Energiespeicher : Renault plant den Bau einer Riesenbatterie aus alten Autoakkus

Der französisch-japanische Autokonzern Renault-Nissan prüft Insidern zufolge mit dem Bau einer Megabatterie den Einstieg in den Energiemarkt. Mit einer Leistung von 100 Megawatt wäre der Speicher groß genug, um 120.000 Haushalte zu Spitzenzeiten mit Strom zu versorgen und könnte dazu beitragen, Engpässe am Energiemarkt zu verhindern, sagten mit dem Vorgang vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.

Neuer Speicher aus alten Autobatterien

Renault arbeite dazu mit dem Münchner Unternehmen The Mobility House zusammen. In dem Werk sollten gebrauchte Autobatterien eingesetzt werden, deren Ladekapazitäten nicht mehr für den Betrieb eines Elektroautos ausreichten. Als Standort kämen etwa Deutschland und in die Niederlanden infrage.

Nissan hat schon einen Speicher für Amsterdam gebaut

Eine Renault-Sprecherin sagte, das Speicherprojekt befinde sich in der "Studienphase". Nissan hat bereits einen Stromspeicher für das Stadion Amsterdam Arena gebaut. Speicherwerke können als Puffer dienen. Sie speisen etwa Strom ins Netz ein, wenn Engpässe entstehen, weil der Wind nicht weht oder die Sonne nicht scheint und gerade kein Strom mit erneuerbaren Energiequellen produziert wird.

Auch andere Autobauer stehen in den Startlöchern

Auch der Elektroautobauer Tesla und BMW befassen sich mit der Wiederverwendung von Akkus. Der Münchner Autobauer hat sich den Zulieferer Bosch und den Energieversorger Vattenfall an die Seite geholt, um Einsatzmöglichkeiten zu erforschen. "Wir gehen davon aus, dass sich der Markt für gebrauchte Batterien entwickeln wird", sagte ein BMW-Sprecher. "Je mehr Energie aus erneuerbaren Quellen zwischengespeichert werden muss, desto mehr Batteriespeicher werden genutzt", ist BMW überzeugt. Die Münchner verwenden bisher Altakkus aus Versuchsfahrzeugen der Modelle i3 und 1er-ActiveE, die zusammengeschaltet werden.

Daimler betreibt schon Speicher aus Batterien - und zwar rentabel

Daimler betreibt einen Speicher aus gebrauchten Smart- und Mercedes-Batterien zusammen mit Partnern im westfälischen Lünen. Mit einer Leistung von 13 Megawatt gilt er als der bisher größte dieser Art. Insgesamt wurden dafür 1.000 Batterien zu einem Block zusammengefasst.

Mit der Anlage, die ihren Strom aus dem Netz bezieht und in Spitzenzeiten abgibt, verdienen die Stuttgarter nach eigenen Angaben Geld. Die Akkus könnten nach ihrem Einsatz in Elektroautos noch mindestens zehn Jahre in stationären Anlagen genutzt werden. "Durch die Wiederverwendung der Lithium-Ionen-Module lässt sich deren wirtschaftliche Nutzung also quasi verdoppeln", erklärt Mercedes-Benz.

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Noch fahren hierzulande allerdings nur wenige Elektroautos auf den Straßen, die Zahl der gebrauchten Akkus hält sich damit in Grenzen. Erst wenn die Elektromobilität anspringt, womit Experten frühestens im nächsten Jahrzehnt rechnen, dürfte sich das ändern. Dafür wollen die Hersteller vorbereitet sein. "Schon die große Anzahl an Batterien, die mit der Elektromobilität verfügbar werden, machen es interessant, sich frühzeitig mit Geschäftsmodellen für die Zweitnutzung auseinanderzusetzen", erklärt Harald Uphoff vom Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE).

Batterien aus 750.000 Elektroautos könnten ein Gigawatt liefern

Einer Studie zufolge könnten Batterien aus 750.000 Elektrofahrzeugen, die nach fünf bis sieben Jahren ausgetauscht würden, eine Leistung von mindestens einem Gigawatt bereitstellen. Dies entspreche einem großen fossilen Kraftwerk. Allerdings sind Batteriekraftwerke flexibler als Kohle-oder Gaskraftwerke. Denn sie speisen Strom ins Netz ein, wenn Engpässe entstehen, weil der Wind nicht weht oder die Sonne nicht scheint. Umgekehrt speichern solche Anlagen Energie, wenn Windkraftanlagen oder Solarparks Strom im Überschuss liefern.

(reuters/apa/red)