Relocations : So attraktiv ist Österreich für produzierende Unternehmen

Eine aktuelle WU-Studie hat erhoben, wie viele Unternehmenszentralen aus Österreich abwandern - und wieviele Unternehmen ihre Headquarter nach Österreich verlegen. Insgesamt verzeichnet Österreich aktuell knapp 380 Unternehmenszentralen internationaler Unternehmen, die Tendenz ist steigend: Professor Phillip Nell und Wissenschaftler Jan Schmitt vom WU-Institut für International Business haben erhoben, dass zwischen dem Jahr 2000 und 2017 mehr als doppelt so viele Firmensitze nach Österreich verlegt wurden, als abwanderten. Dabei gehe es beim Zuzug nach Österreich meist nicht um die Reduktion von Kosten, sondern um Wertschöpfung, so die Studie. Wichtigster „Austauschpartner“ ist Deutschland.

Demnach verlegten 45 Unternehmen entweder den Sitz des Mutterkonzerns oder einer speziellen Sparte nach Österreich, während nur 20 das Land verließen. Besonders hohe Mobilität zeigte sich dabei vor allem in den Jahren nach der Finanzkrise: Sowohl 65 Prozent der Abwanderungen als auch 67 Prozent der Zuzüge fanden in diesem Zeitraum statt.

Auf Anfrage des INDUSTRIEMAGAZIN haben die Studienautoren eine Branchenanalyse der verlagerten Unternehmenszentralen angefertigt. „Bei den ‚incoming‘ Headquarter sind vor allem die Zentralen von produzierenden Unternehmen überrepräsentiert, bei den ‚outgoing‘ Headquarter ist der Handel überproportional betroffen“, erklärt Nell. Aufgrund der recht geringen Anzahl an Relocations mache eine detailliertere Analyse allerdings wenig Sinn.

Werte vor Kostenreduktion

Die Reduktion von Kosten aber auch die erhöhte Wertschöpfung für das Unternehmen wurden als Grund für die Übersiedlung des Headquarters genannt. Beim Zuzug nach Österreich stehen vor allem Werte wie politische Stabilität, Sicherheit, Leistungsfähigkeit der Regierung, staatliche Ordnungspolitik, Mitspracherecht der BürgerInnen, Rechtsstaatlichkeit und Korruptionskontrolle im Vordergrund. Tendenziell übersiedeln Unternehmen ihre Zentralen in Länder mit eher höheren Lohn- und Einkommenssteuern (von 40,6 Prozent auf 45,6 Prozent) sowie leicht höherer Körperschaftssteuer (von 23,8 Prozent auf 24,7 Prozent). Allerdings zeigt sich auch, dass jene Länder, die sich aus Österreich zurückziehen, in Länder mit niedrigerer Körperschaftssteuer gehen.

Deutschland beliebtester "Austauschpartner"

Trotz des hohen Stellenwerts der CEE-Länder stellt Deutschland nach wie vor Österreichs wichtigsten Partner dar, wenn es um Headquarter geht. 30 Prozent jener Unternehmen, die Österreich verlassen, gehen nach Deutschland (weitere 15 Prozent gehen in die Schweiz), während umgekehrt 20 Prozent von dort ihren Firmensitz nach Österreich verlegen. 13 Prozent der Unternehmen kamen aus der Schweiz. „Unsere Studie hat sicherlich nicht alle Zu- und Abwanderungen erfassen können. Aber es zeigt sich deutlich – auch in vielen Gesprächen mit Top-Managern –, dass Österreich, und hier vor allem Wien, ein toller Standort für Unternehmenszentralen ist.