, erläuterte Peter Koren, stellvertretender IV-Generalsekretär, bei der gemeinsamen Pressekonferenz. Zumindest Teile der ÖBB sollten betriebswirtschaftlich "privatisierungsfähig" gemacht werden, einen Anlass zur Privatisierung der Bundesbahnen sehe er aber nicht. Für ihn sei klar, dass Infrastrukturunternehmen im öffentlichen Einfluss bleiben sollten. Im Jahr 2013 werde sich die IV zum Schwerpunkt "Mobilität" noch weiter mit der Bahn beschäftigen.Verkehrsministerin Doris Bures bezeichnete österreichische Bahntechnologien als "Exportschlager", weltweit verfüge jeder zweite Tunnel über Technologie "Made in Austria". "Ich hoffe, dass wir das System Bahn aus dem politischen Geplänkel raushalten können", sagte sie mit Blick auf das Wahljahr 2013.ÖBB-Chef Christian Kern hob die Effekte der Bahninfrastrukturinvestitionen in Hochleistungsstrecken, Tunnel und Bahnhofsanierungen hervor. "Ohne die Bahninvestitionen wäre Österreich im zweiten Halbjahr 2012 in eine Rezession geschlittert." Eine "Zauberformel" für Wirtschaftswachstum seien Bahninvestitionen natürlich nicht, irgendwann komme es zur Sättigung, "aber die haben wir bei weitem noch nicht erreicht". (APA)