Halbleiterindustrie : Samsung mit 206 Mrd. Dollar Investition

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Der südkoreanische Mischkonzern Samsung will in den nächsten drei Jahren fast 206 Mrd. Dollar (176 Mrd. Euro) investieren. Das Geld werde in die Bereiche Biopharmazie, Künstliche Intelligenz, Halbleiter und die Roboterindustrie fließen, kündigte Samsung Electronics an. Die Investitionen würden dazu beitragen, die globale Position in Schlüsselindustrien wie dem Chipsektor zu stärken und das Wachstum in der Nachcoronazeit anzuschieben.

Der weltgrößte Speicherchipanbieter gab nicht an, welche Summen für welche Bereiche bereitgestellt werden, plant aber auch Übernahmen. Die Investitionsankündigung kommt kurz nach der Freilassung des Vize-Verwaltungsratschefs, Jay Y. Lee, aus dem Gefängnis. Insidern zufolge wurden Übernahmen und größere Investitionen wie die Ortsentscheidung für eine 17 Milliarden Dollar teure US-Chipfabrik wegen Lees Fehlen bei Samsung hinten angestellt. Die Samsung Group umfasst 59 Tochterunternehmen.

Schwieriger Zeitpunkt für Samsung

Für Samsung Electronics kam die Haftstrafe, die sich wegen der bereits abgesessenen Zeit auf eineinhalb Jahre reduziert, zur Unzeit. Der Technologiekonzern, der neben Speicherchips und Smartphones auch Haushaltsgeräte herstellt, kämpft um seine Spitzenposition als Smartphone-Branchenführer und will von Lieferengpässen im Chipmarkt profitieren.

Samsung: Das Flaggschiff der koreanischen Industrie in Schieflage

Lees Vater und Firmen-Patriarch Lee Kun Hee ist im Oktober gestorben. Durch die Haftstrafe war es dem einzigen Sohn bisher nicht möglich, weiterhin das Geschehen bei der Samsung-Gruppe zu kontrollieren und Einfluss auf die anstehende Restrukturierung des komplizierten Firmengerüsts aus mehr als 60 Tochtergesellschaften zu nehmen. Hinzu kommen Nachfolgedebatten rund um die Machtübergabe an Lee Jae-yongs Kinder sowie weitere Probleme. So musste Samsung-Electronics-Chairman Lee Sang Hoon wegen der Behinderung der Arbeit von Gewerkschaften ins Gefängnis.

Hintergrund der Haftstrafe

Anlass zum Verfahren gegen Lee war die Korruptionsaffäre um die frühere Präsidentin Park Geun-hye, die im März 2017 aus dem höchsten Staatsamt entfernt wurde. In einem wieder aufgelegten Prozess sah es das Gericht im Januar dieses Jahres als erwiesen an, dass Lee der früheren Staatschefin und einer ihrer Vertrauten Geld angeboten habe, um politische Unterstützung für den Machttransfer innerhalb des größten südkoreanischen Mischkonzerns zu bekommen. Lee ist der Sohn des im Oktober gestorbenen früheren Konzernchefs Lee Kun-hee. Die Richter des Seouler Obersten Gerichts befanden den Samsung-Erben der Bestechung, Unterschlagung und Verheimlichung von kriminellen Erträgen im Wert von etwa 8,6 Mrd. Won (6,4 Mio. Euro) für schuldig.

Der 52-Jährige Lee Jae-yong (alternative Schreibweise: Jay Y. Lee) war in dem Fall bereits 2017 zu fünf Jahren Haft verurteilt worden, kam jedoch nach einem Jahr frei. 2019 hatte der Oberste Gerichtshof eine Überprüfung angeordnet.

Frühzeitige Entlassung

Lee wurde unter Bewährungsauflagen zusammen mit mehr als 800 anderen Strafgefangenen vorzeitig aus der Haft entlassen. Damit verkürzte sich seine Freiheitsstrafe von zweieinhalb Jahren um fast ein Jahr.

Anlass des Straferlasses durch das Justizministerium ist der Tag der Befreiung Koreas von japanischer Kolonialherrschaft (1910 bis 1945) am 15. August. Justizminister Park Beom-kye sagte, bei der Entscheidung für Lees bedingter Entlassung sei die wirtschaftliche Lage des Landes berücksichtigt worden. Samsung ist auch marktführend bei Speicherchips und Fernsehern. Zahlreiche Arbeiter- und Bürgerorganisationen hatten sich gegen Lees Entlassung ausgesprochen.

Gegen Lee laufen derzeit zwei weitere Verfahren. So muss er sich wegen des Vorwurfs der Aktienkursmanipulation vor Gericht verantworten. Auch wird ihm die illegale Einnahme eines Beruhigungsmittels vorgeworfen. Lee bestreitet die Vorwürfe. (apa/red)