Internethandel : Streik bei Amazon: Neben Deutschland macht auch Italien mit

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Ausgerechnet am Black Friday, der laut US-Tradition die heiße Phase des Weihnachtsgeschäfts einleitet, legen die italienischen Mitarbeiter des US-Konzerns Amazon die Arbeit nieder. Der Streik betrifft circa 4.000 Mitarbeiter der logistischen Plattform von Amazon in Italien nahe Piacenza, einer der größten in ganz Europa.

Streiks mitten in einer intensiven Verkaufsphase

Mit dem Arbeitsausstand verlangen die Mitarbeiter der vor zehn Jahren gegründeten italienischen Plattform bessere Löhne. Verhandlungen mit dem Management des E-Commerce-Giganten hätten bisher keine Ergebnisse gebracht, klagten die Gewerkschaften.

Amazon erwiderte, dass die vom Unternehmen gezahlten Löhne zu den höchsten in der Logistikbranche zählen. Amazon betont in dem Tarifstreit immer wieder, ein guter Arbeitgeber zu sein und vergleichsweise hohe Löhne zu zahlen.

So geht Amazon wirklich mit seinen Mitarbeitern um:

Löhne bei Amazon: Und täglich grüßt der Streik >>

Der Streik droht sich am Black Friday - einem Tag mit besonders vielen Rabattaktionen - negativ auf Amazon auszuwirken. Der Black Friday ist in den USA der Tag nach dem Erntedankfest und wird dort als Fenstertag und zum Einkaufen genutzt. Auch in Europa werben immer mehr Einzelhändler mit besonderen Angeboten an diesem Tag.

Proteste an mehreren Standorten auch in Deutschland

Nicht ganz zufällig hat daher die deutsche Gewerkschaft Verdi mitten der Schnäppchen-Woche rund um die Aktionstage "Black Friday" und "Cyber Monday" die Beschäftigten an mehreren Amazon-Standorten in Deutschland zum Streik aufgerufen.

Wie Verdi mitteilte, traten um Mitternacht bereits die Beschäftigten der Nachtschicht am Leipziger Standort des Online-Händlers in einen Streik, der Ausstand sollte bis zum Ende der Spätschicht andauern. Auch in Koblenz waren die Angestellten am Donnerstag zum Streik aufgerufen.

Verdi fordert eine Bezahlung der Amazon-Beschäftigten nach den Tarifverträgen des Einzel- und Versandhandels. "Die Cyber-Monday-Woche macht besonders die Widersprüchlichkeit dieses Unternehmens deutlich", erklärte Verdi-Streikleiter Ronny Streich.

Eine ganze Woche lang gebe es Rabatte und neue Angebote, gleichzeitig würden den Beschäftigten aber "elementare Rechte wie tarifliche Bezahlung verwehrt". So sei im Handel etwa die Zahlung eines Weihnachtsgeldes in Höhe eines halben Monatslohns üblich.

Löhne, Gehälter, Urlaubs- und Weihnachtsgeld müssten "verbindlich in einem Tarifvertrag" geregelt werden, forderte auch Verdi-Verhandlungsführer Jörg Lauenroth-Mago.

Amazon will ein "fairer Arbeitgeber" sein - aber nicht den deutschen Tarif

Der Online-Händler Amazon machte gleich eine ganze Woche aus der Aktion und begann damit bereits am Montag. Zu dem Streik in Leipzig erklärte der Konzern, der Ausstand habe "keinen Einfluss auf die Einhaltung unseres Kundenversprechens". Die "überwältigende Mehrheit" der Mitarbeiter arbeite in der Schnäppchenwoche ganz normal.

"Amazon beweist jeden Tag, dass man auch ohne Tarifvertrag ein fairer und verantwortungsvoller Arbeitgeber sein kann", erklärte der Konzern. Das Unternehmen zahle in den Logistikzentren "am oberen Ende dessen, was für vergleichbare Tätigkeiten üblich ist". (apa/afp/red)

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