Rüstungsindustrie : Rheinmetall sieht Rüstungssparte durch weltweite Krisen wachsen

Die Rüstungssparte von Rheinmetall schwächelte zuletzt: Sie verbuchte ein Minus von neun Millionen Euro, wohingegen die Automobilzulieferung mit 184 Millionen Euro einen Rekordwert einfuhr. Das Unternehmen musste wegen der schwächelnden Rüstungssparte letzten Herbst binnen weniger Monate zum zweiten Mal seine Jahresprognose kappen.

Nun soll sie dem Konzern künftig wieder zu mehr Gewinn verhelfen. Dabei setzt Firmenchef Armin Papperger nicht nur auf die ohnehin prall gefüllten Orderbücher. "Die Krisen in der Welt haben das Umdenken einiger Regierungen - auch in Europa - vorangetrieben", sagte er am Donnerstag in Düsseldorf. Er erwarte daher, dass auch in Deutschland die Wehretats aufgestockt werden und Rheinmetall davon etwas abbekommt.

Die Rüstungsfirmen stehen nicht nur wegen der Sparhaushalte in Europa unter Druck sondern auch, weil Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel Waffenexporte restriktiver handhabt als seine Vorgänger. So hatte er im vergangenen Jahr die Ausfuhr eines 135-Millionen-Auftrages für Russland gestoppt. Hierfür fordert Papperger nun eine Entschädigung, über deren Höhe er sich aber ausschwieg. "Das Recht auf Entschädigung ist aber wohl unstrittig", sagte er lediglich.

2015 soll bei einem Umsatzplus auf 4,8 bis fünf Milliarden Euro die operative Umsatzrendite (Ebit-Marge) rund fünf Prozent erreichen. Als Grund für seine Zuversicht nannte Papperger einen Auftragsbestand in der Rüstungsschmiede von rund 6,5 Mrd. Euro - 466 Millionen mehr als Ende 2013. Zudem sei die Autozulieferung ein stetig wachsendes Geschäft.

2014 hatte der Konzern bei einem Umsatz von 4,7 Milliarden Euro eine Ebit-Marge vor Sondereffekten von 3,4 Prozent erreicht. Der operative Gewinn brach wegen Verlusten im Rüstungsgeschäft um knapp ein Viertel auf 160 Millionen Euro ein. Daher sollen die Aktionäre eine um zehn Cent auf 30 Cent gesenkte Dividende erhalten.

Im Panzerbau gehen Rheinmetall gerade die Felle schwimmen. Der langjährige Partner und Leopard-Hersteller Krauss-Maffei Wegmann (KMW) will mit dem staatlichen französischen Wettbewerber Nexter zusammengehen. Rheinmetall muss dann den Verlust hauseigener Technologie fürchten. Für den Fall, dass der Zusammenschluss gelingt, habe er noch keine Idee, wie oder ob Rheinmetall dann weiter mit KMW kooperieren wird, räumte Papperger ein. Der Manager, der auch Präsident des Verbandes der deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV) ist, drängt aber auf Entscheidungen der Regierung über Schlüsseltechnologien. Es sei zu klären, ob etwa U-Boote, und Landfahrzeuge, Sensoren und IT deutsche Kerntechnologien sind. "Wenn, dann wird es schwierig sein, sie zu internationalisieren."

Statt eines Zusammenschlusses mit ausländischen Firmen drängt Papperger auf eine nationale Konsolidierung der Branche. Aber auch das sei weniger eine Entscheidung der Unternehmen als vielmehr der Politik. "Das Rüstungsgeschäft ist total abhängig von der Bundesregierung", betonte er.

Übernahmen steht Papperger skeptisch gegenüber. Zukäufe belasteten zu sehr die Kasse, Gemeinschaftsunternehmen seien eine Alternative. Er dementierte, derzeit mit dem Mischkonzern ThyssenKrupp über dessen Marinesparte zu verhandeln. Zu weiteren Medienberichten über Übernahmeziele wollte er keine Angaben machen. Mehrfach wurde spekuliert, Rheinmetall verhandle mit dem Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus über deren Präzisionsspezialisten Optronics. Zuletzt hieß es auch, der Konzern strecke seine Fühler nach dem finnischen Panzerbauer Patria und der italienischen Rüstungsschmiede Finmeccanica aus. Die Übernahmespekulationen trieben die Aktie an die Spitze des Nebenwerteindex MDax. Sie legte 3,8 Prozent auf 46,68 Euro zu.