Oberösterreich : Steyr Motors nach der Insolvenz: So soll der Betrieb weitergehen

Der Spezialmotorenhersteller Steyr Motors GmbH mit Sitz in der gleichnamigen oberösterreichischen Bezirksstadt ist insolvent. Das dortige Landesgericht eröffnete ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. Die Passiva betragen 23 Mio. Euro, die Aktiva werden auf 14,7 Mio. Euro geschätzt. Die Überschuldung beträgt somit rund 8,3 Mio. Euro.

Schlüsselarbeitskräfte gehen

Im Antrag werden laut den Gläubigerschutzverbänden KSV1870 und Creditreform als Ursachen der Insolvenz ein erfolgter Personalabbau, teilweiser Verlust von Schlüsselarbeitskräften sowie Rückgang der Produktion wegen Liquiditätsengpässen angeführt. Zuletzt hatte es Medienberichte gegeben, wonach es bei dem Unternehmen Verluste, Restrukturierung sowie einen Chefwechsel gegeben habe.

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Geld von chinesischen Eigentümern

Als Überbrückungshilfe wurde von der chinesischen 100-Prozent-Eigentümerin, der Steyr Motors Investment Co., Ltd., eine Finanzspritze in Millionenhöhe zur Verfügung gestellt. Zuletzt hätten aber die mit der Alleingesellschafterin und potenziellen Investoren geführten Verhandlungen das Liquiditätsproblem nicht lösen können und so musste der Weg zum Insolvenzgericht angetreten werden.

Betrieb geht weiter

Von der Pleite sind 159 Mitarbeiter betroffen. Der Betrieb ist aufrecht. Steyr Motors ist nach eigenen Angaben für zwei Jahre ausgelastet. Aktuell gebe es Gespräche mit einem Investor.

Es wird beabsichtigt, das Unternehmen weiter fortzuführen und mit einem Sanierungsplan zu entschulden. Den Gläubigern wird eine Quote von 20 Prozent zahlbar innerhalb von 2 Jahren ab Annahme des Sanierungsplanes angeboten. Als Insolvenzverwalter wurde der Steyrer Rechtsanwalt Norbert Mooseder bestellt. Die erste Gläubigerversammlung und Allgemeine Prüfungstagsatzung wurde mit 12. Februar festgelegt.

Kein Lohn für November und Dezember - AK informiert

Wegen der Zahlungsunfähigkeit dürfen rechtlich die Löhne und Gehälter für November sowie Weihnachtsgelder nicht mehr ausbezahlt werden. Die Arbeiterkammer rät den Beschäftigten, "nicht überstürzt das Arbeitsverhältnis zu lösen", weil dadurch Ansprüche verloren gehen könnten.

Die Arbeiterkammer will "in Abstimmung mit Insolvenzverwaltern, Gewerkschaften und Betriebsräten" Versammlungen abhalten und die Beschäftigten beraten. Dabei soll es unter anderem um Anmeldung und Beantragung ihrer offenen Ansprüche bei Gericht und beim Insolvenz-Entgelt-Fonds gehen. AK-Präsident Johann Kalliauer sagt dazu: "Wer mit dem Gedanken spielt, das Arbeitsverhältnis vorzeitig aufzulösen, sollte sich unbedingt von unseren Experten beraten lassen."

Eckdaten: Von der Gründung bis zum Verkauf an Chinesen

Steyr Motors war Teil von Steyr Daimler Puch und Magna. Im Jahr 2001 wurde die Gesellschaft als eigenständiges Unternehmen gegründet. Gründer war eine Investorengruppe rund um Rudolf Streicher, früherer Generaldirektor der "Steyr Daimler Puch Werke" und ehemaliger SPÖ-Verkehrsminister sowie Rudolf Mandorfer, ehemaliger Chef der Motorensparte von Magna Steyr.

Mandorfer übernahm auch die Geschäftsführung bei Steyr Motors. Im Jahr 2012 verkauften die Eigentümer die Firma an eine chinesische Investorengruppe.

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Was Steyr Motors besonders gut kann

Das Unternehmen hat sich einen Namen mit der Entwicklung und Erzeugung von Monoblock-Motoren mit Hochdruck-Direkteinspritzung gemacht. Das sind Dieselmotoren, die keinen Extra-Zylinderkopf aus Aluminium und deshalb auch keine Zylinderkopf-Dichtung benötigen.

Dieses Nischenprodukt sei leichter, kompakter, sparsamer und höher belastbar als die üblichen Dieselmotoren, nannte man als Vorteile. Der Einsatz der Triebwerke erfolgte im Marinebereich, bei Landfahrzeugen und Maschinen. Auch ein Hybrid-Antrieb für Sport- und Freizeitboote wurde entwickelt.

Kooperation auch bei Entwicklungen für Elektroautos

In der Vergangenheit war der Hersteller auch im Bereich Elektromobilität tätig, etwa beim Projekt "Clean Motion Offensive" in Kooperation mit dem Automobil Cluster Oberösterreich und den Firmen Keba, Linz AG, Lagermax, TIC Steyr sowie der TU Graz, der FH Oberösterreich und anderen.

Bei diesem Projekt ging es darum, einen Kraftstoff-Generator zu entwickeln, der als "Biodiesel-Range-Extender" die Schwierigkeit von Elektroautos mit der Reichweite lösen kann.

(red mit apa)