Serie: Ventures Almanach : Start-ups: Beratung gegen Anteile

Wer ein Start-up gründen will, kommt nicht mit leeren Händen. Zu den Basiszutaten eines neuen Unternehmens gehören: Eine spannende Idee, unter Umständen ein paar Mitstreiter, in manchen Fällen sogar Sponsoren.

Wer sich entscheidet, auf diesem Weg auch auf die Hilfe eines Unternehmensengels zu vertrauen, geht in vielen Fällen aber auch den entscheidenden Schritt weiter, der ihn auf die Erfolgsstraße bringen kann. „Es gibt Statistiken, die beweisen, dass ein Start-up erfolgreicher wird, wenn ein Business Angel an Bord ist“, sagt Lisa-Marie Fassl, Chefin der privaten Angel-Plattform Austrian Angel Investors Association (AAIA). Und sie gibt auch eine Prognose für die Lebenszeit von neugegründeten Unternehmen ab: „Ein Drittel aller Start-ups überlebt nicht, ein Drittel ist einigermaßen abgesichert und ein Drittel performt tatsächlich auf einem oberen Level.“

Genau hier setzt die Arbeit von Business Angels an. Sie unterstützen angehende Gründer mit ihrem beruflichen Know-how und ihren Kontakten. Ein Teil der Unternehmensengel investiert auch eigenes Geld in das Unternehmen. Ein Netzwerk wie die AAIA kann außerdem weitere Co-Investments in informellem Rahmen organisieren. „Unsere Mitglieder unterstützen andere Mitglieder“, fasst Fassl das Credo des Vereins zusammen. AAIA ist nicht nur in allen Bundesländern präsent, sondern umfasst mit 180 Mitgliedern nahezu die gesamte Business-Angel-Szene des Landes. „Das Potential an Smart Money ist in Österreich bei Weitem noch nicht ausgeschöpft“, sagt Fassl: „Unsere Aufgabe ist es, vielversprechende Rahmenbedingungen für Unternehmer zu schaffen – wozu auch die Förderung alternativer Finanzierungsformen gehört.“

Nicht auf Förderungen verlassen

Neben der Suche nach finanziellen Mitteln sollten Gründer aber auch nicht auf ihr Kerngeschäft vergessen und genau wissen, was sie tun wollen: „Der ärgste Fehler, den Gründer machen können ist außerdem, sich nur auf staatliche Förderungen zu verlassen“, sagt Werner Wutscher, Geschäftsführer von New Venture Scouting (NVS): „Anstatt jahrelang am Markt vorbeizuproduzieren, ist es besser, so schnell wie möglich mit potentiellen Kunden in Kontakt zu treten.“ Auch Kollege Michael Altrichter, Speed-Beteiligung-Gründer, hält „die falsche Geschwindigkeit - zu schnell oder zu langsam“ für ein wesentliches Manko vieler Gründer. Wutscher ermuntert Start-ups zudem, sich auf den B2B-Bereich zu konzentrieren und nicht zu sehr auf den Endkunden zu schielen: „Es geht heute nicht mehr darum, etwas ultimativ Neues anzubieten – also der nächste Didi Mateschitz zu werden – sondern dem Markt ein stabiles Produkt anzubieten.“ Genau an diesem Punkt sieht der Angel auch die Aufgabe der Privatinvestoren: „Wir sind die Übersetzer zwischen etablierten Unternehmen und jungen Start-ups.“

Dies setzt aber voraus, dass auch jeder Gründer zuvor den richtigen Ratgeber findet: „Man muss den Angel suchen, der tatsächlich zu einem passt“, sagt Altrichter. Das gelte auch umgekehrt: Nur wenn die Chemie zwischen den beiden stimme, sei ein erfolgreiches Miteinander überhaupt möglich.

Zudem hat jeder Finanzinvestor einen eigenen Zugang zu Idee, Produkt, Team und Vorgangsweise. So wollen Wutscher und Altrichter als Berater gerne „sehr früh, also sobald die Idee konkretisiert wurde“ involviert sein während Fassl rät, erst Kontakt mit dem Angel aufzunehmen, wenn das Produkt einen ersten Proof of Concept (Anmerkung: Test der prinzipiellen Durchführbarkeit) durchlaufen ist.

Angst vor unkalkulierbaren Kosten brauche hingegen kein Start-up zu haben, so Altrichter: „Unsere Beratung kostet maximal Firmenanteile.“ Und: „Ich verlange von keinem Gründer, sein eigenes Geld zu investieren, nicht einmal die Gründungskosten für eine GesmbH.“

Die weit größere Schwierigkeit sei ohnehin, „das richtige Team zu finden“, so der aus der Puls4-Show „Zwei Minuten, zwei Millionen“ bekannte Engel: „Das ideale Founderteam besteht aus vier Leuten. Jede Gruppe, die größer ist, beinhaltet zu viel Streitpotential.“ Außerdem sollten unterschiedliche Fähigkeiten innerhalb des Teams verteilt sein: „Ein Produktexperte, ein Zahlenmensch, ein Vertriebler und ein CEO wären optimal.“ Zweifellos könne man sich Fähigkeiten aber auch erst im Laufe der Zeit aneignen, so Altrichter.

Kein Patentrezept

Ein Patentrezept für das Gründen eines erfolgreichen Unternehmens gebe es dennoch nicht. „An jedem Punkt der Gründung ist ein Scheitern möglich“, so Altrichter. Er setze daher auch gerne auf Personen, die bereits eine – oder mehrere – Firmengründungen hinter sich haben. Altrichter: „Ein Wiederholungstäter hat einen unglaublichen Wissens- und Erfahrungsvorsprung gegenüber Neulingen.“ Wutscher ergänzt: „Scheitern ist ein ganz normaler Prozess, bei der zweiten oder dritten Idee hat man als Gründer dann aber meist den Dreh raus und kann so richtig durchstarten.

Mehr zur heimischen Start-up-Szene finden Sie in unserem Ventures Almanach.