Hintergrund : Strabag-Chef sieht eine Pleitewelle auf die Branche zurollen

Strabag-Chef Thomas Birtel sieht sein Unternehmen zwar auf Kurs, rechnet aber mit einer Reihe von Pleiten in der Branche. In Österreich herrschten Überkapazitäten und Preisdruck. "Es ist eine seltsame Situation: Es gibt nicht mehr Nachfrage, dennoch gibt es keine Insolvenzwelle", sagte er zum "Wirtschaftsblatt". "In Deutschland hat diese Situation auch zehn Jahre angehalten und dann verschwanden viele Player in relativ kurzer Zeit", erinnerte Birtel. Der Preiskampf bleibe hart, denn das Bekenntnis zum Bestbieterprinzip sei noch "ein Lippenbekenntnis geblieben". "Die rechtlichen Möglichkeiten dafür sind vorhanden, in der Praxis wird aber doch meist der Billigstbieter gewählt."

In Deutschland, dem größten Markt der Strabag, sei noch Wachstum möglich - "insbesondere im Bereich Verkehrswegebau, vor allem bei Sanierung und Instandhaltung". Das notwendige zusätzliche Investitionsvolumen dafür betrage einer Studie der entsprechenden Regierungskommission zufolge 2,5 bis 7,5 Milliarden Euro über die kommenden 15 Jahre - und zwar pro Jahr. "Das wäre um bis zu 70 Prozent über den heutigen Niveaus." Doch die entsprechenden Ausschreibungen fehlen noch.

In Russland habe die Strabag "den Gürtel enger geschnallt". Der Konzern sei schon seit 25 Jahren in dem Land aktiv, habe schon viele Krisen miterlebt und bleibe auch dort. "Mittelfristig sehe ich aber noch keine Erholung: Russland ist im Krisenmodus, das Problem ist dort nicht die fehlende Nachfrage, sondern die herrschende Kreditklemme und der schwache Rubel." (apa)