Stahlindustrie : Studie: Chinesen bauen Stahlkapazitäten aus, statt sie zu senken

Entgegen anderslautender Zusagen der Regierung haben chinesische Stahlfirmen einer Studie zufolge ihre Überkapazitäten ausgeweitet. Die Produktionskapazitäten seien 2016 um 36,5 Millionen Tonnen gestiegen, teilten die Umweltschutzorganisation Greenpeace und die Beratungsfirma Custeel mit. Dies sei doppelt so viel wie die Gesamtproduktion Großbritanniens.

Die Kapazitäten seien vor allem in drei Provinzen rund um Peking ausgeweitet und hätten dort für hohe Luftverschmutzung gesorgt.

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Ob dieser Trend anhält, ist offen - in China wird mehr als die Hälfte des weltweit hergestellten Stahls produziert. Die Branche leidet unter enormen Überkapazitäten bei gleichzeitig schwächelnder Nachfrage. Chinesischen Stahlfirmen wird zudem Preisdumping vorgeworfen.

Pekings Konzerne machen das Gegenteil der offiziellen Ankündigungen

Die Führung in Peking hatte zugesagt, die exzessive Produktion durch die Schließung von ineffizienten Fabriken oder die Zusammenlegung von Werken zu drosseln. Laut Custeel und Greenpeace wurde in einigen Anlagen die Kapazität zwar gesenkt. Im Gegenzug seien aber auch neue Werke eröffnet oder stillgelegte wieder in Betrieb genommen worden. Der Untersuchung zufolge müssen stillgelegte Fabriken abgerissen werden, um eine Wiederinbetriebnahme zu verhindern.

"Die Tatsache, dass die chinesische Rohstahlproduktion 2016 gestiegen ist, spiegelt wider, dass die Konsolidierung der chinesischen Stahlindustrie nur sehr zögerlich vorankommt", sagte der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Hans Jürgen Kerkhoff, dem "Handelsblatt". Die europäische Stahlbranche klagt seit Langem über Dumpingimporte aus China. Die EU kämpft mit immer neuen Einfuhrbeschränkungen dagegen: EU verhängt neue Strafzölle auf chinesischen Billig-Stahl >>

(afp/apa/red)

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