Bahn : Rail Cargo mit neuen Langstrecken zwischen dem Ruhrgebiet und dem Iran erfolgreich

In den letzten zehn Jahren haben die ÖBB 130 Mio. Euro in die Digitalisierung investiert, alle Vertriebskanäle wurden vereinheitlicht. Insgesamt nehme die Zahl der Fahrgäste der ÖBB weiter zu, so ÖBB-Vorstandschef Andreas Matthä im Gespräch mit der Austria Presse Agentur. Beim Güterverkehr sei die Situation ambivalent.

Bahnkilometer pro Bürger: Österreich an der Spitze Europas

Im Personenverkehr werde die Parkraumbewirtschaftung in der Ost-Region eine weitere Zunahme der Fahrgäste bringen, in Tirol wirke sich die Verbilligung durch den Verkehrsverbund positiv aus. Auch der Einsatz modernere Züge führe zu immer mehr Fahrgästen. "Österreich ist ein Bahn-Land", sagt der Konzernchef und verweist auf den Spitzenplatz Österreichs in der EU-Statistik.

Demnach werden hierzulande die meisten Bahnkilometer pro Bürger gefahren - übertroffen wird das Land nur von der Schweiz. Laut dem jüngsten Marktbericht liegen Österreichs Bahnpassagiere mit 1.427 pro Kopf und Jahr gefahrenen Kilometern im EU-Vergleich an der Spitze.

Güterverkehr: Beste Volumina, fürchterliche Margen

Im Güterverkehr spürt die Bundesbahn das Anspringen der Konjunktur: Mit den Mengen sei man "sehr zufrieden", mit den Preisen gar nicht, erläutert Matthä die Problematik: "Die Margen sind eigentlich fürchterlich".

Bei den steigenden Mengen müsse man auf eine Optimierung der Kapazitäten setzen. "Derzeit fährt alles, was Räder hat". Im Güterverkehr sind die Bundesbahnen mittlerweile europaweit Nummer Zwei, nach der Deutschen Bahn: ÖBB sind die Nummer zwei in Europa - mit schnell wachsendem Schuldenberg >>

Neue Langstrecken bei der Rail Cargo

Dabei sind die langen Strecken, wie von der Türkei ins Ruhrgebiet, ein wesentlicher Teil der Erfolgsstrategie der Rail Cargo und werden weiter verstärkt. Zur Unterstützung des Außenhandels soll mit Jahresanfang 2018 die Strecke Deutschland - Österreich - Triest - Mersin und von dort mit der türkischen Bahn nach Teheran ins Angebot genommen werden.

Diese neue Iran-Verbindung auf der südlichen Seite der Seidenstraße werde aufgrund zunehmender Nachfrage der Industrie angeboten. Für kapitalintensive Güter sei die Bahn-Verbindung zwischen Europa und China besser als die Schiffsroute, weil sie zehn bis 12 Tage schneller sei, aber nicht so teuer wie der Transport per Flugzeug.

Für den Bahntransport spreche natürlich auch das Umwelt-Argument: Eine Tonne Fracht, mit der Eisenbahn transportiert, verursacht einen fünfzehn mal geringeren CO2-Ausstoß als beim Transport per Lkw. 95 Prozent der Energie komme von erneuerbaren Energien. "Die Bahn bringt einen wesentlichen Beitrag zur CO2-Reduktion", erklärt Matthä. Jährlich 2,9 Millionen Tonnen CO2-Ersparnis habe man der Bahn zu verdanken.

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Auf Fahrgäste kommt noch höhere Digitalisierung zu

Über 1.000 Ticket-Automaten werden auf das neue Software-System umgestellt. Alle 8 Vertriebskanäle - Automaten, Schalter am Bahnhof, Internet, App, Zugbegleiter, ÖBB Reisebüro, externe Partner und telefonisches Kundenservice 05 1717 - sind dann harmonisiert.

Für die Kunden der Bahn bedeute dies natürlich eine Umgewöhnung, erklärt ÖBB-Chef Matthä. Die Kunden könnten mit jedem angezeigten Zug fahren - außer natürlich bei Sparschiene und einer Sitzplatzreservierung.

Großer Vorteil des Systems sei die Integration der Verkehrsverbünde. So könne man mit einem einzigen Ticket etwa vom Salzburger Mirabellplatz nach Matrei am Brenner fahren - mit Bus, Railjet und S- Bahn. Die neue Basistechnologie werde auch den Verkehrsverbünden angeboten. "Wir sind bereit, das zu öffnen", sagte Matthä.

Jedes Jahr verkaufen die ÖBB 40 Millionen Tickets. Zahlenmäßig die meisten davon werden am Automaten gelöst, 25 Prozent des Umsatzes werden im Internet und über die App am Smartphone erzielt, wo die höherpreisigen Tickets erworben werden. Seit dem Start der ÖBB-App Anfang 2016 wurden bereits 1,5 Millionen Tickets via App erstanden.

Mobilfunk-Verstärker bestrahlen die Waggons

Verbessert werde auch die Telefonie-Qualität an Bord der Züge. Mit Dezember starte auf der Westbahnstrecke zwischen Wien und Salzburg das verbesserte System für den Mobilfunk, das in Kooperation mit drei Mobilfunkbetreibern umgesetzt wird. Ziel sei es störungsfreier zu telefonieren - was in den Zügen wegen der Strahlendämpfung nur durch leistungsfähige Verstärker (Repeater) in den Fahrzeugen möglich sei. Anschließend soll auch auf der Südstrecke die Telefonie-Qualität verbessert werden.

Das Gespräch führte Edith Grünwald, APA.

(apa/red)