Übernahme von Helios : Ring International - Wahlkampf als Grund für Kritik

Gerald Martens Ralph Lanckohr Ring Holding Rembrandtin
© Waldner

Die Ring International Holding, die wegen ihrer Übernahme des Farben- und Lackherstellers Helios in Slowenien stark in Kritik geraten war, sieht den Grund dafür in der Wahlkampagne für vorgezogene Parlamentswahlen, in der das Thema Privatisierung im Mittelpunkt stand.

Mittendrin sei Helios zum "Spielball" für die Politik geworden, sagte RIH-Vorstand Gerald Martens im gegenüber der Austria Presse Agentur.

"Wir sind mitten in dieses Wahlkampfthema hineingerutscht und ein perfekter Spielball für verschiedene Parteien geworden, um Zeichen und Signale zu setzen", meinte Martens mit Blick auf die Privatisierungsgegner. Diese haben in der Wahlkampagne Helios zu einem Beispiel für eine fehlgelaufene Privatisierung gemacht.

Hartnäckige Vorwürfe in der Öffentlichkeit

Damit verbindet Martens auch hartnäckige Vorwürfe, die in der Öffentlichkeit stehen blieben, obwohl sie der Eigentümer nach eigenen Angaben mehrmals widerlegt habe und dafür auch Unterlagen vorlegte.

Einer der Vorwürfe lautet, dass Ring die Verschuldung von Helios extrem erhöht haben soll. "Das stimmt nicht, die Schulden sind abgebaut worden", sagte Martens.

"Wir werden einfach ignoriert"

Mit seinen Erklärungen scheinen die Wiener jedoch nicht durchzudringen. "Wir werden einfach ignoriert. Die Parteien, die das für sich ausnützen wollen, die ignorieren das", sagte er. Deswegen meint Martens auch, dass Helios nach der Wahl, die am vergangenen Sonntag stattfand, aus dem Fokus geraten werde.

Slowenien stehe nämlich eine Regierungsbildung bevor, weshalb sich die Parteien weiterhin zu positionieren versuchen würden. Und als das erste abgeschlossene Privatisierungsprojekt sei Helios auch ein politisch relevantes Thema.

Für den neuen Helios-Eigentümer bedeutet das, dass die erhoffte Ruhe in das Unternehmen noch nicht einkehren werde.

Ring seit sieben Jahren in Slowenien präsent

Dabei hat Ring in Slowenien auch ganz andere Erfahrungen gemacht. Die Wiener sind seit 2007 in dem südlichen Nachbarland in dem Büromaterial-Hersteller Niko tätig. Die Erfahrungen mit dieser Investition seien bisher nur positiv gewesen, erklärte Martens. "Der Unterschied ist, dass wir heute zum Spielball der Politik geworden sind", wiederholte er.

Erwartungen eines Streiks dementiert

Die Medienberichte über angespannte Verhältnisse innerhalb des Unternehmens, die in einem Streik eskalieren zu drohen, dementierte Martens, der in dem Unternehmen auch als Aufsichtsratschef fungiert. Die Atmosphäre im Helios sei ganz anders, wie sie in den Medien durch Gewerkschaften dargestellt werde, hieß es.

Auch der Gewerkschaften - in die Helios-Geschichte schaltete sich auch die größte slowenische Gewerkschaftszentrale ZSSS ein -, wirft Martens politische Interessen vor. "Sie wollen in Slowenien das Mitspracherecht bei den Privatisierungen haben. Würde das so kommen, würde ich es als eine dramatisch Entwicklung sehen".

"Guter Dialog" zwischen Vorstand und Mitarbeitern

Laut Martens läuft das Dialog zwischen dem Helios-Vorstand und den Mitarbeitern gut. Derzeit stehe man davor, die Arbeitsplatzgarantie - dazu hatte sich Ring gegenüber den Verkäufern verpflichtet - auch in dem Kollektivvertrag zu verankern, betonte er.

Die Jobgarantie werde auch eingehalten, versicherte Martens. "Wir haben niemanden gekündigt, wir haben Leute eingestellt", betonte er und hob hervor, dass man inzwischen 17 neue Mitarbeiter eingestellt habe.

Jobstreichungen und Lohnkürzungen

Die Ring stehe auch nicht hinter dem Stellenabbau, das vor ihren Eintreten passierte. Das sei seit längerem ein Plan des früheren Vorstands gewesen, so Martens mit Blick auf 150 abgebaute Stellen Ende 2013.

Auch Medienberichte über Unzufriedenheit mit vorgeschlagenen Umstrukturierungsmaßnahmen würden nicht stimmen. Die vorgeschlagenen Lohnkürzungen um 3,25 Prozent, die Berichten zufolge für Unzufriedenheit sorgen sollen, würde nämlich kurz vor dem Abschluss stehen - sollte die Gewerkschaft nicht "dazwischen pfuschen", wie der Vorstand sagt.

Betriebsrat fliegt aus dem Unternehmen

Über die Kündigung der Betriebsratsvorsitzenden, die neulich das Fass zum Überlaufen brachte und die Gewerkschaft zu Streikdrohung bewegt, betonte Martens, dass diese Sache nichts mit ihrer Funktion als Arbeitervertreterin habe. In dem noch laufenden Verfahren werde geprüft, ob sie ihre Verpflichtungen als Mitarbeiterin wahrgenommen habe oder nicht, do der Aufsichtsratschef.

In Zukunft Rückhalt schriftlich zusichern lassen

Trotz des jetzigen stürmischen Geschehens um Helios würde Martens nicht von Slowenien als Investitionsstandort abraten. Er würde aber künftigen Investoren raten, sich zuvor von Verkäufer und der Regierung den Rückhalt schriftlich zusichern zu lassen, damit man später nicht zu einem politischen Thema werde, sagte er. (apa/pm)