Interview : Starlinger-Entwicklungsleiter Weiss: „Die Fronten verhärten sich“

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Es ist ein Projekt mit Prio 1: Bei einer Reihe von Anlagen stellt Starlinger gerade die eingesetzten Gleichstrom- und Asynchronmotoren auf die viel energiesparenderen Synchronreluktanzmotoren um. Kunden würden die Maschinen durchgehend 24 Stunden an 7 Tagen in der Woche betreiben, allein das ist ein Motivator. INDUSTRIEMAGAZIN sprach mit René Weiss, Entwicklungsleiter Elektrotechnik bei Starlinger, über das Projekt.

Herr Weiss, sprechen wir über Wirkungsgrade und neue Benchmarks. Wo will man hinkommen?

René Weiss Typische Wirkungsgrade von Asynchronmotoren liegen bei 94 Prozent im Nennpunkt, Synchronreluktanzmotoren erzielen hier bis zu 97 Prozent. Mit dem Synchronreluktanzmotor sind wir effizient wie mit dem Servomotor oder Torque Motor und so robust wie eine Asynchronmaschine. Entscheidend ist auch die Effizienz im Teillastbereich, die sich bis zu 10 Prozent verbessern lässt. Zum Vergleich: Bei einem 50-Kilowatt-Synchronreluktanzmotor entfallen die Rotor-Verluste, die schon 600 Watt ausmachen, insgesamt bedeutet das von Wirkungsgradklasse IE2/IE3 zu IE4 15 Prozent weniger Verluste im Motor. Der ROI liegt meist unter zwei Jahren, je höher die Leistung, umso rascher geht es.

Wie schwer ist es, hier etwas zum Besseren zu wenden? Sind Antriebe nicht schon nahezu ausgereizt?

Weiss Die Fronten verhärten sich zunehmend – nur mit neuesten Technologien ist es möglich, sich hier vom Markt abzuheben. Leider hat das immer wieder den bitteren Beigeschmack, dass, sobald man die neuesten Entwicklungen und Technologien der Öffentlichkeit präsentiert, sie ohne Wimperzucken von europäischen und asiatischen Mitbewerbern kopiert werden.

Gibt es auch Kehrseiten bei dieser Antriebsart zu berücksichtigen?

Weiss Wesentliche Vorteile sind hier neben der Effizienz die kleinere Baugröße, kühler Rotor, aber auch die einfache Instandhaltung des Motors. Nachteilig hingegen wirkt sich aus, dass die Technologie noch nicht so verbreitet ist. Deshalb fehlen die Stückzahlen am Markt und der Motor ist teurer in der Anschaffung, aber effizienter im Betrieb.

Ist dann in fünf oder zehn Jahren ein- mal der Plafond in Sachen Energieeffizienz bei den Antrieben erreicht?

Weiss Man kann definitiv nicht sagen, dass der Plafond erreicht worden ist, denn die Welt dreht sich weiter und viele Entwickler erfinden neue Technologien. Fakt ist, dass man leider nicht immer die neuesten Ideen im Serienmaschinenbau unterbringt, weil man dann wirtschaftlich nicht wettbewerbsfähig ist – der Kostenaufwand ist zu hoch. Ein weiterer Aspekt ist, dass neue Verfahren oder Technologien immer Kinderkrankheiten aufweisen, die zu Stolpersteinen werden können.

Ich nehme an, Sie sind auch in Ihrem privaten Umfeld in Sachen Nachhaltigkeit nicht zu toppen?

Weiss In meinem privaten Umfeld ist alles energetisch durchoptimiert, in meiner Ortschaft gebe ich anderen Haushalten mittlerweile sogar Tipps für die Optimierung. Leider habe ich aber privat noch keine Synchronreluktanzmotoren im Einsatz.