Übernahme : Saint-Gobain braucht Geduld für Sika-Übernahme

Juristen gehen nun davon aus, dass die Transaktion - wenn überhaupt - erst im nächsten Jahr über die Bühne gehen kann. Während Sika diesen Schritt begrüßt, bedauerte Saint-Gobain den Entscheid des Gerichts: Die Verzögerung habe für alle Beteiligten Nachteile. Die Verunsicherung bei den Kunden und Zulieferern nehme zu.

Die Familie Burkard hatte im Dezember angekündigt, ihren Anteil an Sika für 2,75 Milliarden Franken (aktuell 2,6 Milliarden Euro) an Saint-Gobain zu verkaufen. Sie hat zwar nur einen Kapitalanteil von 16 Prozent, aber 52 Prozent der Stimmen. Sollte Saint-Gobain die Stimmenmehrheit erlangen, könnte sie den Sika-Verwaltungsrat auswechseln und damit die Geschicke des Unternehmens bestimmen.

Dagegen wehrt sich Sika mit der Unterstützung vieler Minderheitsaktionäre wie etwa Anlagevehikeln von Microsoft-Gründer Bill Gates. So beschränkte das Unternehmen die Stimmrechte der Familie auf fünf Prozent. Dagegen ging die Familie gerichtlich vor und verlangte ein einstweiliges Verbot dieser Beschränkung. Damit erlitt sie nun vor dem Obergericht Zug wie bereits vor einem anderen Gericht eine Niederlage. Die Richter begründeten ihren Entscheid damit, dass Sika einschneidende Nachteile drohten, sollte die Maßnahme einstweilig verfügt werden. Eine Einverleibung von Sika in Saint-Gobain könne kaum mehr rückgängig gemacht werden. Ein Sprecher konnte nicht sagen, ob die Familie den Entscheid anficht. "Bevor wir über weitere Schritte entscheiden, müssen wir das Urteil vertieft prüfen."

Die grundsätzliche Frage, ob Sika die Stimmrechte der Familie beschränken darf, klärt nun ein anderes Gericht. Experten zufolge könnte dies allerdings bis zu einem Jahr dauern. Gegen dieses Urteil kann Sika dann noch an zwei weiteren Gerichten Rekurs einlegen. Insidern zufolge könnte Sika im Fall einer juristischen Niederlage darauf setzen, dass Saint-Gobain die Geduld verliert und die Übernahme abbläst. Die vertraglich vereinbarten Bedingungen der Transaktion gelten bis Mitte 2016. Danach kann Saint-Gobain einseitig entscheiden, ob sie die Sika-Anteile noch kaufen will. (apa/Reuters)