Kraftwerkbau : Rekordtempo beim größten Einzelauftrag von Siemens in Ägypten

Ägypten hat drei Gaskraftwerke des Technologiekonzerns Siemens offiziell eingeweiht. An der Zeremonie für das Milliardenprojekt nahe der Hauptstadt Kairo nahmen Siemens-Chef Joe Kaeser und Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi teil.

Die Anlagen sollen eine Leistung von 14,4 Gigawatt haben und werden 14 Millionen Menschen mit Strom versorgen. Präsident Al-Sisi lobte Siemens dafür, das Projekt in nur etwa zwei Jahren realisiert zu haben. Die Kraftwerke seien trotz der hohen Temperaturen in Ägypten extrem effizient.

Ein Großauftrag aus Kairo, zu dem diese Kraftwerke gehören, hatte Siemens im Juni 2015 mit mehr als acht Milliarden Euro den größten Einzelauftrag seiner Geschichte eingebracht.

Transformator-Technik aus Österreich

Mit dabei ist auch österreichische Transformator-Technik aus dem Werk von Siemens in Weiz in der Steiermark. In Ägypten sind bereits einige Kraftwerkseinheiten mit Transformatortechnik aus Weiz in Betrieb gegangen: Siemens Weiz liefert 24 große Transformatoren. Ihre neue Heimat haben die per Schiff ins Nil-Land transportierten Trafos im Projekt "New Capital", in Burullus am Mittelmeer östlich von Alexandria sowie in Beni Suef am Nil, knapp 200 Kilometer südlich von Kairo.

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Bisher weltweit schnellste Errichtung

In Kairo wurde Siemens zufolge mit dem Start des Betriebs ein neuer Weltrekord bei der Abwicklung von Kraftwerksprojekten erreicht: 14,4 Gigawatt in nur 27,5 Monaten. Demnach liege Bauzeit für einen einzelnen GuD-Block mit 1.200 Megawatt Leistung normalerweise bei rund 30 Monaten. Siemens habe für das Megaprojekt in Ägypten insgesamt zwölf dieser Kraftwerksblöcke parallel errichtet und ans Netz gebracht.

Nach der Auslieferung von mehreren Gasturbinen des Typs SGT5-8000H trat im Dezember 2016 auch die erste Dampfturbine für das Megaprojekt ihre Reise von der Siemens-Fertigung in Mülheim bis zur Kraftwerksanlage Beni Suef in Ägypten an.

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Die Schlüsselkomponenten der 670-Tonnen schweren Fracht wurden mit einem Schwerlastkran aus der Fertigungshalle in das bereitstehende Transportschiff im Binnenhafen der Anlage gehoben. Das Schiff transportierte die SST-5000-Dampfturbine von Mülheim aus bis zum Hochseehafen in Antwerpen. Dort wurde die Turbine in ein Schwergutschiff verladen und nach Ägypten verschifft.

Nach der Installation wird durch die heißen Abgase der Gasturbinen Dampf erzeugt, mit dem die Dampfturbine angetrieben wird. So wird die Gesamtleistung und Effizienz des Kraftwerks erhöht. Insgesamt liefert Siemens zwölf SST-5000-Dampfturbinen an die ägyptischen Kraftwerke in Beni Suef, Burullus und New Capital. Jede dieser Dampfturbinen wird im Siemens-Werk in Mülheim gefertigt.

Zeitgleich Massive Kürzungen in Deutschland

In der Kraftwerksparte von Siemens kommt es an Standorten in Deutschland und Österreich gerade zu massiven Einschnitten und dem Abbau von tausenden Mitarbeitern. Ursache ist die Umstellung der Stromerzeugung von thermischen Energieträgern auf erneuerbare Produktion.

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Bevölkerung Ägyptens wächst rasant

Für Ägypten ist eine stabile Energieversorgung angesichts des sehr schnellen Bevölkerungswachstums von großer Bedeutung - dies wird als eine Voraussetzung für die Erholung der kriselnden Wirtschaft des Landes gesehen.

(red mit dpa/apa)