Strategie : Prinzhorn will "verbandelten" Energiemarkt aufmischen

Prinzhorn verlangt dabei 5,5 Cent pro Kilowattstunde. Ziel sind 20.000 Kunden in drei Jahren. Ein paar hundert Kunden haben schon zu "MeinAlpenStrom" gewechselt, sagte Prinzhorn bei einem Pressegespräch. Er sei selbst überrascht, wie einfach der Stromanbieterwechsel geht - bis zur Gründung seiner eigenen Stromfirma habe er nie gewechselt. Damit ist er nicht allein, sind doch die Wechselraten in Österreich im Vergleich zu vielen anderen EU-Ländern gering. Im ersten Halbjahr 2015 haben sich 1,6 Prozent der Haushalte einen neuen Stromlieferanten gesucht und zwei Prozent einen neuen Gasanbieter.

Bei "MeinAlpenStrom" kann sich ein durchschnittlicher Haushalt laut Prinzhorn rund 150 bis 200 Euro im Jahr ersparen. Das Unternehmen, das über mehrere Zwischenholdings der Privatstiftung von Thomas Prinzhorn, früher Zweiter und Dritter Nationalratspräsident (FPÖ, BZÖ), gehört, bietet eine einjährige Preisgarantie. Im ersten Jahr bekommen Neukunden - sie können aus ganz Österreich kommen - einen Treuerabatt von einem Cent, sodass sie für den Strom einen Arbeitspreis von 4,5 Cent je kWh zahlen. Grundgebühr oder Mindestvertragsdauer gibt es nicht. Zum reinen Strompreis kommen noch Netzgebühren und Steuern dazu, "MeinAlpenStrom"-Kunden bekommen separate Rechnungen.

Strom aus der Steiermark

Der Strom kommt aus zwei Kleinwasserkraftwerken in Niklasdorf und Frohnleiten in der Steiermark. Das Kraftwerk in Niklasdorf gibt es schon seit 1895, es versorgt hauptsächlich die nahegelegenen Industriebetriebe mit Strom. Vor ein paar Jahren hat die Prinzhorn-Gruppe das Kraftwerk übernommen und 2012 revitalisiert. Aus einer alten Wehranlage wurde eine neue Staustufe, nunmehr kommt der Standort Niklasdorf auf eine Leistung von fünf Megawatt und eine Produktionskapazität von 20 Gigawattstunden. Das zweite Kraftwerk in Frohnleiten (Leistung 9,9 MW, Produktionskapazität 50 GWh) wurde ebenfalls in den vergangenen zwei Jahren völlig umgebaut, es stammt aus dem Jahr 1925 und war mit dem Standort der ehemaligen Papierfabrik Frohnleiten verbunden.

Für die Renovierung der Kraftwerke hat das steirische Neo-Unternehmen einen Investitionszuschuss bekommen. Eine Förderung des Tarifs spiele bei "MeinAlpenStrom" nur eine geringe Rolle, so Co-Geschäftsführer Philipp Rehulka. Wieviel Geld man in die Hand genommen hat, sagte Prinzhorn nicht. Nur so viel: "Wenn ein Landesversorger 1,20 Euro pro Megawatt investiert, investieren wir 80 bis 90 Cent."

"Offenes Kartell"

In Prinzhorns Augen ist die heimische E-Wirtschaft trotz Liberalisierung und Unbundling (Trennung von Netzbetreibern und Lieferanten) stark miteinander verflochten. Noch immer gebe es ein "offenes Kartell" und "abgestimmte Angebote im Osten Österreichs". Von den 20 größten Anbietern seien nur drei (nunmehr vier) wirklich in privater Hand. Alle anderen seien mit Bund, Landesversorgern, Gemeinden oder Stadtwerken verstrickt.

Was die Wechselaktionen des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) betrifft, ist Prinzhorn skeptisch. Bei einer Neuauflage der Aktion "werden wir uns das sicher anschauen", jedoch seien die bisherigen VKI-Aktionen "nicht alle von Vorteil für die Kunden gewesen". Seine Firma wolle sich jedenfalls in einem Bieterprozess "nicht verwässern lassen". 2015 haben 17.600 Haushalte mittels VKI ihren Strom- und Gasanbieter gewechselt, ein Jahr davor noch deutlich mehr, nämlich 98.000. Die Konsumentenschützer haben dabei jeweils mit bestimmten Strom- und Gaslieferanten zusammengearbeitet, die ein gutes - nicht notwendigerweise das günstigste - Angebot gemacht haben. (apa)