Datenschutz : Skandal um Datenschutz bei Facebook: Für Zuckerberg wird es eng

Im Skandal um den Missbrauch der Daten von Millionen Facebook-Nutzern plant Unternehmenschef Mark Zuckerberg Medienberichten zufolge eine Aussage im US-Kongress. Facebook arbeitete derzeit an einer Strategie für den Auftritt des 33-Jährigen, berichtete der Sender CNN.

Einbruch an der Börse in Milliardenhöhe

In der "New York Times" hieß es, Zuckerberg werde im April vor dem Energie- und Handelsausschuss des Repräsentantenhauses erscheinen. Der Auftritt würde auf enormen Druck folgen, dem Facebook international ausgesetzt ist. Vom britischen Parlament will sich Zuckerberg hingegen nicht persönlich befragen lassen. Der dortige Ausschuss für Digitalangelegenheiten veröffentlichte den Brief einer Konzernvertreterin, welche stattdessen das Erscheinen anderer Facebook-Vertreter anbot. Der Ausschuss beharrt aber weiter auf der persönlichen Befragung von Zuckerberg.

Vor eineinhalb Wochen war bekanntgeworden, dass sich die dubiose Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica unerlaubt Zugang zu Daten von Millionen Facebook-Profilen verschafft hatte. Bis zu 50 Millionen Nutzer sollen von dem Leck betroffen gewesen sein. Der Konzern war im Zuge des Skandals mächtig ins Schlingern geraten. Der Börsenwert des Unternehmens sank seit Bekanntwerden der Affäre vor eineinhalb Wochen um rund 80 Milliarden Dollar (65 Mrd. Euro).

Große Unternehmen steigen aus

Mehrere Unternehmen verließen das Netzwerk oder stellten wie der Firefox-Entwickler Mozilla und der Lautsprecher-Anbieter Sonos die Werbung bei Facebook ein. So ließ der Chef des Elektroauto-Herstellers Tesla und der Raumfahrtfirma SpaceX, Elon Musk, die Unternehmensseiten entfernen.

Zusätzlicher Ärger droht von Konsumentenseite. Drei Nutzer verklagten den US-Konzern vor einem Bezirksgericht in Kalifornien wegen Verstößen gegen den Datenschutz bei seiner Messenger-App. Die Beschwerdeführer, die eine Sammelklage anstreben, werfen Facebook vor, Protokolle von Telefonaten und Textnachrichten vorzuhalten.

Als Reaktion auf den Druck in der Öffentlichkeit und an der Börse verkündete Facebook, die Datenverwaltung für Nutzer werde vereinfacht.

Neue Datenschutzgrundverordnung in der EU ab Mai

Hintergrund der seit Monaten vorbereiteten Änderungen ist aber nicht der aktuelle Skandal, sondern die ab Ende Mai geltende EU-Datenschutzgrundverordnung. User könnten künftig einfacher ihre Daten einsehen und löschen, hieß es. Zudem werde es möglich sein, sämtliche Daten und bei Facebook hochgeladene Inhalte in Formaten herunterzuladen, mit denen sie zu einem anderen Dienst verlagert werden können.

Insgesamt soll es leichter werden, bisher oft verstreute Datenschutz-Einstellungen an einem Ort zu finden. Außerdem soll künftig jeder Nutzer selbst entscheiden können, welche Werbeanzeigen angezeigt werden.

"Die vergangene Woche hat uns gezeigt, wie viel mehr wir noch daran arbeiten müssen, unsere Regeln durchzusetzen und den Menschen zu helfen, zu verstehen, wie Facebook funktioniert und welche Optionen sie im Umgang mit ihren Daten haben", schrieb die zuständige Facebook-Managerin Erin Egan und schlug damit eine Brücke zur aktuellen Situation.

Neuseeland: Facebook hat das Gesetz gebrochen

Um das Speichern von Nutzerdaten geht es auch in einem Fall in Neuseeland, der den Datenschutzbeauftragten des Landes veranlasste, den Konzern öffentlich an den Pranger zu stellen und zu erklären, Facebook habe das Gesetz gebrochen. Demnach untersagte das US-Unternehmen einem Bürger den Zugriff auf dessen persönliche Informationen, die auf den Konten anderer Nutzer gespeichert waren. Dies widerspreche dem Datenschutzgesetz, teilte der zuständige Landesbeauftragte John Edwards mit. Facebook wiederum erklärte, dass das Unternehmen die Beschwerde geprüft habe, aber noch nicht genügend Details für die Klärung vorlägen.

In einem Nebenstrang des Facebook-Datenskandals dementierte das geheimniskrämerische US-Start-up Palantir eine Zusammenarbeit mit der umstrittenen Cambridge Analytica. Allerdings habe ein Mitarbeiter auf eigene Faust Kontakte zu dem Unternehmen gehabt, sagte Palantir dem Finanzdienst Bloomberg am Mittwoch. "Wir untersuchen das und werden angemessene Maßnahmen ergreifen", kündigte eine Sprecherin an. (dpa/Reuters/AFP/APA/red)