Außenhandel : Strafzölle: Auch Wifo empfiehlt ein Ende der Autozölle

Das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo hat sich in seinem aktuellsten "Policy Brief" mit Auswegen aus den Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und der EU und auch China befasst. Die Wissenschafter haben den Vorschlag des US-Botschafters in Deutschland aufgegriffen, wonach ein begrenztes Industrieabkommen geschlossen werden könnte, in dessen Regime keine Zölle mehr auf Kfz eingehoben werden.

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Die Wifo-Forscher haben auf Basis von Simulationen aus umfangreichen Wirtschafts- und Handelsdaten drei Szenarien zum Vorschlag des US-Botschafters entworfen. Alle drei böten positive Wirtschafts- und Beschäftigungseffekte, erklärte Studien-Mitautor Harald Oberhofer, WU-Professor für Volkswirtschaftslehre und wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Wifo im Gespräch mit der APA.

"Was wir sehen ist, dass Handelsliberalisierungen positive Effekte auf alle mituntersuchten Volkswirtschaften induzieren würden", so der Wissenschafter. Das liege darin begründet, dass "Kfz oft Vorleistungen für Dienstleistungen sind, also Handwerker Autos für ihr Geschäft brauchen. Wenn die Kfz-Importpreise also sinken, können Beschäftigungseffekte erzeugt werden", sagt Oberhofer.

"Es würde positive Effekte haben, auch nur auf Kfz Zölle zu streichen. Aber man muss das auch mit Vorsicht sehen, weil es nicht wahnsinnig zielführend ist, immer nur einzelne Produkte im Handelssystem herauszugreifen", gibt der Wifo-Studienmitautor zu bedenken. Es könne nicht sein, immer über einzelne Produkte zu verhandlen und zu entscheiden. "Noch dazu können dann andere handelspolitische Ungleichgewichte entstehen", warnt der Professor.

Die positiven Auswirkungen eines Endes von Zöllen auf Autos wären aber keineswegs so groß wie aus einem echten Handelsabkommen zwischen den USA und der EU, einer Art TTIP light, das sich nur auf den Handel von Waren und Dienstleistungen bezieht ohne auf Investitionsschutzfragen einzugehen, erläuterte Oberhofer. Im allerbesten Szenario würden in der EU kurzfristig, also binnen eines Jahres, 330.000 Jobs neu entstehen. Das sind 0,13 Prozent aller Arbeitsplätze in der EU, verdeutlichte der Wissenschafter. In Österreich würden 10.000 Arbeitsstellen dazu kommen. Auch die anderen Wirtschaftsräume- bzw. Nationen würden profitieren.

Das beste Szenario baut auf der Annahme auf, dass alle großen Autonationen bzw. -wirtschaftsräume - also die USA (derzeitiger Zoll 2,5 Prozent), die EU (10 Prozent), China (25 Prozent), Japan (0 Prozent) und Südkorea (8 Prozent) - nicht nur die gegenseitigen Kfz-Zölle abschaffen würden sondern auch gegenüber allen anderen Ländern weltweit.

Das nächstbeste Szenario würde nur die gegenseitige Streichung der Kfz-Zölle der genannten Nationen beinhalten. Das brächte Österreich kurzfristig gar keinen Nutzen bezogen auf einen Arbeitsstellenzuwachs und auch mittel- bis langfristig, also nach mehr als zehn Jahren, sieht das Wifo 10.000 Stellen für Österreicher (und 550.000 in den EU 28). Ein solches Abkommen wäre Oberhofer zufolge auch nicht WTO-konform, beispielsweise könnte Kanada bei der Welthandelsorganisation Einspruch erheben.

Das dritte berechnete Szenario basiert auf der Annahme, dass nur die USA, die EU, Japan und Südkorea gegenseitig ihre Zölle streichen, China aber nicht mitmacht. Dann würden in den EU-28 laut Wifo-Prognose überhaupt nur mehr 190.000 Jobs dazu kommen - und in Österreich keine. Auch für China wäre dieses Szenario am unlukrativsten.

Alle Szenarien eint übrigens, dass zumindest kurzfristig in den USA keine Jobs dazukommen würden - und auch mittel- bis langfristig lediglich 30.000 bis 50.000. (apa/red)