Schlanke Fertigung : Schaeffler Austria: Warum Berndorf bei der Effizienz Maßstäbe setzt

"Nach unserem Verständnis hört Verbesserung nie auf." Es ist ein Pragmatismus, den man kennt in der Industrie, auch Oliver Jung ist er zueigen. Der Vorstand Produktion, Logistik und Einkauf beim Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler ist Treiber des Effizienzsteigerungsprogramms (MOVE), konzernweit werden damit die Parameter Qualität, Kundenzufriedenheit und Liefertreue in die Höhe geschraubt. Ansehnliche Fortschritte erzielte das Unternehmen so, das auf Kegelrollenlager mit über 90 Millimeter Außendurchmesser spezialisierte Schaeffler-Werk in Berndorf jedoch stach zuletzt hervor: Es errang im internen Benchmark die Auszeichnung "Bestes Werk der Schaeffler Gruppe". Und auch wenn es nach Meinung Jungs unbegrenzte Optimierungsmöglichkeiten in einem Produktionswerk gibt: "Die Primärtugenden werden hier in Reinkultur gelebt", attestiert Jung.

Verkettet

Dass man - wie es der Deutsche augenzwinkernd formuliert - ganz schön lange laufen muss, um eine vergleichbare Wälzlagerproduktion zu finden, erschließt sich im Berndorfer Werk rasch. Die neue zusätzliche Härtereianlage, die unlängst - und mit einiger Signalwirkung im nunmehr 60. Bestandsjahr - in Betrieb genommen wurde, folgt mustergültig den Prinzipien der Lean Production. "Automatisierte Prozesse schleusen die Ringe in standardisierten Transportgebinden durch den gesamten Härteprozess", schildert Andreas Schauer, Leiter Wärmebehandlung bei Schaeffler Austria. Engpässe wie etwa jener beim Material-Handling wurden konsequent aufgelöst. Künftig wollen die Niederösterreicher den Prozess sogar online überwachen - ein Projekt mit der TU Wien soll eine "Eskalation aufs Mobiltelefon möglich machen", erklärt Schauer. Eine Halle weiter wird auf drei Linien (Außenringe, Innenringe, Sonderadaptionen) Lagerringe geschliffen - künftig noch effizienter: Für die nähere Zukunft sprechen die Berndorfer von noch stärker verketteten Prozessen mit "automatischer Anbindung an die Montagezellen".

Wertstromdesign

Eine erstaunliche Wandlung für ein Werk, das 2011 noch nicht so weit mit seinen Wertstromanalysen war, wie Oliver Lödl, Geschäftsführer der Schaeffler Austria, zu Protokoll gibt. "Damals waren die Fertigungs- und Supply Chain-Prozesse noch nicht synchron zum Kundentakt", erinnert er sich. Die Transformation gelang sehenswert. Die Durchlaufzeit bei der Fertigung von Kegelrollenlagern reduzierte sich von acht auf 2,5 Tage, die Liefertreue von 66 auf aktuell 98 Prozent. Stapler ersetzten die Berndorfer in der Produktion durch einen milk run. FIFO(first in/first out)-Linien sind gut etabliert. Der derzeitige Produktionsoutput liegt bei 33.000 Kegelrollenlagern pro Tag. Spätestens 2018 könnten fahrerlose Transportsysteme nachrücken, Verbesserung hört ja bekanntlich niemals auf. Wie übrigens auch eine weitere Zahl belegt: 2018 soll die Durchlaufzeit bei 1,5 Tagen liegen.