Produktionsoptimierung : Produktion: Tägliche Ernte

Hutterer Trumpf
© Helene Waldner

Eine ganze Nasenlänge. So weit soll die neue Hochgeschwindigkeits-Biegezelle von Trumpf Maschinen Austria (TruBend Cell 7000) anderen Maschinen voraus sein. Immerhin angelten sich die Paschinger dafür heuer glatt den Staatspreis für Innovation. Der Teiledurchsatz liegt doppelt so hoch wie normal – schnelleren Einzelkomponenten und synchronisierten Prozessen sei Dank. Mit fünf Sekunden je Biegung ist die Maschine derzeit die schnellste Zelle der Welt. Auch für kleine Losgrößen ist sie „wegen des automatisierten Werkzeugwechsels prädestiniert“, erzählt Trumpf-Betriebsleiter Thomas Saiko. Die Produktion der Wundermaschine? Läuft im Werk in Pasching schon wie geschmiert. Sie wird auf einer eigenen Linie montiert. Und trotzdem steht das Wertstromsystem der Oberösterreicher auf der Probe. Der Grund sind die neuen Biegewerkzeuge. Sie laufen „im Wertstrom der normalen Werkzeuglinie mit“, erklärt Saiko. Nicht als Fremdkörper, aber die Herausforderung ist trotzdem groß: „Es darf zu keinerlei Verschwendung kommen“, sagt Saiko. Kurzer Genuss Verschwenderisch war der Biegemaschinenhersteller zuletzt nur mit Superlativen. Im Geschäftsjahr 2011/12 erwirtschaftete der deutsche Konzern einen Rekordumsatz von 2,3 Milliarden Euro, ein Plus von 15 Prozent. Auch beim Auftragseingang legte der Betrieb zu. Mit 2,35 Milliarden Euro lag er sensationell über dem des Vorjahrs. Ein Erfolgsgeheimnis: Die Optimierung nach den Prinzipien der schlanken Produktion. Sie wird auch bei den Oberösterreichern gelebt. Für sein synchrones Produktionssystem, das auf dem Gedanken des ständigen Verbesserns aufbaut, sackte der Hersteller reihenweise Auszeichnungen ein. Es gab dafür auch den von Fraunhofer Austria und INDUSTRIEMAGAZIN verliehenen Titel „Fabrik2011“. Hier geht´s weiter

Dass der aktuelle Ist-Zustand immer „der denkbar schlechteste“ sei, daran glaubt Trumpf-Betriebsleiter Thomas Saiko auch weiterhin felsenfest. „Erreichtes können wir immer nur ganz kurz genießen“, erzählt er. „Die Produktvielfalt explodiert, der Kunde will laufend attraktivere Maschinen sehen.“ Auch deshalb gingen im Trumpf-Konzern zuletzt zuhauf neue Automatisierungslösungen an den Start. Etwa eine Stanzautomatisierung. Die sei „einmalig“, heißt es bei Trumpf. Experimentierfreude Und damit stiegen auch die Anforderungen an die Paschinger Produktion. „Jährliche Produktivitätssteigerungen von zehn Prozent sind unser Ziel“, erzählt Betriebsleiter Thomas Saiko. Allein: Mit herkömmlichen Mitteln – etwa groß angelegten Workshops – „schaffen wir das nicht mehr“, erzählt er. Die Zeiten, wo von 50 Maßnahmen zur Effizienzsteigerung locker 30 fruchteten, sind längst passé. Seit gut einem halben Jahr läuft deshalb für österreichweit 30 Trumpf-Führungskräfte ein ziemlich ungewöhnliches Optimierungsprogramm. Nicht einmal im Monat, sondern täglich (!) reporten Teamleiter nunmehr Vorgesetzten. „Was die Teams organisatorisch oder im Prozess verbessern konnten, soll unbedingt sofort kommuniziert werden“, erklärt Trumpf-Mann Thomas Saiko. Auch welches Ziel als Nächstes ins Auge gefasst wird, „geht nicht unter“, so Saiko. Experiment Er nennt als Beispiel ein Auslieferungslager für Biegewerkzeuge. Hier wolle man den Bestand in spätestens drei Monaten um die Hälfte reduziert haben, so der Betriebsleiter. Aus der Arbeit selber holen sich die Oberösterreicher die für den Wertstrom relevanten Kennzahlen. Am Ende ist klar, „ob es ein Irrweg war. Oder der Königsweg“, so Saiko. Damit schlagen die Oberösterreicher eine „experimentelle Methode zur Optimierung“ ein. Trumpf-Betriebsleiter Thomas Saiko: Speziell auf den Führungsebenen lastet nun größerer Druck – sie haben mehr Verantwortung zu übernehmen. Das ist aber durchweg motivierend“, beobachtet Langzeitgeschäftsführer Alfred Hutterer. Hutterer, seit 1. Juli in Ruhestand, trieb das Thema in Pasching voran. Die neue Arbeitsweise werde „super angenommen“, beobachtet auch Betriebsleiter Thomas Saiko. Im Übrigen auch im deutschen Werk Dietzingen. Die Deutschen zündeten mit dem nachgeschärften Produktionssystem „Synchro Plus“ unlängst die zweite Stufe: In vielen Bereichen sattelte man schon vom monatlichen Kennzahlensystem auf ein tägliches System um. Michael Tiefelt, im deutschen Werk für das Produktionssystem zuständig: „Alles wird noch transparenter.“ Die Paschinger können ein Lied davon singen. Daniel Pohselt