Automobilindustrie : PSA-Chef Tavares bereitet Opel auf Einschnitte vor

Opel muss sich nach der Übernahme durch den französischen Autobauer PSA Peugeot Citroen auf tiefgreifende Veränderungen gefasst machen. Konzernchef Carlos Tavares zollte der deutschen Traditionsmarke Respekt für ihre Leistung. "Die Autos, die ich sehe, sind richtig gut", sagte er in einem Interview der Tageszeitung "Die Welt". Da könne Peugeot durchaus von Opel lernen.

Die Abläufe der Rüsselsheimer Tochter seien jedoch nicht effizient genug. "Mein Eindruck ist, viele Probleme rühren daher, dass Dinge bei Opel überdimensioniert sind, dass sie zu viel Energie verbrauchen."

Im November kommt der erste große Sanierungsplan

PSA hatte Opel am 1. August übernommen. Ein erster Sanierungsplan soll nach 100 Tagen im November vorgestellt werden. Opel-Beschäftigte in den deutschen Werken sind über einen Tarifvertrag bis Ende 2018 vor Entlassungen geschützt. Eine Verlängerung der Jobgarantie darüber hinaus hatte Tavares abgelehnt.

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Produktionskosten bei Opel zu hoch, sagt Tavares

Opel weiter schlank zu sparen und Arbeitsplätze abzubauen, sei dabei kein Patentrezept. Es gebe verschiedene Hebel. "Aber man muss schon Schlüsse daraus ziehen, wenn man feststellt, dass die Produktionskosten bei Opel mindestens 50 Prozent über denen in unseren französischen Werken liegen", sagte der PSA-Chef.

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Die Pläne des früheren Managements für die Entwicklung von Technologien und Modellen seien schlicht "nicht ausreichend" gewesen, um das Unternehmen erfolgreich zu machen. "Es wurde eine Strategie verfolgt, die einfach nicht funktioniert hat", sagte Tavares und kritisierte damit indirekt den früheren Opel-Chef Karl-Thomas Neumann, der das Unternehmen bis zur Übernahme durch PSA geführt hatte.

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Nicht GM allein schuld

Die Verantwortung für die Misere bei dem deutschen Autobauer könne nicht allein dem früheren Mutterkonzern General Motors zugeschoben werden, betonte Tavares. "Die Opel-Ergebnisse sind vor allem Resultate von Opel-Entscheidungen." Dies sei auch eine der grundlegendsten Änderungen, die nun anstünden. Die Leute von Opel müssten wissen, dass sie innerhalb klarer, auf Profitabilität ausgerichteter Rahmenbedingungen ihre eigenen Entscheidungen träfen.

Tavares hat dem neuen Opel-Chef Michael Lohscheller bei der Übernahme Anfang August eine 100-Tage-Frist für einen Plan gesetzt, um die PSA-Tochter profitabel zu machen. Die Rüsselsheimer hatten unter der Ägide von GM zuletzt 1999 schwarze Zahlen geschrieben.

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Bei Peugeot hat Tavares die operative Gewinnmarge im Autogeschäft im vergangenen Jahr durch Einsparungen auf sechs Prozent gehievt, ein Spitzenwert unter Massenherstellern. Bei Opel wird befürchtet, dass unter Peugeot langfristig Tausende Arbeitsplätze wegfallen werden. (Reuters/dpa/apa/red)