Neuausrichtung : Salzburger Aluminium will sich nach der Krise breiter aufstellen

Aluminium Verpackung
© Fotolia

"Die Konjunktur hat überraschend schnell wieder angezogen", stellte Exner-Wöhrer fest. Die SAG hat 2010 den Turnaround geschafft. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) belief sich auf 2,6 Millionen Euro, nach einem Minus von 17 Millionen Euro 2009. Der Umsatz stieg von 170 auf 195 Millionen Euro, heuer sind 240 Millionen Euro angepeilt. Vom Vorkrisenniveau ist man damit freilich immer noch weit entfernt: 2008 hatte der Umsatz bei 338 Millionen Euro gelegen. "Wir nehmen jetzt auch wieder Mitarbeiter auf", sagte Exner-Wöhrer. Im Zuge der Krise hatte der Personalstand um rund 350 auf 700 Mitarbeiter reduziert werden müssen, Ende 2010 hielt man wieder bei etwa 1.100.Während des Abschwungs hat die SAG sozusagen aus der Not eine Tugend gemacht: "Die Krise ließ uns kreativ werden, weil wir Kapazitäten frei hatten", erzählte Exner-Wöhrer. Also habe man das Hauptprodukt, einen Alumuniumtank für Lkw, in einen Wassertank für Passivhäuser umfunktioniert. Gebaut wird dieser am schwedischen SAG-Standort. "Das war das das kleinste Werk mit dem größten Problem. Wir hatten akuten Handlungsbedarf", so die Finanzchefin. Zudem seien die Schweden viel offener, was Ökothemen betrifft.Konkret bietet die SAG ein komplettes Energiespeichersystem für Privathaushalte an, quasi eine Art Kleinkraftwerk im Erdgeschoß - Passivhäuser haben keinen Keller. Der Vorteil laut Exner-Wöhrer: Der Tank ist, weil aus Aluminium, um vieles leichter als vergleichbare Produkte und daher einfacher zu installieren. Der Speicher kann an bis zu drei externe Energiequellen angeschlossen werden, an Solarkollektoren, Pelletsheizungen oder Wärmepumpen. Steuerung und Tank stellt die SAG selbst her, Solarkollektoren werden aus China zugekauft. Bisher wurden etwa 80 solcher Systeme verkauft, vorwiegend im skandinavischen Raum. Der Anteil der Kleinkraftwerke am SAG-Gesamtumsatz ist derweil noch verschwindend gering, in fünf Jahren sollen 10 Prozent des Umsatzes aus dem Bereich Alternativenergie kommen, sagte Exner-Wöhrer. Ziel BRIC-Länder.Überhaupt will sich das Salzburger Unternehmen breiter aufstellen. "2015 wollen wir 50 Prozent des Umsatzes in Sparten erzielen, die wir heute noch nicht besetzen." Neben neuen Produkten möchte die SAG auch neue Märkte erschließen, ganz oben auf der Expansionsagenda stehen Brasilien und Indien. Die Kosten für den Markteinstieg in diesen beiden Länden bezifferte Exner-Wöhrer mit 2 bis 3 Millionen Euro.In Europa, insbesondere Österreich, belaufe sich der Investitionsbedarf heuer und nächstes Jahr auf etwa 8 Millionen Euro. Finanzieren will das die SAG "möglichst aus eigener Kraft", um eine "gewisse Unabhängigkeit" von den Banken zu wahren. Die 2009 mit den Hausbanken (Oberbank, RZB und Investkredit/ÖVAG) geschlossene Finanzierungsvereinbarung sehe vor, dass das Geld, das die Familie Wöhrer ins Unternehmen gesteckt hat (etwa 21 Millionen Euro), nicht für die Kreditrückzahlung verwendet wird. "Bis 2019 können die Verbindlichkeiten nicht fällig gestellt werden", so die Finanzchefin. Die Eigenkapitalquote der SAG betrage derzeit etwa 17 Prozent. Ein Börsegang wie bei der benachbarten AMAG ist zumindest derzeit kein Thema.Künftig wird die SAG, die auch Militärfahrzeuge ausstattet, alte Kaffeekapseln von Nespresso weiterverarbeiten. Nespresso hat mit der der ARA (Altstoff Recycling Austria) ein Sammel- und Wiederverwertungssystem entwickelt: Von mehr als 700 Sammelstellen in ganz Österreich werden die Alukapseln in ein Spezialwerk im burgenländischen Müllendorf gekarrt, wo die Kaffeerückstände vom Alu getrennt werden. Die SAG kauft dann die Metallreste - eine entsprechende Vereinbarung mit der ARA ist bereits unterzeichnet - und verarbeitet sie zu neuen Aluminiumlegierungen weiter.So zumindest der Plan. Denn die Trennung der Kaffeereste von den Kapseln scheint Probleme zu bereiten. Exner-Wöhrer: "Die Burgenländer haben den Recyclingprozess noch nicht gelöst." Laut offizieller Nespresso-Aussendung vom 29. März 2011 wird der Kaffee ganz einfach "kompostiert und dient der Landwirtschaft als Dünger. Die Alu-Kapseln werden getrocknet, zerkleinert und eingeschmolzen", das daraus gewonnene Aluminium könne "beliebig oft" weiteverwertet werden. Laut Exner-Wöhrer hingegen kann man den Kaffee nicht so einfach kompostieren, weil er noch Restbestandteile enthalte. Die SAG-Finanzchefin ist sich übriges auch sicher, dass das Trennen der Kaffeereste von den Kapseln früher oder später an den Endkonsumenten delegiert wird. (APA/red)