Atomkraft : Prag billigt den Ausbau des AKW Dukovany

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© Endesa

Das tschechische Umweltministerium hat Grünes Licht für den geplanten Ausbau des südmährischen Atomkraftwerkes Dukovany gegeben. Der teilstaatliche Tschechische Energiekonzern (CEZ) habe ein positives Gutachten im Rahmen des Umweltverträglichkeitsverfahren (UVP) erhalten, teilte das Ministerium in einer Presseaussendung mit. Aus Österreich kam umgehend Protest.

"Wir lehnen den geplanten Ausbau nach wie vor ab und halten an dieser Einschätzung fest", erklärte das Umweltministerium in einer Aussendung. Mit der Entscheidung endet nach mehr als drei Jahren das grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsverfahren, in dem die Auswirkungen auf die Umwelt und die öffentliche Gesundheit bewertet wurden.

Der Bau von ein bis zwei neuen Reaktoren in Dukovany werde "annehmbare Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit der Bevölkerung" haben, hieß es in dem veröffentlichten Gutachten des tschechischen Umweltministeriums.

In das UVP-Verfahren wurden auch die Nachbarländer einbezogen. Neben Konsultationen auf Expertenebene fanden auch öffentliche Anhörungen statt, bei denen sich die Öffentlichkeit äußern konnte. Insgesamt erhielt das tschechische Umweltministerium rund 16.000 Stellungnahmen - hauptsächlich aus Österreich, wie das Ministerium in Prag mitteilte.

Noch keine endgültige Zustimmung für den Ausbau

Das Gutachten ist noch keine endgültige Zustimmung für den Ausbau, sondern nur eine fachliche Unterlage für das weitere Verfahren. Bisher gibt es vier Reaktoren in dem Atomkraftwerk, das rund 100 Kilometer nördlich von Wien, und nur um die 35 Kilometer entfernt von der österreichischen Grenze liegt. Die Druckwasserreaktoren der russischen Bauart WWER-440/213 wurden in den Jahren 1985 bis 1987 in Betrieb genommen. Das Kraftwerk deckt rund ein Fünftel des tschechischen Stromverbrauchs.

Die geplanten ein bis zwei neuen Reaktoren sollen die bestehenden 4 Blöcke schrittweise ersetzen. Bis Ende des Jahres will die tschechischen Regierung mit dem Energiekonzern CEZ einen entsprechenden Vertrag unterzeichnen, um 2020 mit der Vorbereitung für das Ausschreibungsverfahren für den Ausbau zu beginnen.

Umweltschützer in Österreich protestieren seit Jahren

Atomkraftgegner in Österreich laufen seit Jahren Sturm gegen die Ausbaupläne der tschechischen Regierung. Sie halten die bestehenden Kraftwerke in Temelin und Dukovany für unsicher und gefährlich und sind auch gegen den Bau neuer Reaktoren.

Kritik an den Ausbauplänen kam auch von der früheren Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). "Es ist völlig unverständlich, wie man heute noch neue Atommeiler errichten kann", erklärte Köstinger in einer Aussendung. "Atomkraft ist keine Technologie der Zukunft, sie ist nicht sauber, sie ist nicht klimaschonend, sie ist nicht billig und sie ist vor allem gefährlich". Die frühere Umweltministerin forderte eine Wiederholung des UVP-Verfahrens und eine Offenlegung der Finanzierung des neuen Reaktors.

Der oberösterreichische Landesrat Rudi Anschober (Grüne) kündigte an: "gemeinsam mit NGOs aus Tschechien und vielen BürgerInnen Tschechiens werden wir alle politischen und rechtlichen Schritte gegen weitere Atomreaktoren ergreifen, die möglich sind." Ein besonders kritischer Punkt am AKW-Standort Dukovany sei der Kühlwasser-Mangel, kritisierte Anschober, "denn die knappen Wassermengen im Fluss Jihlava sind bereits jetzt problematisch und verschärfen sich durch die wachsende Klimakrise". (apa/red)