Maschinenbau : Siemens strotzt vor Optimismus - Konzernchef Kaeser besorgt wegen Trump

Siemens hat trotz eines Auftragsknicks im ersten Quartal die Jahresprognose aufgestockt. Nach einem Gewinnsprung von fast einem Drittel im ersten Geschäftsquartal (per Ende Dezember) sagte Konzernchef Joe Kaeser für 2016/17 einen Gewinn je Aktie von bis zu 7,70 Euro voraus, 50 Cent mehr als zuletzt veranschlagt.

Die operative Marge im Industriegeschäft werde im seit Oktober laufenden Geschäftsjahr bis zu zwölf Prozent betragen. "Wir haben Aufträge im zweiten Quartal gebunkert", erklärte Kaeser im Vorfeld der Hauptversammlung in München.

"Aufträge im zweiten Quartal gebunkert"

An der Börse reagierten die Anleger erfreut über die Gewinnaussichten bei dem Münchener Technologieriesen. Die Papiere schossen zur Eröffnung um rund fünf Prozent in die Höhe und waren damit der größte Gewinner im deutschen Leitindex Dax.

Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2016/17 kletterte der Gewinn aus fortgeführtem Geschäft auch aufgrund von Steuer- und Sondereffekten um 30 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro.

Der Umsatz wuchs hingegen binnen Jahresfrist nur um ein Prozent auf 19,1 Milliarden Euro. Der Auftragseingang sackte sogar um 14 Prozent auf 19,6 Milliarden Euro ab. Finanzchef Ralf Thomas begegnete Befürchtungen, Siemens könnte angesichts des harten Preiskampfs vor allem im Kraftwerksgeschäft die Renditen für neue Aufträge aufgeben.

Beste Geschäfte mit Industriesoftware

Siemens hob vor allem die Zuwächse im Geschäft mit Industriesoftware hervor. Die Sparte digitale Fabrik erreichte erstmals das höchste Segmentergebnis - allerdings vor allem wegen eines Sondereffekts. Dadurch das Siemens sein Geschäft mit Technik für Elektroautos in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Autozulieferer Valeo einbrachte, verbuchten die Münchner Sondereinnahmen von 172 Millionen Euro. Mehr zur Digitalisierung des Konzerns hier: Siemens krempelt sich um >>

Operativ lief es in vielen Bereichen rund. Die Windenergiesparte verdoppelte ihr Ergebnis. Die Gebäudetechnik verzeichnete ein Plus von fast 30 Prozent beim Gewinn, die vor dem Börsengang stehende Medizintechnik von 15 Prozent. Allerdings weist die vorab veröffentlichte Zwischenbilanz auch Schatten auf. Im Bereich Öl- und Gastechnik brach der Auftragseingang um 40 Prozent ein.

Kaeser zeigte sich für die Auftragslage etwas vorsichtiger als noch direkt nach der Wahl von US-Präsident Donald Trump. "Die Kunden sind wichtig. Daran orientieren wir uns. Alles andere wird sich fügen", sagte der Siemens-Chef. Die jüngsten Abschottungstendenzen machten ihm Sorgen: "Ich glaube, man ist gut beraten, Weltoffenheit zu zeigen und zu leben."

Aufsichtsrat: Ehemaliger SAP-Manager löst Gerhard Cromme ab

Vor der Hauptversammlung regelt Siemens noch eine lange schwelende Personalie. In einem Jahr soll der frühere SAP-Co-Chef Jim Hagemann Snabe den amtierenden Aufsichtsratschef Gerhard Cromme ablösen.

Siemens-Chef Joe Kaeser hat sich beunruhigt gezeigt über die politische Entwicklung in den USA unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump. "Es besorgt uns schon, es besorgt mich persönlich, dass wir Töne hören, die bisher zu unserer Wahrnehmung dieses Landes nicht passten", sagte Kaeser am Rande der Hauptversammlung des Unternehmens in München.

Die USA stünden für eine Tradition von Freiheit, Weltoffenheit und Integration von Menschen unterschiedlicher Religionen und Herkunft. Zwar sei das Streben nach mehr Sicherheit verständlich. Es wäre aber "sehr schade", wenn man die Errungenschaften aufgeben würde, sagte Kaeser. Trump will eine Mauer zu Mexiko bauen und hat ein Einreiseverbot für Bürger aus sieben muslimischen Ländern verhängt.

Kaeser hofft auf den "sehr guten Beraterstab" von Donald Trump

Kaeser ließ durchblicken, dass man sich auch auf mögliche Auswirkungen von Trumps Politik auf das wichtige US-Geschäft vorbereite. Zugleich mahnte er auch zu Besonnenheit und bekräftigte, dass Trump aus seiner Sicht einen "sehr guten Beraterstab" habe. "Man sollte nicht Besonnenheit mit Unterwürfigkeitsgesten verwechseln", sagte Kaeser.

Die USA sind mit zuletzt rund 22 Milliarden Dollar (rund 20,5 Mrd. Euro) Jahresumsatz größter Einzelmarkt für den Elektrokonzern. Kaeser verwies auf eine starke industrielle Basis in den USA, Siemens betreibe dort über 60 Fabriken und beschäftige rund 50.000 Mitarbeiter. In den vergangenen zehn Jahren habe man in den USA rund 30 Mrd. Dollar investiert. Wenn man nur auf diese Fakten schaue, sei Siemens zuverlässig aufgestellt, sagte Kaeser, der selbst während seines Berufslebens jahrelang in den USA tätig war. (dpa/apa/red)