Stahlindustrie : Salzgitter-Chef: Als Abwehr gegen Dumpingstahl taugen Fusionen nicht

Der Verfall der Stahlpreise und billige Importe aus China machen es Deutschlands zweitgrößtem Stahlhersteller Salzgitter nicht leicht. Konzernchef Heinz Jörg Fuhrmann will es trotzdem alleine schaffen. "Fusionen sind nun wirklich kein taugliches Instrument, um etwa subventionierten chinesischen Dumpingimporten begegnen zu können", sagte Fuhrmann bei der Hauptversammlung in Salzgitter.

In den vergangenen Wochen waren immer wieder Spekulationen über einen möglichen Zusammenschluss der beiden größten deutschen Stahlhersteller Thyssenkrupp und Salzgitter aufgetaucht.

Salzgitter rechnet trotz Krisenstimmung mit ausgeglichenem Ergebnis

Bei den deutschen Stahlkonzernen herrscht schon seit Jahren Krisenstimmung. Die Salzgitter AG hatte auch im Startquartal 2016 Federn gelassen: Der Überschuss schrumpfte auf eine Million Euro. Im Vorjahreszeitraum hatte der Gewinn noch bei 32,7 Millionen Euro gelegen.

Für das Gesamtjahr rechnet der Konzern mit einem operativ in etwa ausgeglichenen Vorsteuerergebnis. Hoffnung machte dabei zuletzt die Einführung provisorischer Antidumping-Zölle durch die EU. Diese hätten die Erlöse steigen lassen, erklärte Fuhrmann. Der Konzern setzt darauf, dass die EU im Laufe des Jahres bei weiteren Stahlsorten Schutzzölle gegen Billigimporte aus China einführt. "Wir rufen dort nach Aktion der Politik, wo es anders nicht geht", erklärte Fuhrmann.

Europas Stahlverband Eurofer: Erhöhung 2016 und 2017

Der europäische Stahlverband Eurofer machte der Branche indes ein wenig Mut. Er rechnete zuletzt mit einer Erhöhung der Stahlnachfrage in 2016 und 2017 von jeweils 1,5 Prozent. Trotz der leichten Erholung betonte Fuhrmann: "Eine übertriebene Euphorie ist allerdings fehl am Platze, da die Nachhaltigkeit dieses Aufwärtstrends naturgemäß fragil ist."

In den vergangenen Jahren hatte Salzgitter angesichts der Krise einen harten Sparkurs gefahren, dem Hunderte von Jobs zum Opfer fielen. Die Reformen verbesserten jedoch die Zahlen: 2015 gab es mit der Ertragswende wieder den ersten Vorsteuergewinn seit 2011. (dpa/apa/red)

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