Software Cost Engineering : IOT-Plattformen, Apps, digitale Dienste: Wann sich Software wirklich rechnet

Nein, die Hardware wird ein Thema bleiben. Das will Jochen Wilms klargestellt haben. Wer sich für die Kostenstruktur von mechanischen, mechatronischen oder elektronischen Zulieferteilen seiner Lieferanten interessiert oder die Kosten von Kugellagern, Pneumatikzylindern oder Elektroantrieben des Mitbewerbs mit kriminalistischem Eifer aufschlüsseln will, "wird auch weiterhin in der Produktkostenanalyse Antworten finden", sagt Wilms.

Seit 2012 ist er bei Kerkhoff Cost Engineering, seit 2014 ist er Gesellschafter, seit 2016 Geschäftsführer der Unternehmensberatung die sich auf die Herstellkostenoptimierung von technischen Produkten - also Hardware - spezialisiert hat. Doch digitale Vernetzung, das Aufladen von Produkten mit IoT-Funktionalitäten und der Hang, in Softwareplattformen Teil einer größeren Community zu sein und ganz schnell Softwarebausteine herunterladen zu können, haben auch die Arbeit von Wilms und seinen 25 Kollegen gewandelt.

Software auf den Zahn gefühlt

Da reicht ein Blick in die Industrie: Der deutsche Anlagenbauer SMS Group arbeitet am digitalen Hüttenwerk, der Stahlhändler Klöckner hat mit seiner Digitaleinheit kloeckner.i den Schritt ins Plattformbusiness gesetzt. Ein Trend, dem immer mehr Unternehmen der klassischen Industrie folgen - allerdings ist der Softwaremarkt, speziell jener noch junge für IoT-Plattformen - unübersichtlich und häufig sehr zersplittert, ergo leidet die Vergleichbarkeit der Tools.

Software Cost Engineering, die kostenseitige Aufschlüsselung von Entwicklungs-, Lizenz- und Implementierungs- sowie Trainingskosten von Software, sei da ein wirkungsvoller Schritt für die objektive Bewertung, heißt es bei Kerkhoff. "Ich glaube nicht, dass in der Produktionsindustrie vielen bekannt ist, dass es diese Möglichkeiten gibt", sagt Wilms.

Munition für Nachverhandlungen

Freilich: Auch für Wilms und seine Truppe ist das Software Cost Engineering ein relativ junges Betätigungsfeld. Anfang des Jahres reifte dafür die Idee heran, dann wurden Kapazitäten hochgezogen. Steven Schumacher, Spezialist für Industrial Engineering und davor unter anderem bei Consultant bei P3 in Michigan, wo er bei Jaguar Land Rover Projekte im Software Cost Engineering Bereich geführt hat, ist einer der Fachleute dieser Disziplin.

"Wir wollen Unternehmen ermöglichen, Angebote von Softwareherstellern - etwa großer Softwarehäuser oder Herstellern von Industrieprodukten mit Softwaredienstleistungszweig – kostenanalytisch nachzuvollziehen und entsprechend bewerten zu können.“. In der Folge könnten diese mit den Anbietern in Preisverhandlungen oder einen Diskurs über Leistung treten.