Automatisierung : Supertool

Harald Gschnaidtner ist ein Mann leiser Töne. Dass das Kernprodukt des Linzer Roboterspezialisten FerRobotics - der Aktive Kontaktflansch - in den Roboterstraßen von VW, Porsche oder BMW erfolgreich platziert ist, quittiert der Vertriebsmann mit einem Lächeln. Wenn man lange genug nachbohrt, dann ist Gschnaidtner sogar folgende Feststellung zu entlocken: "Das kann man ruhig so sagen, wir sind in der Automobilindustrie angekommen". Das war mitnichten ein Sonntagspaziergang. "Wir mussten lange den Markt sensibilisieren", so der Key Account Manager. "Kaum einer wusste ja, was eine Kraftregelung in Roboteranlagen zu leisten imstande ist".

Produzenten in Japan und USA ziehen mit

Heute hat der Linzer Betrieb - am Science Park in Linz beheimatet - 16 Mitarbeiter. Das Unternehmen expandiert: Seit Juni gibt es einen Spezialisten für die asiatischen Märkte, das USA-Geschäft wird aufgebaut. Die Domäne, wo bisher am meisten Projekte umgesetzt wurden, ist das kraftgeregelte Schleifen in Toleranzen. Im Volkswagen-Konzern sind weltweit mehrere Linien in Betrieb: Sowohl Fahrzeuge aus dem Massensegment als auch aus dem Luxussegment mit vollautomatischen Schleiflösungen werden von FerRobotics bearbeitet. Gegenüber der manuellen Bearbeitung ein Zeit- und Qualitätsgewinn, vor allem wird eine wesentliche Verbesserung des Lackes erreicht. Referenzen, die sich auch anderswo als Türöffner erweisen: Unter anderem auch bei Automobilherstellern in Japan und USA wird das kombinierte Aktor- und Sensorelement der Linzer aktuell getestet.

130 Sekunden-Takt bei Magna

Bei Magna-Steyr Fahrzeugtechnik wurde man schon vor geraumer Zeit auf die Lösung der Linzer aufmerksam. Seit 2013 ist der Kontaktflansch beim automatisierten Dachschleifen des Klarlacks von drei Fahrzeugmodellen im Einsatz. Arbeitete man bei Magna in der Station früher im Dreischichtbetrieb, ist der Bearbeitungsschritt jetzt vollautomatisiert und mit einer Taktzeit von maximal 130 Sekunden realisiert. "Jegliches Nachschleifen entfällt", heißt es bei FerRobotics. Als flexibler Multi-OEM-Paintshop sei man immer auf der Suche nach innovativen Lösungen für die Produktion, heißt es bei Magna. Georg Schenn von der Business Unit Painted Body in Graz erklärt die Ausgangslage in der Kontrastlackierlinie: "Für die Lackhaftung der Kontrast-Dachlackierung ist es notwendig, dass die Klarlackschicht am Karossendach abgezogen beziehungsweise geschliffen wird", erzählt er. Ursprünglich wurde dies durch zwei Werker erledigt. Der automatisierte Vorgang "erhöht nun die Prozesssicherheit, verbessert die Oberflächenstruktur und Glanz, es reduziert zudem manuelle Tätigkeiten“, sagt er.

Teilehandling

Grundlegend verändert hat sich die Produktfunktion der Linzer über die Jahre nicht - Adaptierungen ausgenommen. So ist jetzt der Ethernet-Standard Profinet verfügbar und neue Servicefunktionen, etwa zur Prozessüberwachung, sind integriert. Die auch Interessenten aus anderen Anwendungsfeldern aufmerksam machen könnten. Denn der Kontaktflansch soll nach Harald Gschnaidtner künftig auch stärker beim Teilehandling, dem Bürsten, Wischen oder Schweißen zum Einsatz kommen. Dem Miteigentümer Berndorf AG wird der Tatendrang der Linzer gewiss Freude bereiten: Er stockte zuletzt auf 16,7 Prozent auf.