Telekommunikation : Riesenfusion auf dem amerikanischen Mobilfunkmarkt

Nach der vereinbarten Mega-Fusion zwischen der Deutsche Telekom-Tochter T-Mobile US und dem Mobilfunkanbieter Sprint in den USA verbreitet Konzernchef Tim Höttges Optimismus. "In drei Jahren sind wir mit dieser großen Integration durch", sagte er bei einer Telefonkonferenz mit Journalisten. "Alle Beteiligten am Tisch glauben an diesen Deal."

Am Sonntag hatte die Telekom verkündet, dass sie ihre Tochter T-Mobile mit dem US-Rivalen Sprint per Aktientausch zusammenschließt. Noch vor fünf Monaten hatten die Bonner und der japanische Technologiekonzern Softbank das Ringen um eine Fusion ihrer US-Mobilfunktöchter offiziell eingestellt. Nun unternimmt die Telekom einen dritten Anlauf für das Projekt in vier Jahren.

Jedoch fehlen für die Transaktion Genehmigungen von Behörden. Neben dem US-Justizministerium müssen die Rundfunk-Regulierungsbehörde FCC, die Bundesstaaten, Sicherheitsbehörden und nicht zuletzt das Weiße Haus zustimmen. Er erwarte, dass das gesamte Zulassungsverfahren ein Jahr dauern wird, sagte Höttges.

An der Börse stiegen die Aktien der T-Mobile-Mutter Deutsche Telekom stiegen zeitweise erstmals seit Anfang des Jahres über die Marke von 15 Euro.

Angriff auf Verizon und AT&T

Die Telekom hat in den USA in den vergangenen Jahren den Ausbau des Glasfasernetzes hin zu Mobilfunktürmen vorangetrieben. Mit Sprint gewinnt der Konzern nun einen Anbieter wichtiger Funkfrequenzen hinzu, die T-Mobile US bisher noch nicht besaß.

Mit dem neuen Unternehmen blasen die Bonner zum Angriff auf die Branchenführer Verizon und AT&T. "Wir haben hier einen konvergenten Markt", sagte Höttges. Zusammen kommen die beiden Unternehmen auf rund 127 Millionen US-Kunden und über 70 Mrd. Dollar (58 Mrd. Euro) Jahresumsatz.

Doch mit Sprint holt sich der Bonner Konzern auch Baustellen ins Haus. Der amerikanische Konzern ist stark verschuldet. Die bisherige Mutter Softbank ist damit gescheitert, das Unternehmen mit hohen Investitionen wieder auf Kurs zu bringen. Sprint habe die Wende noch nicht geschafft, sagte Höttges. Aber: "Sprint hat Nachholbedarf bei Investitionen in Infrastruktur, die wir bereits getätigt haben."

Milliardendeal erfordert viele Genehmigungen und Umbauten

Zudem kostet das Projekt zunächst viel Geld. Die Telekom rechnet mit 15 Mrd. Dollar Kosten für den Zusammenschluss. Nach Abzug der Aufwendungen sollen die Kosten um jährlich 6 und insgesamt um mehr als 43 Mrd.Dollar sinken. Die Synergien sollen nach Ablauf von drei Jahren nach Wirksamwerden des Zusammenschlusses erstmals die Integrationskosten überschreiten.

Die Telekom behält im neuen Unternehmen T-Mobile US die Kontrolle. Die Bonner halten zwar nur 42 Prozent am fusionierten Konzern, Softbank kommt auf 27. Jedoch übertragen die Japaner ihren Stimmrechtsanteil komplett an die Telekom, so dass diese mit 69 Prozent der Stimmrechte weiter das Sagen hat. Die Geschäfte wird der bisherige Chef von T-Mobile US, John Legere, fortführen. Höttges leitet den Verwaltungsrat, in dem die Telekom die Mehrheit stellt. Damit sei für jeden einsichtig, "dass dadurch eine Führung in diesem komplexen Unternehmen jederzeit gewährleistet ist", sagte Höttges.

Bis zu 18 Prozent seiner Anteile darf Softbank verkaufen, so dass eine gemeinsame Mehrheit mit der Telekom von mindestens 51 Prozent nicht gefährdet ist. "Wir haben vereinbart, dass in den nächsten vier Jahren keine Partei sich aus dieser Transaktion verabschieden kann", sagte Höttges.

Die übrigen 31 Prozent der Anteile gehen an die freien Aktionäre. T-Mobile US kaufe alle Sprint-Anteile, hieß es in einer Mitteilung. Für je 9,75 Sprint-Anteile erhalten deren Aktionäre eine neue Aktie der T-Mobile US ohne bare Zuzahlung.

Mit dem angepeilten Zusammenschluss endet ein Machtpoker: Bereits 2014 wollten die Unternehmen fusionieren, damals scheiterte das Vorhaben an kartellrechtlichen Bedenken. Im vergangenen Jahr dann fieberte die Börse erneut lange auf die große Hochzeit hin, letztlich konnte man sich aber nicht auf Preis und Besitzverhältnisse einigen.

Der Breitbandausbau der Telekom in Europa soll vom Milliardendeal mit dem US-Rivalen nicht gefährdet sein. "Die Investitionszusagen für die Glasfaser, die wir in Europa angekündigt haben und geplant haben, können solide umgesetzt werden", sagte Höttges. (dpa/apa/red)