Ukraine-Krise : So stark treffen die Sanktionen Österreichs Industrie

Die von der EU auf den Weg gebrachte Verschärfung der Sanktionen gegen Russland dürfte auch die heimische Wirtschaft treffen: Russland war im Jahr 2013 bei den Exporten mit 3,5 Mrd. Euro der zehntwichtigste Handelspartner Österreichs, bei den Importen mit 3,2 Mrd. Euro der siebentwichtigste Partner. Die Direktinvestitionen österreichischer Unternehmen in Russland lagen 2013 bei 7,9 Mrd. Euro.

Im Jahr davor waren es noch 8,6 Mrd. Euro, geht aus Daten der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) hervor. Zum Vergleich: Im Jahr 2006 beliefen sich die österreichischen Direktinvestitionen in Russland nur auf 1,8 Mrd. Euro.

Die EU hat diese Woche ihre Sanktionsliste gegen Russland ausgeweitet. In EU-Kreisen in Brüssel hieß es, die Liste der Stufe 2 der Sanktionen gegen Russland wegen der Ukraine-Krise wurde um 14 Personen und Entitäten verlängert. Bisher hatte die EU Einreiseverbote und Kontensperrungen gegen 87 Personen und 18 Organisationen und Unternehmen verhängt.

Der Chefökonom der Bank Austria, Stefan Bruckbauer, hatte kürzlich im APA-Gespräch gesagt, dass die wirtschaftlichen Schäden der Sanktionen für Russland größer wären als für die EU. "Europa hat weniger zu verlieren. Es würde im Fall eines Handelskriegs ein bis zwei Quartale in die Rezession fallen. Doch Russland würde sich fünf Jahre nicht erfangen. Das haben wir durchgerechnet."

Sanktionen gegen die Finanzwirtschaft seien immer gefährlich, so der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Moskau, Dietmar Fellner, gegenüber dem ORF: "Wenn die Finanzströme in einer Form unterbrochen oder erschwert werden, dann kommt das Blut der Wirtschaft zum Stocken."

Dies sollte man nicht leichtfertig aufs Spiel setzen, meint Fellner. Schon jetzt würden zum Beispiel österreichische Anlagenbauer unter der Zurückhaltung russischer Auftraggeber leiden.

Auf den folgenden Seiten ein Überblick über die am stärksten betroffenen Branchen und die wichtigsten heimischen Player >>

OMV: Im Gasgeschäft ist die OMV besonders abhängig von Russland. Die Tochter EconGas, an der die OMV 50 Prozent hält, bezieht einen großen Teil von der russischen Gazprom.

Am 24. Juni hatten OMV-Generaldirektor Gerhard Roiss und Gazprom-Chef Alexej Miller in Wien den Bau des österreichischen Abschnitts der Gaspipeline South Stream vertraglich fixiert, die ab 2017 russisches Gas bis nach Österreich bringen soll. Die EU-Kommission hat bereits ihre Bedenken gegen das Vorhaben angekündigt.

Der von der OMV betriebene Gasknotenpunkt in Baumgarten ist eine der größten Drehscheiben für russisches Gas. Rund ein Drittel des gesamten russischen Exports nach Westeuropa läuft über diese Gasstation und von hier nach Ungarn, Italien, Kroatien, Slowenien, Deutschland und Frankreich.

Bei der OMV wollte man sich zu möglichen Folgen strengerer EU-Sanktionen auf Anfrage heute noch nicht äußern und zunächst die konkreten Entscheidung abwarten.

Schoeller-Bleckmann: SBO produziert Bohrköpfe und Bohrgestänge für die Suche nach Öl und Gas und hat eine eigene Niederlassung in Russland. Darüber hinaus verkauft das Unternehmen seine Produkte an viele internationale Kunden, die dann auf russischem Territorium nach Öl und Gas suchen.

CAToil: Die unter anderem auf Schiefergasbohrungen spezialisierte Ölbohrfirma ist in Russland in Westsibirien, am Kaspischen Meer und in der Wolga-Ural-Region aktiv.

Voestalpine: Der Stahlkonzern hat zu Jahresbeginn einen Auftrag zur Lieferung von Blech für die russische Gas-Pipeline South Stream erhalten. Bis Ende Juli sei dieser Auftrag abgearbeitet, hieß es von der voestalpine auf APA-Anfrage. Laut Branchenkreisen soll sich der Auftragswert auf 100 Mio. Euro belaufen haben.

Im vergangenen Geschäftsjahr hatte die voest einen Umsatz von 160 Mio. Euro in Russland erzielt, bei einem Gesamtumsatz von 11,2 Mrd. Euro.

Strabag: Bisher erwirtschaftet der Baukonzern trotz anfänglich großer Euphorie in Russland weniger als 5 Prozent der Bauleistung.

Der russische Strabag-Großaktionär Oleg Deripaska hat Mitte Juli seine Kaufoption ausgeübt und den Anteil an der börsenotierten Strabag von bisher 19,4 auf 25 Prozent plus eine Aktie aufgestockt und hält damit wieder eine Sperrminorität.

UniCredit Bank Austria: Die russische Tochter ist die achtgrößte Bank des Landes. Sie hatte per Ende 2013 Kredite von über 12 Mrd. Euro vergeben und bekam von dort zuletzt rund ein Viertel des Betriebsergebnisses. Am 6. August wird die Bank ihre Halbjahresergebnisse mit neuen Zahlen zum Russland-Geschäft veröffentlichen.

Raiffeisen Bank International: Die Russland-Tochter der RBI ist zehntgrößte Bank des Landes. In Russland hatte die Bank im ersten Quartal 2014 rund 9,6 Mrd. Euro an Krediten ausständig und machte einen Gewinn nach Steuern von 109 Mio. Euro.

Uniqa Versicherungsgruppe: Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftigkeit (EGT) lag in Russland im Jahr 2013 bei 4,1 Mio. Euro, die Prämien bei 16,2 Mio. Euro. Verkauft werden Lebensversicherungen, der Vertrieb erfolgt in Russland ausschließlich über die Raiffeisenbank.

Flughafen Wien, AUA, Hotellerie: Der Flughafen profitiert - wie die Airlines und die österreichische Tourismuswirtschaft (Hotellerie) - von der wachsenden Zahl russischer Gäste.

Die Ukraine-Krise und die Russland-Sanktionen haben die Anzahl der russischen Touristen aber im laufenden Jahr bereits merkbar zurückgehen lassen - Luxushotels und Boutiquen berichteten von merkbaren Umsatzrückgängen bei russischen Gästen.

Immofinanz: Nach der Abspaltung der Wohnimmobilientochter Buwog steigt Russland nun zu einem der wichtigsten Einzelmärkte auf. Die Einkaufszentren, die der Konzern dort besitzt, machen dann mehr als ein Viertel des Portfolios aus.

CA Immo: Das Unternehmen hält in Russland 35 Prozent an einem Hotel- und Bürokomplex am Flughafen in St Petersburg. Es bestehen aber mittelfristig Verkaufsabsichten. (apa/pm)