Russland-Sanktionen : Russische Energiekonzerne spüren die Sanktionen des Westens

Die russische Energiebranche bekommt die verschärften westlichen Sanktionen zu spüren. Der zweitgrößte Ölkonzern des Landes, Lukoil, will weniger investierten. Konkurrent Rosneft dürfte seinen Betrieb im Karasee nahe dem Arktischen Ozean vorerst auf Eis legen. Die Regierung will nun angeschlagenen Konzernen mit Milliarden aushelfen.

Lukoil werde im kommenden Jahr rund zwei Milliarden Dollar weniger investieren als 2014, kündigte Konzernchef Wagit Alekperow am Freitag an. Er räumte ein, dass dies mit den Strafmaßnahmen des Westens wegen des russischen Vorgehens in der Ukraine zusammenhänge - aber auch mit der bereits beendeten Modernisierung.

Ölproduktion werde nicht schrumpfen

"Die Ölproduktion in Russland wird nächstes Jahr nicht schrumpfen", sagte Alekperow. Offen sei noch, welche Folgen die Sanktionen auf die Partnerschaft mit dem französischen Total-Konzern haben, die eine gemeinsame Erschließung von Ölvorkommen in Sibirien vorsieht. "Wir haben Rechtsanwälte, die sich das anschauen", sagte Alekperow.

Milliardenhilfe im Gespräch

Rosneft und der US-Partner Exxon Mobil haben dagegen offenbar auf die Strafmaßnahmen reagiert. Rosneft dürfte sein Projekt in der Karasee stoppen, sagte Rohstoffminister Sergej Donskoi. "Die Wahrscheinlichkeit dafür ist sehr hoch", sagte er.

Die USA haben Sanktionen gegen führende russische Energiekonzerne verhängt, wozu neben Rosneft und Lukoil auch Gazprom gehört. US-Firmen dürfen sie nicht bei bestimmten Fördervorhaben unterstützen, etwa in der Arktis und bei der Suche nach Schiefervorkommen. Außerdem wird die Finanzierung über die westlichen Kapitalmärkte durch die Sanktionen von EU und USA beschränkt.

Bis zu 3,9 Milliarden Euro Staatshilfen

Moskau will den betroffenen Unternehmen deshalb mit Finanzspritzen helfen. Rosneft und Novatek könnten jeweils bis zu 3,9 Milliarden Dollar aus dem staatlichen Vermögensfonds erhalten. "Wir ziehen diese Überlegungen in Betracht", sagte Finanzminister Anton Siluanow nach Angaben der Agentur Itar-Tass. "Ich denke, wir könnten noch in diesem Jahr in der Lage sein, solche Entscheidungen zu treffen." Eigentlich soll mit dem Fonds, der sich aus Öleinnahmen speist, das staatliche Rentensystem gestützt werden. Die zwei Unternehmen werden von Vertrauten des russischen Präsidenten Wladimir Putin geleitet.

Ministerpräsident Dimitri Medwedew will trotz der Sanktionen sein Land nicht wirtschaftlich vom Westen isolieren. "Jede Debatte über fundamentale Änderungen des Modells der wirtschaftlichen Entwicklung in Richtung einer geschlossenen Volkswirtschaft sind unangemessen und unnötig", sagte Medwedew in Sotschi. Die verstärkte Zusammenarbeit mit China und anderen asiatischen Ländern sei keine Rache gegen Europa. (reuters)