Industriegase : Praxair nimmt neuen Anlauf für Megafusion mit Linde

Neuer Anlauf bei Megafusion: Beim Industriegase-Konzern Linde könnten sich nach zuvor gescheiterten Verhandlungen wieder Gespräche um eine mögliche Fusion mit dem US-Konkurrenten Praxair anbahnen. Praxair habe einen überarbeiteten Vorschlag gemacht, teilte Linde am Dienstagabend mit. Man werde den Vorschlag prüfen. Der Aktienkurs von Linde zog am Mittwoch zeitweise um mehr als sieben Prozent an.

Im September waren die Papiere nach den gescheiterten Verhandlungen zunächst abgestürzt, konnten sich aber mit rund 150 Euro inzwischen wieder auf das Niveau vor dem Scheitern der Gespräche erholen.

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Auch Praxair bestätigte diese Woche die Kontaktaufnahme mit Linde. Es gebe aber keine Sicherheit darüber, ob ein Deal zustande komme, hieß es. Derzeit wolle man keine weitere Stellungnahme zu dem Thema abgeben. Im September waren Fusionsgespräche zwischen Praxair und Linde vorerst gescheitert. Man sei sich bei der Wahl des Firmensitzes und der Struktur des fusionierten Unternehmens nicht einig geworden, hieß es da.

Der Linde-Aufsichtsrat wird sich Kreisen zufolge in der kommenden Woche treffen. Das Kontrollgremium werde am 7. Dezember zusammenkommen, sagte eine mit der Sache vertraute Person der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Mittwoch. Dieser Termin sei aber schon seit längerem geplant. Auf der Agenda dürfte neben drei neu zu besetzenden Vorstandsposten auch der überarbeitete Fusionsvorschlag von Praxair stehen. "Überarbeitet kann eigentlich nur bedeuten, dass der Vorschlag seitens der Amerikaner verbessert wurde", sagte ein Börsianer.

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Ein Grund für das bisherige Scheitern der Verhandlungen mit Praxair war laut Linde-Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle auch ein Streit zwischen dem damaligen Linde-Finanzchef Georg Denoke und dem Vorstandschef Wolfgang Büchele. Denoke musste seinen Hut nehmen und Büchele teilte mit, dass er nicht für eine zweite Amtszeit zur Verfügung stehe. Zuvor war bereits Linde-Amerika-Chef Tom Blades zum Baudienstleister Bilfinger gewechselt und ist dort seit Sommer Unternehmenschef.

Bei einer Fusion von Linde und Praxair würde ein neuer Weltmarktführer für Industriegase entstehen. Linde hatte seinen globalen Spitzenplatz an den französischen Rivalen Air Liquide abtreten müssen, nachdem dieser in diesem Jahr das US-Unternehmen Airgas geschluckt hatte.

Linde kämpft mit sinkenden Umsätzen und Gewinnen im Anlagenbau, weil vor allem die ölverarbeitende Industrie wegen der niedrigen Ölpreise wenig investiert. Der Vorstand hat deshalb im Oktober ein massives Sparprogramm mit Stellenabbau angekündigt. Unter anderem prüft Linde, den Standort Dresden mit 500 Mitarbeitern zu schließen. In Pullach bei München könnten 15 bis 20 Prozent der über 3.000 Stellen abgebaut werden. Linde beschäftigt weltweit 65.000 Mitarbeiter, davon rund 8.000 in Deutschland. (dpa/apa/red)